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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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Trave dann auf dem Beifahrersitz saß, verlor Clayton keine Sekunde und raste los.
    »Nach Blackwater?«, fragte er, indem er seinem Begleiter einen Blick zuwarf.
    »Ja, Sie haben ja gehört, was Jacob gesagt hat«, erwiderte Trave seufzend. »Dort will er hin. Vielleicht nicht gleich heute, aber wohl doch eher früher als später. Er ist überzeugt davon, dass er im Haus etwas Entscheidendes findet, und er wird nicht ruhen, bis er es in der Hand hat. Wobei ich befürchte, dass er einem Phantom nachjagt. Sollte da jemals etwas gewesen sein, hat Osman es sicher mit beseitigt, als er Katya aus dem Weg geräumt hat. Ich denke schon, dass irgendetwas existiert, nur eben nicht im Haus.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«, fragte Clayton. Nichts von dem, was in der Wohnung gesprochen wurde, deutete darauf hin, dass Osman etwas mit dem Mord an seiner Nichte zu tun hatte. Bei Claes war das anders.
    Trave wollte gerade antworten, da kam ihnen auf der anderen Straßenseite ein Polizeiwagen mit laut heulender Sirene entgegen.Einen Moment lang erfüllte blaues Licht die Dunkelheit, dann war wieder alles wie vorher.
    »Ich weiß, wo die hinfahren«, sagte Trave mit einem Grinsen. »Irgendjemand war wohl doch der Meinung, dass wir etwas im Schilde führten. Wahrscheinlich die alte Schachtel im Erdgeschoss. Die wird noch lange an diesen Tag denken.«
    »Was wird Jacob denn Ihrer Meinung nach mit der Waffe tun?«, fragte Clayton nervös und wünschte sich, der Einsatzwagen würde sie nach Blackwater begleiten, anstatt völlig sinnlos Jacobs leere Wohnung anzusteuern.
    »Ich glaube nicht, dass er vorhat, jemand damit zu töten, wenn es das ist, was Ihnen Sorgen macht«, sagte Trave zuversichtlich. »Außer natürlich, Claes schießt zuerst auf ihn. Aber ich bin überzeugt davon, dass Jacob diese Art von Konfrontation nicht sucht. Hätte er das gewollt, hätte er Osman und Claes längst abknallen können. Aber er gondelt ja lieber Tag und Nacht durch Europa, um Beweise zusammenzutragen. Was er will, ist Gerechtigkeit, nicht einen heimlichen Mord im Dunkeln begehen.«
    »Hoffen wir mal, dass Sie recht haben. Aber egal, was er vorhat: Wir müssen die Leute dort warnen. Sie haben ein Recht darauf, das zu wissen«, sagte Clayton und sah besorgt auf seine Uhr. Es war schon sechs, und sollte Jacob nach Blackwater gefahren sein, wäre er jetzt längst da. Erneut machte Clayton sich Vorwürfe, dass Jacob hatte entkommen können. Er drückte den Fuß aufs Gaspedal, um noch mehr aus seinem alten Gebrauchtwagen herauszuholen.
    Trave sagte nichts, und für den Rest der Fahrt schwiegen sie.
     
    In der Dunkelheit stand Jacob reglos an eine mächtige Kiefer gelehnt. Zu seinen Füßen begann die Grünfläche, die Osmans Haus umschloss. Der Wind war jetzt viel schwächer als am Nachmittag, wehte aber immer noch sanft durch die Bäume. Am Himmeltauchte zwischen den Wolken der zunehmende Mond auf und warf ein schwaches Licht auf den gemähten Rasen. Zweihundert Meter vor ihm zeichnete sich der schwarze Umriss von Blackwater Hall gegen die Nacht ab, nur vereinzelt brannte Licht. Die Minuten verstrichen und nichts passierte, doch Jacob zeigte keinerlei Anzeichen von Ungeduld. In seiner teilnahmslosen Miene ließ nichts darauf schließen, dass sein Verstand fieberhaft arbeitete.
    Im Swain-Prozess hatte es schon drei Verhandlungstage gegeben, und Jacob hatte fest damit gerechnet, dass Claes, seine Schwester und Osman am Freitag, also vorgestern, nach London fahren würden, um ihre Aussage zu machen. Das war nicht der Fall gewesen, aber gestern hatte in der Zeitung gestanden, dass die Eröffnungsplädoyers abgeschlossen seien und die Zeugenbefragungen am Montag beginnen würden. Und bis zu seiner überraschenden Begegnung mit der Polizei hatte Jacob eigentlich vorgehabt, die Abwesenheit der drei Bewohner am morgigen Tag zu nutzen, um sich Zugang zum Haus zu verschaffen. Osman war ein Sammler, ein Trophäenjäger – irgendwo würden sich schon Nachweise für seine Verbrechen finden lassen.
    Jetzt waren die Dinge aber völlig außer Kontrolle geraten. Selbst wenn Trave ihm nicht im Weg stand – der andere Beamte wollte ihm definitiv schaden. Und eine verschlossene Türe würde die beiden nicht ewig in der Wohnung festhalten. Als Jacob vor fünfzehn Minuten angekommen war, war er als Erstes auf einen Baum geklettert und hatte die Telefonleitung zerschnitten, die von der Straße zum Gebäude lief. Nun konnte er nichts anderes tun, als Ruhe zu

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