Der König Der Komödianten: Historischer Roman
Morosini mit Reichtum! Auf der Stelle erstand vor meinem inneren Auge seine prächtige Villa am Brentakanal, die wir auf der Reise hatten bewundern dürfen.
»Unglaublich«, sagte der Mann verblüfft. »Was für eine bemerkenswerte Ähnlichkeit!« Er kam zu uns, und Rodolfo trat unwillkürlich neben mich, während der Patrizier um uns beide herumging, um uns aus der Nähe betrachten zu können.
»Es ist Zufall, dass die beiden dasselbe Kostüm tragen«, erklärte Caterina.
»So ist das beim Theater«, hörte ich mich sagen, und zu meinem Ärger klang meine Stimme nicht männlich und fest, sondern trotzig wie die eines kleinen Jungen.
Morosini starrte mich an. »Klingt so, als wäre das Theater ganz deine Welt, Marco Ziani.«
»Es ist meine Welt«, sagte ich.
»Eine Welt besonderer Art, nicht wahr?«, meinte Morosini. »Man sagt, sie sei bunt und fröhlich. Aber auch voller Lug und Trug, falscher Gefühle und tragischer Wendungen. Ah, ich weiß zu wenig über diese Welt, fürchte ich. Aber dank der begeisterten Erklärungen von Madonna Caterina bin ich entschlossen, alles zu erfahren, was es darüber zu wissen gibt. Nur leider nicht hier und jetzt, rufen mich doch ausgerechnet in diesem Moment wichtige Geschäfte.« Er wandte sich ab und meinte im Weggehen über die Schulter zu Caterina: »Keine Sorge, mein Wort gilt, schönste Caterina. Für alles Weitere schicke ich einen Adjutanten zu Eurer Herberge!«
Damit ließ er uns stehen und eilte davon.
»Ist er nicht unglaublich faszinierend?«, fragte Caterina. »Was für ein Glück wir haben, einen so mächtigen Mann für unsere Interessen gewinnen zu können!«
»Bernardo wird das nicht gefallen«, sagte Elena.
»Das kommt ganz darauf an, was ihr ihm sagt«, erklärte Caterina leichthin.
Aus Elenas Augen schossen zorngrüne Blitze.
»Caterina hat recht«, beschwichtigte ich sie. »Wir hätten ja sowieso bei dem Mann vorgesprochen. Dadurch, dass sie vor uns hier war, wurde alles nur abgekürzt, und das Ergebnis ist in unserem Sinne.«
»Von dem Ergebnis weißt du überhaupt nichts«, fuhr Elena mich an. »Und ebenso wenig weißt du, ob er überhaupt der zuständige Provveditore ist. Rodolfo, wie war der Name des Provveditore, den der Priester von San Stefano dir nannte?«
»Nicht Alessandro Morosini«, erwiderte Rodolfo.
»Da siehst du es!«, sagte Elena. »Sie ist einfach zu diesem Morosini gegangen, weil ihm die monströse Villa an der Brenta gehört und weil er steinreich ist. Und weil sie dachte, sie könne daraus Vorteile schlagen!«
Caterina lächelte entwaffnend. »Du musst zugeben, dass meine Art zu denken stets zum Erfolg führt. Statt mitirgendwelchen dummen Provveditori, die für alles nur die Hand aufhalten, rede ich lieber gleich mit einem Mann, auf dessen Wort man sich verlassen kann.«
»Der nicht die Hand aufhält, sondern gleich beide Arme, damit du auch hineinpasst«, sagte Elena.
»Du bist ein dummes, junges Ding, das keine Ahnung vom wahren Leben hat«, bemerkte Caterina, immer noch sonnig lächelnd. »Daran ändert dieses Kleid aus unserem Fundus auch nichts.«
Elena ballte die Hände zu Fäusten, und ich hatte das ungute Gefühl, sie hätte Caterina gern geschlagen.
»Vielleicht sagt uns Caterina zunächst einmal, was sie erreicht hat«, warf Rodolfo brummend ein.
»Morosini hat mir eine Spielstätte versprochen, bei der wir ein Dach über dem Kopf haben!«, versetzte Caterina triumphierend. »Ein richtiges Theater! Zum ersten Mal können wir unsere Aufführungen an einem Ort abhalten, bei dem wir vom Wetter unabhängig sind! Niemand wird uns mehr betrügen, indem er das Geld fürs Zuschauen schuldig bleibt, weil wir nämlich bereits an der Eingangspforte kassieren werden! Es kann regnen, und die Leute kommen dennoch, da sie trocken bleiben! Es kann dunkel sein, und die Leute kommen dennoch, weil wir überall Kerzen anzünden können, die kein Wind ausbläst!«
»Das ist ein beachtliches Ergebnis!«, sagte ich erfreut.
»Das ist nicht das Ergebnis«, behauptete Elena. »Das Ergebnis ist immer das, was am Ende herauskommt. Zum Beispiel ein Duell, bei dem Blut fließt.« Sie deutete auf Caterina. »Weil es ihr so gefällt.«
Unversöhnlich blickten die beiden sich an, bis sich Caterina schließlich wortlos umdrehte und zur Treppe ging. Unten im Innenhof strebte sie sofort dem Durchgang zur Piazza zu, ohne sich nur einmal zu uns umzudrehen.
Auch Elena sah stur geradeaus, die Nase empört erhoben.
Rodolfo und ich tauschten
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