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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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feinen wollenen Beinkleider und die säuberlich neben den Truhen aufgereihten Schuhe und Stiefel. Bis auf ein auffälliges rotes Wams fand ich nichts davon sonderlich geckenhaft. Fast alle Kleidungsstücke waren in gedeckten Farben gehalten, nicht schwarz wie bei den gesetzten, ihren Handelsgeschäften verpflichteten Nobili, aber einem Patriziersprössling auf solide Weise angemessen.
    Dieser Giovanni Contarini führte wirklich ein Leben im Luxus! Das köstliche Essen, die Gewänder und Schuhe … und die Waffen! Er hatte alles, was das Herz begehrte. Und dabei war noch nicht einmal berücksichtigt, was er mit willfährigen Weibern tat.
    Auch einige Bücher befanden sich im Besitz meines Doppelgängers, wenn auch nicht annähernd so viele, wie ich es von zu Hause her kannte. Auf einem Wandbord lagen ein halbes Dutzend zerlesener Bände, allesamt Werke, die auch ich mit glühender Begeisterung verschlungen hatte, darunter der Reisebericht des Venezianers Marco Polo und die Amores von Ovid.
    Geistesabwesend zog ich mich aus. Als ich mich bückte, um mir die Schuhe und die Beinkleider abzustreifen, schüttelte es mich vor Ekel. Caterina hatte nicht übertrieben, der Gestank, der meinen Sachen entströmte, war grauenhaft. Aber auch ich selbst roch nicht viel besser, überall an mir klebte und juckte es. Vorsorglich wusch ich mir vor dem Baden mit der bereitliegenden Seife gründlich das Haar und beäugte anschließend die Wasseroberfläche. Erst, als ich sicher war, dass dort nichts Lebendiges herumschwamm, bestieg ich den Zuber.
    Das heiße Wasser war die reine Wonne. Genießerischzurückgelehnt, entspannte ich mich und fragte mich dabei unwillkürlich, ob Giovanni auch so gern badete wie ich. Mein Blick ging nach oben, zur Decke. Genau über mir lächelte eine rosige, nur mit einem dünnen Schleier bekleidete Nymphe huldvoll auf mich herab.

    »Kam dir das nicht merkwürdig vor?«, wollte Elena wissen.
    »Was?«
    »Dass Morosini all dieses Essen für dich hatte.«
    »Er sagte, es wäre Essenszeit und der Koch hätte bestimmt wie immer etwas vorbereitet.«
    »Erzähl mir noch einmal, was es alles gab.«
    Ich tat es, und Elena runzelte angestrengt die Stirn. Dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Mag er auch ein Zehnerrat und steinreich sein – nicht einmal Könige können in so kurzer Zeit ein solches Festmahl aufbieten.«
    »Dann hat er es eben vorher kochen lassen, weil er es immer so hält.«
    »Für sich allein? In solchen Mengen und dieser Auswahl?« Elena hob die Brauen. »Und dann hat er dich auch noch ganz zufällig im Zimmer dieses Giovanni baden lassen, damit du dort die dämliche Waffensammlung und die dämlichen Nymphenbilder bestaunen konntest.«
    »Es waren hervorragende Waffen! Und sehr kunstvolle Fresken!«
    »Sicher. Und zu guter Letzt hat er dich, weil er sowieso schon in spendabler Stimmung war, mit Giovannis Sachen ausstaffiert.« Sie musterte mich von oben bis unten. »Die stehen dir immerhin gut, das muss man sagen. Passt alles wie angegossen.«
    Das tat es wirklich. Sogar die Stiefel fühlten sich an meinen Füßen an, als wären sie eigens für mich gefertigt worden. Ichkam mir vor wie ein ganz anderer Mensch, vornehmer, bemerkenswerter, tüchtiger und, ja, besser aussehend als je zuvor. Nie zuvor hätte ich mir träumen lassen, dass elegante, gut gearbeitete Kleidungsstücke und blanke Stiefel einen Menschen derartig verändern konnten, und doch war es so. Es war ein so beflügelndes Gefühl, dass ich nur zu gern alle anderen Regungen verdrängt hätte, etwa das Misstrauen, das immer alarmierender wurde. In Elenas Augen mochte ich nicht allzu helle sein, aber ein blinder Narr war ich nun auch wieder nicht. Schon der Umstand, dass Morosini uns so großzügig die Ca’ Contarini zur Verfügung gestellt hatte, musste Argwohn wecken, und das galt für seine Aufmerksamkeit mir gegenüber ebenso. Mir war durchaus klar, dass hier nach wie vor etwas höchst faul war, sogar fauler denn je.
    Eine Weile hatte ich mir einzureden versucht, Morosini habe all diesen Aufwand nur getrieben, um Caterina zu beeindrucken, und diesen Aspekt gab ich auch Elena zu bedenken. Sie wischte es jedoch mit ein paar vernichtenden Worten beiseite, und auch ich selbst sah rasch ein, dass es an den Haaren herbeigezogen war.
    »Wenn er sie beeindrucken will, kauft er ihr Schmuck«, sagte Elena. »Wobei ich glaube, dass er das sowieso schon getan hat.«
    Das glaubte ich ebenfalls, doch ich sagte nichts.
    »Eher denke ich,

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