Der König Der Komödianten: Historischer Roman
angefangen?« Sie lächelte mich an.
Wie immer war ich machtlos gegen die betäubende Wirkung, die ihre Schönheit auf mich ausübte. Ich konnte sie nur anstarren und dümmlich nicken. Dabei fiel mir auf, dass sie eine Kette aus Lapislazulisteinen trug, die haargenau wie der Glasschmuck aussah, den sie am Tag unserer Ankunft so bewundert hatte.
Sie bemerkte meinen Blick und griff sich an den Hals. »Manchmal braucht eine Frau das Besondere, um sich richtig weiblich zu fühlen.«
»Wie bist du hereingekommen?«, wollte ich wissen. Unten waren alle Pforten verschlossen, und der Schlüssel hing an meinem Gürtel.
»Der gute Dario hat mir aufgesperrt.«
Während ich noch überlegte, welchen guten Dario ich kannte, fügte sie hinzu: »Dario Razzi.«
Auch das noch! Beunruhigt spähte ich in den Portikus.
»Keine Sorge«, sagte Caterina. »Er ist nicht mit ins Haus gekommen.« Interessiert blickte sie zur Bühne. »Sie ist ein bisschen mager für die Rolle, und das Haar ist etwas zu struppig, aber davon abgesehen macht sie ihre Sache gar nicht so übel. Und das Gewand der Nymphe steht ihr auch recht gut. Oh, sieh nur, jetzt kommt Bernardos Auftritt. An dieser Stelle hat er immer seine Probleme, ich hoffe, er verdirbt es nicht wieder.«
»Welch holde Maid an diesem Quell sich labet, gar wundersam mir dieser Anblick scheint!«, rief Bernardo, der im Stil eines trojanischen Kriegers gekleidet war.
Mir gefiel nicht, dass Caterina Elena als mager und struppigbezeichnete; solche Beschreibungen passten eher zu einer Katze. Doch gleich darauf war das ohne Belang, denn Bernardo hatte Caterina erblickt und erstarrte.
»Mich sandte Zeus, der große Göttervater, die tapfren Krieger Trojas zu erquicken«, sagte Elena. Bernardo blieb ihr die Antwort schuldig. Er war vollauf damit beschäftigt, Caterina anzustieren.
Am liebsten hätte ich mich vor sie gestellt, damit er sich besser auf seine Rolle konzentrieren konnte. Warum musste sie auch ausgerechnet jetzt auftauchen!
Ob Bernardo aus dieser Entfernung die Kette sehen konnte?
Elena zischte ihm etwas zu, und er riss sich zusammen und besann sich auf seinen Einsatz. »Bei allen Göttern, ach, wie wohl wird mir, seh ich dein Antlitz in der Sonne strahlen.« Es klang zerstreut. »Nun denn, gewähr erquick Leib mir … quick freu quick Herz gewähr mir der wohlan …« Erneut stockte er, den Blick nach wie vor auf Caterina geheftet.
Er hatte die Kette gesehen!
Die Leute lachten über Bernardos Patzer.
»Er verdirbt es tatsächlich wieder«, sagte Caterina.
Elena fing kurzerhand an zu singen, um die Lücke im Dialog zu überdecken. Das Tuch, hinter dem die Winde verborgen war, geriet in Bewegung, und ich sah Baldassarre, der auf dem in Schulterhöhe hängenden Brett saß, aufgeregt mit den Füßen strampeln. Ich eilte hin und blickte möglichst unauffällig zu ihm hoch. »Was ist?«
»Lass mich runter, bevor ein Unglück geschieht!«
Bernardo erwachte aus seiner Erstarrung, aber nicht, um den verlorenen Faden wieder aufzunehmen, sondern um sich in Bewegung zu setzen – in Richtung Portikus, wo Caterina stand. Seine Hände öffneten und schlossen sich, gerade so, als übe er einen effektiven Würgegriff.
Ohne zu zaudern, kam ich Baldassarres Wunsch nach und zerrte an der Winde, mit dem Erfolg, dass sich das Seil miteinem Ruck löste und Baldassarre nicht gleitend, sondern fallend unten ankam. Mitsamt dem Brett knallte er auf die Bühne und erging sich sofort in wilden Flüchen, was die Zuschauer zu wahren Lachsalven hinriss.
Immerhin hatte das zur Folge, dass Bernardo für einen Moment irritiert innehielt. Doch er ließ Caterina nicht aus den Augen. In seinem Gesicht stand reine Mordlust. Sie wich in den Portikus zurück, und er ging ihr nach.
Unschlüssig, ob ich Baldassarre aufhelfen oder Bernardo folgen sollte, blickte ich verstört von einem zum anderen.
Unter den Zuschauern herrschte Heiterkeit, aber die Leute merkten auch, dass etwas nicht stimmte, denn hier und da waren Laute des Unmuts zu hören.
Während Elena immer noch aus voller Kehle sang, rappelte Baldassarre sich auf und schubste mich in Richtung Portikus. »Sorg dafür, dass die beiden herkommen und ihre Pflicht tun! Folge ihnen!«
Hastig tat ich wie geheißen. Auf dem Weg zum Portikus sah ich, wie Cipriano und Rodolfo geistesgegenwärtig einige Fackeln am nächstbesten Kandelaber entzündeten und sie Franceschina zum Jonglieren überreichten.
Funken stoben durch die Luft, und ich roch den
Weitere Kostenlose Bücher