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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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dass er Caterina irgendwie benutzt, weil er etwas von dir will.«
    Ich musste an Nummer elf denken und musterte sie bestürzt. Elena schien meine Gedanken zu lesen und schüttelte den Kopf. »Nicht das .«
    »Was dann? Etwa mein Erbe? Ich weiß ja nicht mal, was ich geerbt habe, geschweige denn, wie viel davon!«
    »Das finden wir noch heraus. Und noch mehr.«
    » Ich hätte mehr herausfinden müssen! Deshalb bin ich doch überhaupt nur mitgegangen!«
    »Du wusstest ja nicht, dass er auf einmal verschwinden würde.«
    Nicht nur Morosini war weg gewesen, als ich nach dem Bad in den Portego zurückgekehrt war, sondern auch Caterina. Der Auskunft des Dieners zufolge hatten sie das Haus verlassen, aber ich hätte schwören können, Caterina irgendwo kichern zu hören.
    Mir war nichts anderes übrig geblieben, als das Buch und meine schmutzigen Sachen unter den Arm zu klemmen und allein aufzubrechen.
    »Vielen Dank übrigens noch«, sagte ich zu Elena.
    »Wofür?«
    »Für das Buch. Es war nicht mehr ganz so schlimm im Gefängnis, als ich es hatte.«
    »Das war Großvaters Idee. Er sagte, dass Lesen hinter Gittern ganz besonders bildet. Dem Wärter habe ich ein Märchen erzählt, damit er dir das Buch auch wirklich bringt.«
    »Welches Märchen?«
    »Dass du nur noch kurze Zeit zu leben hast, weil du unheilbar krank bist. Ich sagte, der Medicus hätte dir nur noch wenige Wochen gegeben.«
    Das verschlug mir die Sprache, doch auch, wenn mir etwas dazu eingefallen wäre, hätte ich keine Zeit gehabt, es vorzubringen, weil Elena sofort weitersprach.
    »Was hältst du von der Stelle da vorn?« Elena deutete auf einen schmalen Kanal, über den eine geschwungene Brücke führte. »Sieht aus, als könnte ich da gut üben.«
    Diesmal hatte das Üben nichts mit dem Küssen zu tun, aber waghalsig schien es mir allemal. Gleich nach meiner Rückkehr hatte Elena darauf bestanden, dass wir sofort aufbrachen und einen passenden Kanal suchten, damit sie mit meiner Hilfe Seiltanz über dem Wasser ausprobieren könne.
    Vor allem aber hatte ich ihr alles haarklein berichten müssen. Wir sprachen leise, denn Rodolfo und Henry folgten uns in kurzer Entfernung. Henry hatte bekundet, ihm seilangweilig, und auch für Rodolfo gab es nichts zu tun, weshalb die beiden beschlossen hatten, mitzugehen und Elena bei ihrem mutigen Vorhaben zuzuschauen.
    Die Stelle, die sie sich dafür ausgesucht hatte, war tatsächlich gut geeignet, da auf beiden Kanalseiten Pfosten zum Festmachen von Booten aus der Fondamenta ragten. Rodolfo und ich spannten das Seil von einem Ufer zum anderen, während Elena Lockerungsübungen machte und Henry sie unterdessen mit Komplimenten wegen ihrer Grazie überhäufte.
    Mit unseren Aktivitäten am Kanal zogen wir rasch eine Schar Neugieriger an, vorwiegend Kinder, die sich auf der Brücke und entlang der Fondamenta zu beiden Seiten des Kanals versammelten und abwechselnd Rodolfo und Elena anstarrten, wobei sie sich offenbar nicht entscheiden konnten, wer interessanter war. Aufsehenerregend waren sie beide, Rodolfo mit seiner kurzen, wuchtigen Statur, der geharnischten Brust und dem vor Waffen starrenden Gurt und Elena mit dem feuerroten Haar und den hochgeschürzten Röcken.
    Einen konzentrierten Ausdruck im Gesicht, die Arme weit ausgebreitet, schritt sie über das Seil, während ringsherum alle gafften.
    Als ich sie dort balancieren sah, fühlte ich mich von albernem Stolz durchdrungen, und noch ein anderes, nicht genau fassbares Gefühl weitete mir die Brust. Kaum konnte ich mich entscheiden, wonach es mich mehr drängte: an den Mienen der Zuschauer abzulesen, ob sie von der Darbietung auch so begeistert waren wie ich, oder aber Elena zu betrachten, ihre zierliche Gestalt und ihr reizendes Gesicht.
    »Was tust du denn hier!«, kam es ebenso laut wie empört von der anderen Seite der Brücke herüber. »Du sagtest doch, du bliebest den ganzen Monat auf der Terraferma!« Die Stimme erkannte ich auf Anhieb, und richtig, es war Adelina, die sich durch die Menge der Zuschauer drängte und energisch auf mich zuhielt.
    Schreie wurden laut, und unmittelbar darauf ertönte ein Platschen. Elena hatte eine unachtsame Bewegung gemacht – genauer, sie hatte versucht, sich nach Adelina umzudrehen – und war in den Kanal gestürzt.
    Entsetzt sah ich das trübe Wasser über ihr zusammenschlagen, doch mindestens ebenso groß war der Schock beim Anblick des Mannes, der just in diesem Moment in der angrenzenden Gasse auftauchte. Es war Aldo,

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