Der König Der Komödianten: Historischer Roman
so, als hätte es dir gemundet«, meinte Morosini mit gutmütigem Lächeln.
Seufzend zog ich mein Tuch vom Gürtel und wischte mir Mund und Hände ab. »Das war ein vorzügliches Mahl, besten Dank!«
»Ganz Venedig beneidet Messèr Morosini um seinen Koch«, sagte Caterina, die selbst nur hier und da ein Häppchen zu sich genommen hatte. »Der Mann zaubert in Windeseile die herrlichsten Speisen!«
»Manchmal beneide ich mich sogar selbst um ihn«, sagteMorosini. »Einen guten Koch zu beschäftigen, ist eine der kleinen Annehmlichkeiten, wenn man wohlhabend ist. Ein Ausgleich für manchen Ärger, den der Reichtum an anderer Stelle bringen kann.«
»Ach, wie kann einem Geld Ärger bringen!«, widersprach Caterina.
»Meine Liebe, glaub mir, das kann es.«
»Dagegen weiß ich ein gutes Mittel: Man gebe es aus!« Caterina lachte ihn perlend an und sah dabei auf unbestimmte Weise hungrig aus, was jedoch nach meinem Dafürhalten nicht damit zusammenhing, dass sie so wenig gegessen hatte.
»Dieser Devise sollten wir huldigen. Diener, mehr Wein!«
Mein Glas füllte sich im Nu, zum wiederholten Male, wie mir schien. Ich hatte beim Nachschenken nicht mitgezählt. In meinem Magen fing Jona an zu rumoren, und es wurde nicht besser, als mir unvermittelt wieder einfiel, welche Fragen ich Morosini stellen wollte. Doch bevor ich einen Ton sagen konnte, erschien ein Diener und meldete, dass das Bad fertig sei.
Ich begleitete ihn in eines der Gemächer, die vom Portego abgingen. Ein gewaltiges Pfostenbett dominierte den Raum, in den meine eigene Kammer auf unserem Landgut sicher viermal hineingepasst hätte. Allein der Kamin war so groß, dass mehrere Männer aufrecht darin hätten stehen können.
An den Wänden gab es keine Gemälde oder Spiegel wie im Hauptsaal, aber die Fläche zwischen den Deckenbalken war mit einem Fresko bemalt, bei dessen Anblick ich mir fast den Nacken ausrenkte: Da oben tummelte sich eine Schar wollüstig dreinblickender Quellgötter und leicht bekleideter Nymphen.
Mir fiel auf, dass das Pfostenbett keinen Himmel hatte, sodass jemand, der dort lag, ungehinderten Ausblick auf die Decke hatte. Das war so genial, dass man es nur bewundern konnte! Bewunderung empfand ich auch beim Anblick der Waffen, die an der Wand hingen. Eine unglaubliche Sammlung war dort zu sehen: ein türkischer Krummdolch, einschillernder damaszenischer Säbel, ein enormer Bidenhänder – das größte Schwert, das ich je in natura gesehen hatte! –, ein Morgenstern, wie ihn auch Rodolfo besaß, eine tödlich spitze Pike, eine nicht minder gefährlich aussehende Streitaxt, eine Armbrust und eine auf Hochglanz polierte Arkebuse.
Starr vor Ehrfurcht versuchte ich, den Wert der Sammlung abzuschätzen. Weder die kolossale Sommervilla an der Brenta noch dieser mit allem Prunk ausgestattete Palazzo hatten es mir so eindringlich vor Augen geführt wie die hier hängenden Waffen: Morosini musste unermesslich reich sein!
»Dieser Giovanni – benutzt er all die Waffen hier?«, fragte ich den Diener, der höflich neben einem dampfenden Badezuber wartete.
»Wie belieben, Domine?«
»Ob Giovanni all diese Waffen benutzt. Was trägt er am liebsten bei sich, wenn er aus dem Haus geht?«
»Ihr tragt immer das Rapier«, sagte der Diener verwirrt. »Als Ihr das letzte Mal aufgebrochen seid, hattet Ihr es am Gürtel. Habt Ihr es auf der Terraferma zurückgelassen, so wie Eure Kleidung? Die Sachen, die Ihr da tragt, kenne ich nicht.«
»Ich bin nicht Giovanni«, erklärte ich. »Ich sehe bloß so aus.«
Der Diener musterte mich befremdet, und es war kein besonderes Einfühlungsvermögen vonnöten, um zu erkennen, dass er sich verulkt fühlte. Sein Gesicht hatte einen pikierten Ausdruck angenommen.
Er wies auf einen Schemel. »Ich habe frische Sachen für Euch bereitgelegt und auch die Stiefel geputzt. Soll ich Euch den Bart schaben?«
»Vielen Dank. Ich glaube, ich komme allein zurecht.«
Er senkte den Kopf und verließ fluchtartig den Raum.
Die Tür besaß einen Riegel, mit dem man sie von innen verschließen konnte, eine erfreuliche Möglichkeit, von der ich umgehend Gebrauch machte. Anschließend unterzog ich dasZimmer näherer Untersuchung. Mein Doppelgänger besaß eine umfangreiche Garderobe, wie ich dabei feststellte. Die meisten Sachen sahen noch recht neu aus und rochen auch gut, dank Stücken von Sandelholz, die zwischen den Kleidungsstücken lagen. Nicht ohne Neid betrachtete ich die Wämser und blütenweißen Hemden, die
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