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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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ins Gas geschickt hat, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat mit Adolf Eichmann zusammengearbeitet. Wie genau, weiß ich nicht, aber dass er es getan hat, ist sicher. Titus hat sich heute beim Lunch über ihn geärgert und eine Bemerkung darüber gemacht, wie die Israelis mit Eichmann verfahren sollten. Er hat es mit Absicht gesagt, und Franz sah auf einmal aus, als wolle er Titus auf der Stelle an die Gurgel gehen. Allem Anschein nach haben sie deshalb auch Ethan umgebracht – weil er in Deutschland etwas über Franz herausgefunden hat. Das hat Jacob Katya erzählt, und ich denke, dass er recht hat.«
    Vanessa merkte, dass ihr Mann vermied, sie direkt anzusehen.
    »Und es gibt noch etwas«, sagte sie. »Etwas, das du mir nicht sagen willst. Es ist Titus, habe ich recht?«, fragte sie, und ihre Stimme überschlug sich fast, denn sie ahnte schon, um was es ging. »Er ist auch tot, oder?«
    Trave nickte. Dann ging er langsam auf seine Frau zu und streckte die Arme aus, um ihr Trost zu spenden, während sie weinend auf dem Sofa saß, das sie vor Jahren gemeinsam gekauft hatten.
    »Es tut mir leid, Vanessa«, sagte er. »Du hättest wirklich etwas Besseres verdient.«
    Und er hielt sie vorsichtig, während ihr Körper von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wurde und sie ihrem Kummer freien Lauf ließ.
     
    Cara wartete noch ein paar Minuten unter dem Bett, nachdem Clayton und Jacob das Zimmer verlassen hatten. Und dann, während sich draußen die Wintersonne langsam dem Horizont entgegenneigte, kam sie hervor und tapste vorsichtig zwischen all den funkelnden Diamanten hindurch bis zu der Leiche ihres Herrchens. Sie blieb stehen und schaute ihm, ohne zu blinzeln, ein paar Sekunden lang in die toten Augen, bevor sie sich streckte und ihren warmen Körper langsam auf den blutroten Fleck bettete, der sich über die ganze linke Seite seines gestärkten Hemdes zog.

Kapitel Neunundzwanzig
    Superintendent Creswell wartete einen Moment, bis er sicher war, seine Gefühle unter Kontrolle zu haben. Dann drehte er das grün eingebundene Buch um hundertachtzig Grad und schob es über den Tisch hin zu Inspector Macrae, der mit gequältem Gesichtsausdruck auf der Kante seines Stuhls saß.
    »Dies sind Osmans Abrechnungen der vergangenen vier Jahre«, sagte Creswell vollkommen sachlich. »Und hier rechts gibt es eine Seite, die ausschließlich Ihnen gewidmet ist.« Creswell tippte mit dem Finger auf die Stelle, wo in Großbuchstaben MACRAE stand. »Es gibt hier, wie Sie sehen, drei Einträge. Eintausendfünfhundert Pfund am vierten Oktober des letzten Jahres, das war der Tag, nachdem gegen David Swain Anklage erhoben wurde. Dann fünfhundert Pfund am zweiten Februar, als gerade sein Prozess begonnen hatte. Und schließlich noch einmal fünfhundert Pfund vor etwas mehr als einer Woche. Wofür war diese letzte Zahlung, Inspector? Kam die dritte Rate nicht ein wenig zu früh?«, fragte Creswell, indem er aufsah.
    »Nichts von dem hier hat auch nur das Geringste mit mir zu tun, das wissen Sie genau«, sagte Macrae barsch. »Ich habe noch nie von irgendjemand Geld genommen.«
    »Genausowenig wie Constable Wale, oder? Laut Adam Clayton hat Mr. Osman ihm kurz vor seinem Tod zugerufen: ›Helfen Sie mir. Dafür bezahle ich Sie‹. Warum hätte er etwas Derartiges bloß sagen sollen?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich war ja nicht dort. Vielleicht hat er gemeint, dass er ja schließlich Steuern zahlt.«
    »Ich bitte Sie, Inspector. Etwas Besseres fällt Ihnen nicht ein?«
    »Nein, tut es nicht«, sagte Macrae wütend. »Das muss es auch nicht. Sie haben nichts gegen mich in der Hand. Gar nichts!«
    »Dann haben Sie ja wohl auch nichts dagegen, dass wir uns Ihre Bankauszüge einmal vornehmen, oder? Sind Sie sicher, dass wir um diese Termine herum keine größeren Geldbewegungen auf Ihrem Konto entdecken?«, fragte Creswell und deutete auf das Rechnungsbuch.
    »Es ist mir vollkommen egal, was Sie machen«, rief Macrae und stand auf. Obwohl sein Untergebener nach außen hin völlig selbstsicher wirkte, hatte Creswell doch das Gefühl, als sei er innerlich weit weniger überzeugt.
    »In Ordnung, Inspector. Wir werden das überprüfen. In der Zwischenzeit sind Sie bei festgesetztem Gehalt vom Dienst supendiert. Genießen Sie Ihr Geld, solange Sie können«, sagte Creswell und entließ Macrae mit einem kurzen Kopfnicken.
    Macrae wollte sich eigentlich nicht so einfach davonschicken lassen, verzichtete aber trotzdem

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