Der König auf Camelot
schnell!« rief der König, machte verwirrt kehrt und verschwand wieder im
Wald.
»Was meint Ihr?« erkundigte sich Sir Ector. »Stimmt
was nicht mit ihm?«
»Reizbarer Charakter«, sagte Sir Grummore.
»Äußerst.«
»Werden wir ihm also besser nachsetzen und zusehn,
was er tut.«
Gesetzt folgte die Prozession König Pellinore nach;
sein schwankender Kurs war an den frischen Fußstapfen leicht auszumachen.
Auf das Spektakulum, das sich ihnen bot, waren sie
nicht vorbereitet. Inmitten eines abgestorbenen Ginster-gebüschs saß König
Pellinore, und die Tränen strömten ihm übers Gesicht. Im Schoß hielt er einen
gewaltigen Schlangenkopf, den er streichelte. Hinter dem Schlangenkopf befand
sich ein langer geschmeidiger gelber Leib mit Flecken drauf. Am Ende des Leibes
waren Löwenfüße, die in Hirschhufen endeten.
»Ist doch gut«, sagte der König. »Ich hab’ dich
doch nicht verlassen wollen. Das war bloß, weil ich mal in einem Federbett
schlafen wollt’, nur für’n Weilchen. Ich wär’ wiedergekommen, ganz bestimmt.
Ach bitte, stirb nicht, Biest, und laß mich nicht ohne Losung zurück!«
Als der König Sir Ector erblickte, übernahm er
sogleich das Kommando. Die Verzweiflung hatte ihm Autorität verliehen.
»Na, los doch, Ector«, rief er aus. »Steht nicht so
dumm da rum. Laßt auf der Stelle das Faß mit dem Wein herbeischaffen.«
Das Weinfäßchen wurde geholt, und das
Aventiuren-Tier bekam einen gehörigen Schluck.
»Armes Wesen«, sagte König Pellinore unwillig. »Ist
einfach dahingeschmachtet, regelrecht dahingeschmachtet – bloß weil sich keiner
für es interessiert hat. Ich begreife nicht, wie ich die ganze Zeit bei Sir
Grummore hab’ bleiben können, ohne an mein gutes altes Biest zu denken. Ich
begreif’s nicht. Seht Euch seine Rippen an. Wie Faßdauben. Und liegt da im
Schnee, ganz allein, fast ohne Willen zum Leben. Komm schon, Biest, sieh zu, ob
du nicht noch ein Schlückchen runterbringst. Tut dir gut. – Mich in einem Federbett
zu aalen«, fügte der Monarch reuevoll hinzu, wobei er Sir Grummore finster
anblickte, »wie ein – wie eine Drohne!«
»Aber wie habt Ihr – wie habt Ihr’s gefunden?« stammelte
Sir Grummore.
»Ich bin zufällig draufgestoßen. Und zwar ohne Eure
Hilfe. In der Gegend rumzurennen wie Einfaltspinsel und mit Schwertern
aufeinander loszudreschen! Hier im Ginsterbuch bin ich draufgestoßen – der arme
Rücken ganz voll Schnee, und Tränen in den Augen, und kein Mensch auf der Welt
kümmert sich drum. Das kommt davon, wenn man kein geregeltes Leben führt.
Vorher war alles in Ordnung. Wir sind zur gleichen Zeit aufgestanden und waren
zu regelmäßigen Stunden auf der Hohen Suche und sind um halb elf zu Bett
gegangen. So, und nun seht’s Euch jetzt an. Es ist völlig kaputt, und wenn’s
stirbt, seid Ihr schuld dran. Ihr und Euer Bett.«
»Aber Pellinore!« sagte Sir Grummore… »Haltet den
Mund«, erwiderte der König sogleich. »Steht nicht da rum, Mann, und blökt wie
ein Narr. Tut was. Holt eine Stange, damit wir Glatisant nach Hause tragen
können. Nun los doch, Ector. Kapiert Ihr das nicht? Wir müssen’s nach Hause
tragen und vor den Küchenherd legen. Schickt jemanden los; er soll Brot in
Milch einweichen. Und Ihr, Twyti, oder wie Ihr Euch zu nennen beliebt, hört
endlich auf, mit Eurer Trompete da rumzuspielen, und lauft vor und sorgt dafür,
daß ein paar Decken angewärmt werden. Wenn wir nach Hause kommen«, schloß
König Pellinore, »werden wir ihm erst mal was Kräftigendes zu essen geben, und
wenn’s am nächsten Morgen wieder auf Trab ist, werd’ ich ihm ein paar Stunden
Vorsprung geben, und dann, he-ho, beginnt das alte Leben wieder. Was hältst du
davon, Glatisant, he? Horridoh, auf-auf zum fröhlichen Jagen, was? Kommt schon,
Robin Hood, oder wie Ihr heißt – Ihr denkt vielleicht, ich kenne Euch nicht,
aber da irrt Ihr – , hört auf, mit der Haltung eines lässigen Waidmannes an
Eurem Bogen zu lehnen. Reißt Euch zusammen, Mann, und stellt den Muskelprotz
von Feldweibel zum Tragen an. So, und schön langsam anheben. Los, Ihr
Holzköpfe, und fallt mir bloß nicht hin. Federbetten und Jagdbeute, haa!
Kinderkram! Los doch, vorwärts, auf geht’s, ohne Tritt – marsch! Federbetten?
Die reinste Alberei! – Und was Euch anbelangt, Grummore«, fügte der König
hinzu, obwohl er seine Rede schon beendet hatte, »Ihr dürft Euch ruhig in Euer
Bett packen und drin ersticken.«
KAPITEL 17
»Mir
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