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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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sich auf. Dann nahm er
seine Saufeder, ohne etwas zu sagen, und humpelte zu Beaumont hinüber. Er
kniete neben dem Hund nieder und nahm dessen Kopf auf den Schoß. Er streichelte
ihn und sagte: » Hark to Beaumont . Schon gut, Beaumont, mein Freund. Oyez
à Beaumont the Valiant . Tapferer Kerl. Swef, le douce Beaumont ,
swef, swef.« Beaumont leckte seine Hand, aber er konnte nicht mehr mit dem
Schwanz wedeln. Der Rüdemann nickte Robin zu, der hinter ihm stand, und
blickte dem Hund in die Augen. Er sagte: »Guter Hund, Beaumont der Tapfere. Schlaf
jetzt, treuer Freund, gute alte Hundeseele.« Dann entließ Robins Pallasch
Beaumont aus dieser Welt, auf daß er zwischen den Sternen streune und mit Orion
um die Wette laufe.
    Wart mochte Master Twyti einen Augenblick lang
nicht ansehen. Dieser merkwürdige, lederne Mann stand auf, ohne einen Ton zu
sagen, und vertrieb die Hunde von dem toten Keiler, wie sich’s gehörte. Er hob
sein Hörn an die Lippen und blies ohne ein Zittern die vier langen Noten des mort :
Schwein tot!
    Aber er blies das Totsignal aus einem anderen
Grund, und Wart war bestürzt, weil der Mann zu weinen schien.
     
    Das Totsignal führte die
meisten Nachzügler und Verstreuten herbei, wenngleich es eine Weile dauerte.
Hob war schon da. Sir Ector kam als erster; er brach sich mit seiner Saufeder
Bahn durchs Gestrüpp, schnaubte majestätisch und schrie: »Großartig, Twyti.
Ausgezeichnete Hatz, ganz ausgezeichnet. So erlegt man ein Stück Wild, möcht’
ich sagen. Was wiegt der Kerl?« Die anderen kamen tröpfelnd, in Grüppchen.
King Pellinore stürmte heran und rief: »Tally-ho! Tally-ho! Tally-ho!« Er hatte
nicht mitbekommen, daß die Jagd schon abgeblasen war. Als man ihm dies zur
Kenntnis gab, hielt er inne und sagte: »Tally-ho, was?« mit matter Stimme und
verstummte. Schließlich erschien sogar der Feldweibel mit seiner Gruppe im
Gänsemarsch, immer noch im Laufschritt, und als man sie auf der Lichtung
anhielt, erklärte der Weibel mit großer Genugtuung: ohne ihn hätten sich alle
rettungslos verirrt. Merlin tauchte auf und hielt seine Hose fest; der Zauberspruch
hatte versagt. Sir Grummore kam mit Kay herangestapft und sagte, ein derart
brillantes Abnicken habe er kaum je gesehen, obwohl er nichts gesehen hatte,
und dann begann das Ausweiden.
    Hierbei kam es zu einem Zwischenspiel. König
Pellinore, der schon den ganzen Tag nicht ganz bei sich war, machte den
fatalen Fehler zu fragen, wann man denn den Hunden ihren Beute-Anteil gebe. Wie
man weiß, bekommen die Hunde ihre Belohnung auf dem Fell des erlegten Tieres ( sur
le quir ), und wie jedermann weiterhin weiß, wird ein erlegter Keiler nicht
abgehäutet. Er wird ausgeweidet, ohne daß man ihm die Schwarte abzieht, und infolgedessen
gibt es keine Haut und damit keinen Hunde-Anteil. Die Hunde werden, wie
allbekannt, mit einem fouail belohnt, das heißt: mit einer über dem
Feuer gekochten Mischung aus Innereien und Brot, und so hatte der arme König
arg ins Fettnäpfchen getreten.
    Unter lautem Hussa-Geschrei stand König Pellinore
über das tote Tier gebeugt, und Sir Ector verabreichte dem protestierenden
Monarchen einen herzhaften Schlag mit dem Schwertblatt. Darauf sagte der König:
»Ihr seid alle ein biestiger Haufen von Proleten«, und vor sich hin-brummelnd
entschwand er im Wald.
    Der Keiler wurde ausgeweidet, die Hunde bekamen
ihre Belohnung, und das Fußvolk stand schwatzend in Gruppen umher (zum
Hinsitzen war es zu feucht) und verzehrte den von den jungen Frauen
mitgebrachten Proviant. Sir Ector hatte vorsorglich ein kleines Fäßchen Wein
bereitstellen lassen, aus dem jeder seinen Trunk erhielt. Die Läufe des Keilers
wurden zusammengebunden, man schob eine Stange hindurch, und zwei Mann hievten
sich das Tier auf die Schulter. William Twyti hielt sich abseits und blies das
Halali.
    In diesem Augenblick tauchte König Pellinore wieder
auf. Ehe er noch in Erscheinung trat, hörte man schon, wie er sich durchs
Unterholz schlug und schrie:»Hört doch nur! Ich sage ja! Kommt sofort! Etwas
Entsetzliches ist passiert!« Dramatisch erschien er am Waldsaum – just in dem
Augenblick, da ein in Bewegung geratener Ast, dem seine Bürde zu schwer
geworden war, ihm etliche Zentner Schnee auf den Kopf warf. König Pellinore
ließ sich’s nicht verdrießen. Er kletterte aus dem Schneehaufen heraus, als
hätte er von alldem nichts gemerkt, und rief: »Ich sage ja! Hört mal!«
    »Was ist denn los, Pellinore?« schrie Sir Ector.
»Kommt

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