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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Frühgeschichte Europas und des
Mittelmeerraumes in seinem Buch »The White Goddess – a historical grammar of
the poetic myth« anschaulich und überzeugend beschrieben zu haben.
     
    Das religiöse Konzept der freien Wahl
zwischen Gut und Böse, das die Pythagoreische Philosophie und der prophetische
Judaismus gemeinsam haben, entwickelte sich aus einer Manipulation des
Baum-Alphabets. In dem primitiven Kult der Universalen Göttin, zu dem das
Baumalphabet einen Führer oder eine Anweisung lieferte, blieb kein Platz für
die Wahl: Seine Anhänger akzeptierten die Ereignisse, lustvoll oder
schmerzhaft, die über sie kamen als ihr Schicksal, das sich aus der natürlichen
Ordnung der Dinge ergab. Die Veränderung resultierte aus der Tatsache, daß die Göttin von einem
Universalen Gott entthront wurde. Dem entspricht die zwanghafte Entfernung der
Konsonanten H und F aus dem griechischen Alphabet und deren Zuordnung in den
geheimen, aus acht Buchstaben bestehenden Namen des (männlichen) Gottes… Ich
gehe davon aus, daß diese religiöse Revolution, die zu Veränderungen im
griechischen wie im britannischen Alphabet führte, ursprünglich jüdisch war,
initiiert von Ezekiel (622-570 v. Chr.). Sie wurde aufgegriffen von
griechischsprechenden Juden in Ägypten. Von ihnen wiederum übernahmen sie die
Pythagoräer. Pythagoras, der zum erstenmal in Crotona 529 vor Chr. von sich
reden machte, soll, wie seine Biographen angeben, sowohl bei den Juden wie bei
den Ägyptern Studien haben und könnte jener Grieche gewesen sein, der den aus
acht Buchstaben bestehenden Namen Gottes international bekannt machte. Der Name
muß auf dem Umweg über das südliche Gallien, wo die Lehre der Pythagoräer früh
bekannt war, nach Britannien gekommen sein. (…)
    Von dem neuen Gott wurde behauptet, er sei
beherrschend wie Alpha und Omega, der Anfang und das Ende sei reine Heiligkeit,
sei das reine Gute, die reine Logik, sei fähig, ohne die Hilfe einer Frau zu
existieren… Das Ergebnis war ein philosophischer Dualismus mit all jenen
tragisch-komischen Klagen, die sich aus der spirituellen Dichotomie ergeben.
Wenn der wahre Gott, der Gott des Logos reines Denken war, das reine Gute,
woher kam dann das Böse und der Irrtum? Von nun an mußte man von zwei
verschiedenen Schöpfungen ausgehen: der spirituellen Schöpfung und der falschen
materiellen Schöpfung… Dargestellt an den Himmelskörpern standen nun die Sonne
und der Saturn zusammen in Opposition zum Mond, dem Mars, dem Merkur, dem
Jupiter und der Venus. Die fünf letzteren Himmelskörper bildeten eine starke
Partnerschaft mit einer Frau am Anfang und einer Frau am Ende. Jupiter und die
Mondgottheit paarten sich als die Herrscher über die materielle Welt, die
Liebenden Mars und Venus verbanden sich als Inbegriff lustvoller
Fleischlichkeit. Zwischen diesen Paaren stand Merkur als der Teufel, als
Cosmocrator und Urheber der falschen Schöpfung. Es waren diese fünf, die die
phythagoreische hyle oder die fünf materialisierten Sinne bildeten, die
spirituell orientierte Menschen als Quellen des Irrtums anzusehen hatten, über
die sie sich durch die reine Meditation erheben sollten.
    Roben Graves, The White Goddess

KAPITEL 6
     
     
    Indem sich Merlin immer wieder aus der
Welt in die Wildnis zurückzieht, indem er sich, wie wir das in der
Stonehenge-Episode mitverfolgen können, gegenüber den Großen und Mächtigen rar
macht und nur in sehr wichtigen Fällen bereit ist, etwas von seinem
Geheimwissen preiszugeben, wird aus dem »Wunderkind«, dem wir in der
Drachen-Episode begegnen, langsam der »weise Alte«, ein Wesen, für das das
Altern, jenes Gesetz der Zeit, dem gewöhnliche Sterbliche unterworfen sind,
nicht gilt. Damit wird eine Aura geschaffen, die für seine wichtigste Tat
unabdingbare Voraussetzung ist. Hat Merlin schon in seiner Jugend auf das
In-die-Welt-Kommen eines idealen Herrschers hingewiesen, so führt er nun dieses
Ereignis trotz zunächst unüberwindbar scheinender Schwierigkeiten herbei. Die
Ereignisse, die schließlich zu Arturs Geburt führen, erinnern an eine in die
keltische Welt übertragene Geschichte der griechischen Mythologie, bei der Zeus
die Gestalt des Amphitrion annimmt, um mit Alkmene den Herakles zu zeugen.
    Diese Parallelität ist kein Zufall.
Amphitrion war zunächst Herrscher von Mykenä.
    Ähnlichkeiten im Baustil beispielsweise
zwischen dem sogenannten »Bienenkorb«-Grab in Mykenä und den Gewölben der
Grabhügel von Newgrange, Knowth und Dowth

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