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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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aufbrechen?«, fragte Elena mich.
    »Nein, ich habe K …« Kuchen gegessen , wollte ich sagen, verwandelte es aber geistesgegenwärtig in »… keinen Hunger.«
    Caterina betrat den Schankraum. »Hier duftet es wie in einem Rosengarten!« Lächelnd beugte sie sich zu mir, um an meinem Hals zu schnuppern. Mir stockte der Atem, als ich die zarte Berührung ihres Haars an meiner Wange spürte, und es wurde nicht besser dadurch, dass Bernardo mitten im Kauen innehielt und dabei aussah, als wolle er als Nächstes einen Knochen durchbeißen.
    »Im Badehaus hat man es zu gut mit uns gemeint«, rief Baldassarre. »Sie haben uns in duftende Blumen verwandelt.«
    Bis auf Elena und Bernardo lachten alle, und Caterina setzte sich zu den anderen an den Tisch, womit der peinliche Moment vorüber war.
    Ich beeilte mich, Elena nach draußen zu folgen, wo bereits Rodolfo auf uns wartete.
    Seine Nasenflügel blähten sich, als ich näher kam, doch zu meiner Erleichterung sah er davon ab, meinen Geruch zu kommentieren.
    Seine breite, kurze Gestalt steckte in derselben Aufmachung wie in den letzten Tagen, so wie es auch bei mir der Fall war, und als wir gemeinsam die verwinkelten Gassendurchstreiften, folgten uns nicht wenige Blicke. Ein großer und ein kleiner Capitano, schienen die Leute zu denken, doch es focht mich nicht an. Mein Quantum Peinlichkeit hatte ich an diesem Tag bereits im Badehaus und im Schankraum der Herberge erfahren, dagegen fiel der Umstand, wie der Zwilling eines kleinwüchsigen Söldners daherzukommen, nicht ins Gewicht.
    Rodolfo ging voraus, während Elena und ich ihm auf dem Fuße folgten. Hin und wieder wies er auf markante Gebäude – zumeist Kirchen – und nannte uns die dazugehörigen Namen der Heiligen, denen sie gewidmet waren. Außerdem erfuhren wir, dass die Venezianer vor einigen Tagen das Markusfest begangen hatten, eines der größten und wichtigsten Feste der Stadt. Bis zum nächsten feierlichen Anlass werde es jedoch nicht mehr lange dauern, denn in jedem Monat gebe es in Venedig Prozessionen und Feierzüge, zu denen die ganze Stadt zusammenströme. An Himmelfahrt beispielsweise könne man beobachten, wie unter dem Jubel des Volkes die große goldene Prachtbarke des Dogen, der Bucintoro , aufs Meer hinausfahre, gefolgt von unzähligen geschmückten Booten.
    Bei dieser Schilderung entstanden vor meinem geistigen Auge sofort farbenfrohe, bewegte Bilder, und ich überlegte, ob man ein solches Fest in das neue Stück einbauen könnte. Nicht in darstellender Form, sondern beschreibend, etwa, indem Leandro am Kai stand, auf das imaginäre Bacino di San Marco hinausschaute und sich in einem aussagekräftigen Monolog über die Pracht des Bucintoro erging. Selbstverständlich musste ich mir unbedingt vorher dieses goldene Schiff anschauen.
    »Wo liegt der Bucintoro?«, wollte ich von Rodolfo wissen.
    »Im Arsenal.«
    »Ah, ich las darüber. Die venezianische Werft, nicht wahr? Können wir dorthin gehen und uns den Bucintoro einmal ansehen?«
    »Das Arsenal befindet sich hinter hohen Mauern. Außer jenen, die dort arbeiten, darf niemand hinein. Der Galeerenbauist gleichsam der wichtigste und größte Schatz der Stadt, und die hiesigen Machthaber hüten ihn wie einen Augapfel.«
    Das wiederum rief Phantasien in mir wach, die von Geheimnisverrat und Sabotage handelten. Wäre es möglicherweise ein geeigneter Konflikt, Leandro einen Feind gegenüberzustellen, der ihn der Spionage bezichtigte, sodass ihm der Kerker drohte? Was wiederum die Gelegenheit eröffnete, eine Gefängnisszene zu ersinnen, mit nachfolgendem dramatischem Ausbruch. Hm, nein, das führte zu weit. Leandro hatte genügend andere Probleme.
    Aus den Augenwinkeln musterte ich Elena. Mehrere Löckchen quollen unter ihrer Haube hervor und wippten auf und ab, als hätten sie einen eigenen Willen.
    Nach einer Weile zog sie sich mit der Begründung, ihr sei warm, die Kopfbedeckung herunter, sodass die Lockenfülle nun ungezügelt ihr Gesicht umrahmte.
    Als ich meinen Blick von ihrem Haar weiter nach unten gleiten ließ, bemerkte ich zu meiner Erschütterung, dass sie einen Busen hatte – und zwar keinen kleinen!
    Konnte ihr der über Nacht gewachsen sein? Ich zog diese Möglichkeit ernsthaft für einen Moment in Betracht – was wusste ich schon über die Entwicklung vom Mädchen zur Frau –, aber dann kam ich dahinter, dass es an dem Kleid liegen musste. Es war weder grau noch braun wie ihre anderen Gewänder, sondern vom selben Flaschengrün

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