Der König der Diamanten
ehrgeizig und darauf aus, seinen Namen mit jedem wichtigen Fall in Verbindung zu bringen. Die beste Möglichkeit, ihn zu stoppen, war, den allerersten Impuls im Keim zu ersticken.
»Er kam mit besten Empfehlungen zu uns«, sagte der Superintendent beharrlich. »Die Probleme, die Sie mit ihm hatten, liegen lange zurück. Seither ist viel Wasser die Themse hinuntergeflossen.«
»Menschen ändern sich nicht«, beharrte Trave.
»Nun, die Chance dazu muss man ihnen wenigstens einräumen«, sagte Creswell. »Hugh Macrae erzielt Ergebnisse. Das müssen Sie schon zugeben.«
»Das heißt noch lange nicht, dass es auch die richtigen sind«, sagte Trave. »Denken Sie dran, was passiert ist.«
»Nun, wie ich schon sagte, das ist lange her. Und bitte, Bill, bleiben wir bei der Sache. Ich möchte mit Ihnen über diesen Fall sprechen, nicht über Inspector Macrae«, sagte Creswell unwirsch. »Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass Sie Jagd auf Swain und diesen Earle machen – das scheinen Sie alles unter Kontrolle zu haben. Es ist der …«, Creswell zögerte, »Blackwater-Teil dieser Ermittlung, der mir Sorgen macht.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Trave, der sehr wohl zu verstehen begann, worauf Creswell hinauswollte.
»Nun, das ist eine heikle Sache, und ich bin sicher, Sie wollen nicht wirklich, dass ich es ausspreche.«
»Oh doch, bitte. Ich möchte es gern hören.«
»Na dann«, sagte Creswell und ließ konsterniert seinen Füller auf den Schreibtisch sinken. »Ihnen ist ja wohl bekannt, dass Ihre Frau … dass Vanessa eine Liebschaft mit Titus Osman hat, und das bringt Sie ganz offensichtlich in eine schwierige Position draußen in Blackwater Hall oder wie immer dieses verdammte Anwesen jetzt heißen mag.«
»Aber nur, wenn ich das zulasse, Sir«, antwortete Trave. »Bei allem Respekt: Ich mache diesen Job schon eine ganze Weile und weiß, wie ich in beruflicher Hinsicht mit so etwas umgehen muss.«
»Das glaube ich Ihnen gerne«, sagte Creswell ungeduldig. »Aber Ihnen leuchtet sicher ein, dass es nicht nur darauf ankommt, was Sie tun, sondern auch darauf, was man Sie, von außen betrachtet, tun sieht.«
»Hat sich denn jemand beschwert, Sir?«
»Jetzt, da Sie nachfragen: in der Tat. Heute Morgen hatte ich den Chief Constable an der Strippe. Er und Osman kennen sich privat, und Osman hat wohl gestern Abend bei irgendeiner Universitätsveranstaltung die Bemerkung gemacht, Sie hätten ihn und seine Familie ganz schön in die Mangel genommen. Hätten seine Schwägerin gefragt, ob sie denn zur Beichte ginge, und dann auch noch den Verdacht geäußert, Osman hätte seine Nichte verhungern lassen.«
»Sie war deutlich unterernährt«, sagte Trave. »Das steht sogar im Autopsiebericht.«
»In Ordnung, die Frage musste gestellt werden. Aber nichts darüber hinaus, klar?«
Trave antwortete nicht, doch es war nicht zu übersehen, dass er anderer Meinung war. Creswell seufzte, fuhr sich mit der Handdurch sein dünner werdendes Haar und betrachtete seinen Untergebenen halb verärgert, halb teilnahmsvoll.
»Hören Sie, Bill, ich werde offen mit Ihnen sein«, sagte er, indem er die Brille abnahm und sich im Sessel zurücklehnte. »Wir kennen uns schon lange, wir zwei, und Sie sind ein guter Kriminalbeamter. Vielleicht sogar der beste, den ich habe. Aber Sie haben auch Fehler, wie jeder Mensch. Sie sind stur wie ein Esel und manchmal verkomplizieren Sie die Dinge. Sie stochern im Dunkeln herum, weil Ihnen nicht gefällt, was sich vor Ihren Augen abspielt. Und ich möchte nicht, dass Sie das bei diesem Fall machen. Es ist doch offensichtlich, dass dieser Swain die kleine Osman ermordet hat, ebenso wie er vor zwei Jahren diesen Belgier umgelegt hat. Es gibt ein Motiv, es gibt die Tatwaffe, und seine Fingerabdrücke sind überall, wenn ich das richtig verstanden habe. Also ziehen Sie los und verhaften Sie den Mann – und lassen Sie Osman und seine Familie zufrieden. Haben Sie gehört?«
Creswell sah Trave lange und eindringlich an, doch Trave senkte den Blick.
»Nun?«, fragte der Superintendent.
»Sie sind nun mal Teil der Ermittlung«, sagte Trave. »Ich kann sie nicht einfach ignorieren.«
»Sie sollen sie ja auch nicht ignorieren. Aber behandeln Sie die Leute wie Zeugen, nicht wie Verdächtige. Kaufen Sie sich ein paar Samthandschuhe, wenn es sein muss.«
Trave nickte und stand auf, doch an der Türe rief Creswell ihn zurück.
»Wie macht sich eigentlich Clayton?«
»Gut«, sagte Trave. »Er ist voll bei
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