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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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wie ihre Augen. Doch nicht das lenkte meinen Blick auf diesen erstaunlichen Busen, sondern eher der Umstand, dass es gänzlich anders geschnitten war als die formlosen Hängekittel, in denen ich sie bisher gesehen hatte. In der Leibesmitte lag es eng an und betonte die schmale Taille, und über der Brust war es geschnürt, sodass jede Rundung deutlich hervortrat. Obendrein war die Bluse, die Elena unter dieser Gamurra 22 trug, ausgeschnitten, zwar nichtbesonders tief, aber genug, um die Wölbungen darunter unweigerlich hervorzuheben.
    Mit einem Mal entsann ich mich der Komplimente, mit denen Henry Elena bedacht hatte, und tatsächlich musste ich nun nicht länger rätseln, wieso sie ihm anziehend erschienen war. In diesem Kleid war sie gewiss keine unreife Göre mehr. Und just, als mir das klar wurde, bemerkte ich auch, dass ich bei Weitem nicht der Einzige war, dem das auffiel. Sämtliche Männer, die uns entgegenkamen oder die wir auf unserem Weg passierten, warfen Elena interessierte und zum Teil offen begehrliche Blicke zu. Rodolfos Kleinwüchsigkeit oder unsere sich ähnelnde Aufmachung schien weit weniger Interesse zu wecken als Elena mit ihrem flammenden Haar und dem eng anliegenden Kleid.
    In diesem Moment blickte sie auf. »Was ist los?«, fragte sie. »Du siehst aus, als hättest du dich an einer Rose gestochen.«
    Verwirrung und Ärger bemächtigten sich meiner, und fast wäre ich gestolpert, so sehr war ich bestrebt, in eine andere Richtung zu schauen.
    Elena räusperte sich. »So schlecht riecht es übrigens nicht«, meinte sie. Ihre Stimme klang versöhnlich, als sie fortfuhr: »Ich mag Rosen. Mehr als alle anderen Blumen.«
    Eine Zeit lang gingen wir schweigend weiter, bis Elena am Ende einer Gasse stehen blieb und auf den Platz deutete, der sich vor uns auftat. »Was ist das hier für ein Campo?«, fragte sie Rodolfo.
    »Wie er heißt, weiß ich nicht, aber die Kirche, die Ihr hier seht, ist Santo Stefano.«
    »Ich finde, dass der Platz für eine Aufführung ideal ist.«
    »Das dachte ich auch, deshalb führte ich Euch her. Bis zum nächsten Kanal sind es nur ein paar Schritte, wir können die Requisiten leicht mit dem Boot herschaffen.«
    Er zeigte auf den Brunnen und dann auf die eiserne Fackelhalterung an der Kirchenwand. »Das Seil für Eure akrobatischeEinlage können wir von hier nach dort spannen. Wir würden ohne Kulisse auftreten, aber dort drüben wäre ausreichend Platz für ein Geviert aus Tüchern, hinter denen wir die Requisiten verbergen und uns beim Rollenwechsel umkleiden können.« Er sprach ein wenig lauter, um den Klang seiner Stimme zu demonstrieren. »Hört Ihr? Die akustischen Verhältnisse sind sehr gut, weil der Platz von Gebäuden umschlossen ist.«
    Elena nickte. »Das fiel mir sofort auf. Besser könnte es gar nicht sein.« Sie wandte sich an mich. »Was meinst du, Marco?«
    Ich war ausnahmsweise ihrer Meinung und sagte es ihr mit ebendiesen Worten, worauf ein schelmisches Grübchen in ihrer rechten Wange erschien. »Hast du dich sehr geärgert, als ich eben das mit der Rose sagte?«
    »Nein«, log ich gelassen.
    Sie kicherte. »Ich tat es, um dich von etwas Unziemlichem abzulenken. Und weißt du auch, wovon?«
    Darauf gab ich keine Antwort, war aber höchst erleichtert, dass Rodolfo zum Kirchentor gegangen war und dort mit einem Geistlichen redete. So konnte er wenigstens nicht hören, was Elena mir mitzuteilen hatte.
    »Du hast auf meinen Busen gestarrt«, erklärte sie.
    Meine Ohren brannten. »Das ist nicht wahr!«
    »Ich habe es genau gesehen.«
    »Das kannst du gar nicht, denn du hast in dem Moment woanders hingeschaut.«
    Sofort erkannte ich, dass ich mich damit selbst verraten hatte, und Elena entging es genauso wenig. Ein zufriedenes kleines Lächeln kräuselte ihre Mundwinkel. »Damit habe ich die Wette ganz klar gewonnen.«
    »Welche Wette?«, fragte ich, entsetzt von der Aussicht, allgemeiner Belustigung anheimzufallen.
    »Mit mir selbst. Manchmal tue ich das, weißt du. Mit mir selbst wetten. Und wenn ich dann gewinne, freue ich mich.«
    Ich musterte sie ungläubig. »Du bist verrückt. Wenn du mitdir selbst wettest, kannst du nicht gewinnen oder verlieren, weil es überhaupt keine richtige Wette ist! Es hält ja keiner gegen dich!«
    »Das siehst du falsch«, belehrte sie mich. »Es kommt darauf an, wie man die Wette formuliert. In diesem Fall habe ich mir beispielsweise gesagt: Wetten, dass ich Marco heute dazu bringe, mir auf den Busen zu glotzen, so, wie er

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