Der König Der Komödianten: Historischer Roman
Terrazzoboden mehrfach um die eigene Achse und machte einige graziöse Sprünge, bis seine blonden Locken flogen. »Hier lässt es sich herrlich tanzen!«
Caterina hob einen Aspekt hervor, den sie schon im Dogenpalast angesprochen hatte. »Seht nur diese vielen Kerzenhalter an den Wänden! Licht hätten wir damit auch an den Abenden in Hülle und Fülle!«
»Und in den Nebenräumen können wir Requisiten lagern und uns zwischen den Szenen umkleiden!« Franceschina hatte die Tür zu einer benachbarten Kammer geöffnet. »Hier gibt es einen Kamin! Niemand muss mehr frieren beim Kostümwechsel!«
»Es passen mindestens hundertfünfzig Zuschauer in den Saal«, sagte Bernardo mit widerstrebender Anerkennung. »Den Bereich vor den Fenstern könnte man erhöhen, mit Kisten, Fässern und Planken, dann hätte man ein richtiges Podium, so wie wir es schon immer wollten.«
Die allseitige Begeisterung war förmlich mit Händen zu greifen, und Caterina machte keinen Hehl aus ihrer Genugtuung. »Damit haben wir es endlich geschafft! Noch nie hattenwir eine so wundervolle Spielstätte! Mit diesem Theater gehen unsere kühnsten Träume in Erfüllung!« Entzückt auflachend blickte sie in die Runde, so hinreißend in ihrer überschäumenden Freude, dass der Anflug von Skepsis, der sich in mir ausbreiten wollte, auf der Stelle verflog.
Rasch wandte ich mein Gesicht zur Seite, denn ich fürchtete, ähnlich dämlich auszusehen wie Razzi, der Caterina anstaunte wie eine göttliche Erscheinung und zu jedem ihrer Worte nickte, als verkünde sie das Evangelium.
Bernardo wiederum starrte Razzi an, als sei er auf der Suche nach einem Körperteil, an dem er die Stoßkraft seines Degens ausprobieren konnte.
Mit einem Ruck wandte er sich zu mir um. »Wie hast du es eigentlich geschafft, dass dieser Messèr Morosini uns so großmütig gleich einen ganzen Palazzo zur Verfügung stellt?«, fragte er.
»Oh, das war nicht weiter schwierig«, behauptete ich. »Er ist ein großer Liebhaber der Theaterkunst und hat sich gefreut, uns gefällig zu sein.« Ich fragte mich, ob er mir das schlechte Gewissen ansah. Wir hatten ihm eine leicht geschönte Version des Hergangs aufgetischt, derzufolge Elena, Rodolfo und ich den Zehnerrat wegen der Spielerlaubnis aufgesucht hatten. Dabei war das nicht einmal direkt gelogen, abgesehen von dem entscheidenden Teil, den wir weggelassen hatten – dass nämlich Caterina vor uns dort gewesen war und alle Vereinbarungen mit Morosini selbst getroffen hatte.
So schnell gab Bernardo sich jedoch nicht zufrieden. Er sprach aus, was auch mir schon durch den Kopf gegangen war. »Was genau erwartet dieser Morosini denn als Gegenleistung?«
»Tja, also …«, hob ich an, ohne die geringste Vorstellung, wie ich den Satz beenden sollte.
»Das hängt von Eurem Erfolg ab«, fiel Razzi mir zu meiner Erleichterung ins Wort. »Messèr Morosini erwähnte mir gegenüber zehn Prozent der Einnahmen aus den Vorführungen.Und dafür, dass Ihr Euch hier im Haus auch zum Wohnen einquartiert, verlangt er lediglich denselben Preis, den Ihr in der Herberge zahlt.«
Darauf erhob sich aufgeregtes Gemurmel.
»Wir könnten hier wohnen?«, fragte Cipriano begeistert.
»Das sagte Messèr Morosini«, bestätigte Razzi.
»Eine glänzende Geschäftsoption!«, sagte Baldassarre. »Wir würden residieren wie hochgestellte Kaufleute! Wie Herren im eigenen Haus!«
»Ich nehme das Zimmer dort drüben, mit Blick auf den Kanal«, erklärte Caterina.
»Der Pfaffe von Santo Stefano wollte zwanzig Prozent, und das nur für den Kirchplatz«, raunte Rodolfo mir zu.
»Wo ist die Küche?«, fragte Franceschina.
»Im Mezzanin seitlich des Andron «, erklärte Razzi. Auf Franceschinas verständnislosen Blick fügte er hinzu: »Andron nennt man die Halle hinter dem Wassertor im Untergeschoss. Das Mezzanin, kurz auch Mezzà genannt, ist das daran angrenzende Zwischengeschoss, mit Lager- und Wirtschaftsräumen und einigen Gesindekammern. Ihr könnt alle Räume im Haus nutzen. Nur das Stockwerk über diesem hier bleibt verschlossen, da lagern noch Waren der Compagnia Contarini. Aber dafür steht neben dem Mezzà auch der Dachboden zur Verfügung, die Innentreppe geht bis ganz nach oben. Dort müssen alte Bettgestelle der früheren Bediensteten zu finden sein, und im Mezzà gibt es noch Kisten mit Hausrat.«
Franceschina lächelte hochzufrieden, mehr als überzeugt von den Vorzügen unseres neuen Theaters.
»Wofür wird das Haus außer als Warenlager denn
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