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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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klingelte.
     
    An der Straße war der Nebel nicht ganz so dicht gewesen, aber jetzt, wo Clayton den Weg zum Bootshaus entlangging, wurde er wieder so gut wie undurchdringlich. Kaum ein paar Meter weit konnte man sehen. Zu seiner Linken hörte er das Wasser des Sees leise ans Ufer schwappen, vor ihm tauchte der verschwommene Umriss des Bootshauses aus dem Nebel auf, umgeben von ebenso gespenstisch aussehenden Bäumen. Ohne zu wissen warum, fühlte er sich von diesem Ort magisch angezogen. Clayton stieg die Stufen hinauf und warf einen Blick ins Bootshaus, doch im Grunde wusste er längst, dass niemand da war. Aber irgendetwas war hier anders, ohne dass ihm zunächst auffiel, was. Erst als er ausdem Bootshaus wieder heraustrat, merkte er, dass das Ruderboot wieder da war, im Hohlraum unter der Hütte. Clayton kniete nieder, um es herauszuziehen, und sah darin ein nagelneues Fahrrad.
    Mitten auf dem Weg, mit dem größtmöglichen Abstand zu den Bäumen auf beiden Seiten, und so schnell der Nebel das zuließ, ging er zurück zum Auto. Wale hatte sich nicht von der Stelle gerührt, so konnte Clayton einfach einsteigen und den Wagen starten. Er hatte vor, wieder zurück zum Haus zu fahren, denn er war sich sicher, dass Jacob in der Nähe war. Gerade wollte er in die Straße einfahren, da musste er scharf abbremsen, um nicht mit einem kleinen blauen Auto zusammenzustoßen, das mit rasender Geschwindigkeit an ihm vorüberjagte. Clayton sah, dass Vanessa am Steuer saß – mit wirrem Blick, als hätte irgendetwas oder irgendjemand sie vollkommen aus der Fassung gebracht. Kaum eine Minute später kam ein zweiter Wagen vorbeigeschossen. Das war Claes, in Osmans Bentley. Clayton wusste, dass Vanessa nie und nimmer schneller als der Bentley sein konnte. Claes würde sie eingeholt haben, noch bevor sie überhaupt das Dorf erreicht hatte. Clayton überlegte einen Moment, kurbelte dann widerwillig das Lenkrad des Polizeiautos in die entgegengesetzte Richtung und fuhr hinter den beiden her.

Kapitel Siebenundzwanzig
    Claes raste um die Kurve, schaltete dann in den vierten Gang und beschleunigte den Wagen weiter. Die Straße führte am Hang entlang auf das Dorf Blackwater zu, zunächst unter Bäumen, die im Nebel nur als schwarze Umrisse zu erkennen waren, dann durch weite Felder, über denen der Nebel hing. Irgendwo da vorne musste Vanessa sein.
    Claes spürte, wie die Wut in seinem Kopf pulsierte, während er angestrengt nach den Rücklichtern von Vanessas Wagen Ausschau hielt. Mit beiden Händen umklammerte er das Lenkrad und stellte sich vor, es sei ihr Hals. Er würde mit den Daumen ihre Luftröhre ertasten, um sie langsam zu erwürgen und zusehen zu können, wie das Entsetzen langsam aus ihren Augen entwich. Das war die gerechte Strafe dafür, dass sie Titus verführt, ihn mit diesen billigen Frauen-Tricks an sich gebunden hatte – mit kurzen Röcken und neckischem Augenaufschlag. Titus musste auch bestraft werden. Claes ließ sich nicht für dumm verkaufen: Ihm war klar, dass Titus ihn wegschicken würde, sobald dieses Weib seine Frau war und bei ihm in Blackwater Hall einzog. Aber Titus konnte warten. Zunächst musste er sich um sie kümmern. Im Grunde hätte er das viel früher tun müssen, nämlich sofort, als ihm damals klargeworden war, dass sie Titus verhext hatte. Wie dumm war es gewesen, herumzusitzen und zu schweigen, während sie sich zum Gericht aufmachte und allen, die es wissen wollten, erzählte, was Katya ihr zugeflüstert hatte. Und jetzt hatte sie irgendetwas aus Katyas Zimmer bei sich. Was das war, wusste er nicht, aber er musste es auf alle Fälle sicherstellen.
    Vielleicht würde er sie zum Reden bringen, sie mit der Waffe bedrohen und sie um Gnade winseln lassen, bevor er sie tötete. Für einen Moment verlor sich sein Blick in der Ferne, denn er erinnertesich an Zeiten, als er andernorts für derlei Dinge das Gesetz auf seiner Seite gehabt hatte. Aber schlagartig kam ihm zu Bewusstsein, dass das ja hier nicht so war. Er konnte sie weder quälen, noch erwürgen, noch totschlagen. Nicht einmal erschießen konnte er sie. Ohne jemandem den Mord anhängen zu können, ging das nicht. Er musste sich damit begnügen, sie von der Straße abzudrängen, damit es so aussah, als hätte sie im Nebel einen Unfall gehabt. Immerhin war das Wetter auf seiner Seite. Sobald er sie eingeholt hatte, würde alles ganz leicht sein – ein Kinderspiel.
    Er erreichte das Dorf und sah jetzt die Rücklichter vor sich. Es konnte nur

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