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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Franceschina. Sie drapierte ihren Umhang um sich herum und verfiel in Schweigen.
    Wir hielten uns in nordöstlicher Richtung, bis mehrere Inseln aus dem dunstigen Grau des Morgens vor uns auftauchten. Einige waren dünn besiedelt, andere bestanden nur aus sumpfigem Schwemmland, das für eine Bebauung nicht genügend festen Untergrund bot. Eines der unbewohnten Eilande steuerten wir an und machten am mangrovenbewachsenen Ufer fest. Rodolfo half Franceschina aus dem Boot, wobei ich den Eindruck hatte, dass er ihre Hand länger festhielt als nötig. Franceschina trachtete ihrerseits offensichtlich nicht danach, sich seiner Galanterie zu entziehen.
    Auch bei der anschließenden Jonglierübung kamen sie sich mehrfach recht nahe. Einmal hätte sogar kein Haar mehr zwischen beide gepasst, als nämlich Franceschinas Rock beim Herunterfallen einer Fackel im Weg war und Rodolfo sich auf siewerfen musste, um die Flammen zu löschen, bevor sie Schlimmeres anrichten konnten als den Saum ihres Gewandes zu verkohlen.
    Von diesem kleinen Malheur abgesehen, war der Versuch, mit angezündeten Fackeln zu jonglieren, ein voller Erfolg. Es funktionierte zwar nur mit drei Fackeln, aber die Wirkung auf den unbefangenen Zuschauer – als solcher zählte ich ja – war auch so unbeschreiblich. Ich konnte nur mit offenem Mund dastehen und staunen. Und anschließend in Begeisterungsrufe ausbrechen.
    Franceschina lächelte gerührt. »Du bist ein guter Junge, Marco!«
    Mir fiel ein, in welchem Zusammenhang sie diese Worte schon einmal zu mir gesagt hatte, was mich sofort daran erinnerte, dass ich seit dem Vortag nichts mehr zu Papier gebracht hatte. Dabei sollten heute schon die ersten Proben stattfinden! Der erste Akt war zwar als ordentliches Canovaccio niedergeschrieben, ebenso ein Großteil des zweiten, aber vom Rest gab es nichts außer vagen, dürftigen Stichpunkten, die meisten davon so unleserlich hingekritzelt, dass vermutlich nicht einmal ich selbst sie entziffern konnte.
    Und das Sonett, das Leandro Rosalinda darbringen sollte, fehlte auch noch! Die Incomparabili würden nicht mehr lange brauchen, um mich als überflüssigen Versager zu durchschauen, dann wären meine Tage bei der Truppe gezählt!
    Rodolfo richtete die Arkebuse auf mich, und schockiert hob ich beide Hände, bis ich merkte, dass er mir das Gewehr lediglich geben wollte.
    »Ich war in Gedanken«, sagte ich lahm.
    »Keine guten, wie mir scheint.« Er reichte mir das Gewehr. »Selbstverständlich ist es nicht geladen. Das kommt später. Hier, halte es einmal und mach dich mit dem Gefühl vertraut.«
    Rodolfo zeigte mir, wie die Pulverpfanne befüllt wurde, und nebenher erklärte er mir die Funktionsweise der Arkebuse.
    Die Waffe war auf der rechten Seite am Schlossblech mit einem stählernen Rad versehen, das mittels eines Hahns, zwischen dessen Backen Schwefelkies klemmte, gespannt wurde. Beim Ziehen des Abzugs sprang das Rad vor, und die Reibung durch den Funkenschlag des Schwefels entzündete auf einen Schlag das Pulver, wodurch wiederum die Kugel aus dem Lauf katapultiert wurde.
    Die ganze Handhabung erschien mir recht umständlich, und ich äußerte Rodolfo gegenüber meine Zweifel, ob die Arkebuse im Nahkampf viel nütze, denn bis man mit Laden, Anlegen und Schießen fertig sei, könne einen der Gegner mit dem Schwert drei Mal erledigen.
    »Oh, manche Arkebusiere sind ziemlich flink, sie beherrschen jeden Handgriff blind und laden und schießen in einem Zug. Aber versierten Langbogenschützen sind sie auf größere Distanzen unterlegen. Außerdem taugen diese Donnerbüchsen bei feuchtem Wetter wenig, und bislang habe ich noch selten eine Schlacht erlebt, bei der es nicht regnete.«
    Er lud eine Kugel in den Lauf der Arkebuse und ließ mich feuern. Der Knall brachte meine Ohren zum Klingeln, meine Hand schmerzte vom Rückschlag, und der Pulverdampf ließ das Strandstück um uns herum wie eine Schwefelhölle aus Dantes Inferno riechen.
    Das angepeilte Ziel hatte ich verfehlt. Der morsche Mangrovenstumpf, auf den ich angelegt hatte, sah genauso aus wie vorher. Dafür hatte die Kugel ein beachtliches Loch in die darunterliegende Uferböschung gegraben. Bei einem Zweikampf gegen einen Berittenen hätte ich mit diesem Treffer dem Pferd ein Hufeisen abgeschossen, meinte Rodolfo.
    »Immerhin hätte es dann keine Toten gegeben«, sagte Franceschina, ohne mit Jonglieren innezuhalten. »Ich hasse es, wenn Menschen sich gegenseitig totschießen. Oder sich auf andere Weise

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