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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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zusah, kratzte ich mich ausgiebig zwischen den Beinen. Die Kutte trug sich alles andere als angenehm, sie juckte sogar durch das Hemd hindurch, weshalb ich hoffte, dass meine anderen Sachen bald trocken waren, vor allem das Samtwams, das Morosini mir überlassen hatte. Ich freute mich richtiggehend darauf, es wieder anziehen zukönnen, denn es war so weich, dass es sogar meinem Lavendelkissen Konkurrenz machte.
    »Ist dies hier das Theater? Oh, du lieber Himmel, ist das aufregend!«
    Ich traute meinen Ohren nicht.
    »Was schulde ich Euch für die Bootsfahrt, guter Mann? Da, nehmt dies. Und behaltet den Rest. Gehabt Euch wohl!«
    Längst hatte ich den Kopf aus dem Fenster gereckt, obwohl mir eine innere Stimme empfahl, mich besser zu verstecken.
    Iseppo kam hinter einer davongleitenden Gondel in Sicht und fiel fast ins Wasser, als er mich im offenen Fenster bemerkte.
    »Marco!«, rief er mit bebender Stimme. »Mein liebster, bester Freund! Endlich habe ich dich wiedergefunden!«

    Wider besseres Wissen öffnete ich die Pforte zur Gasse, und kaum hatte ich den Riegel zurückgeschoben, drängte Iseppo auch schon in den Innenhof, ließ seinen Reisesack fallen und warf beide Arme um mich. Schluchzend drückte er sein Gesicht gegen meinen Hals und beteuerte, wie sehr er mich vermisst und um mein Leben gebangt habe.
    »Gott sei Dank bist du wohlauf«, sagte er, nachdem es mir endlich gelungen war, mich aus seiner Umklammerung zu befreien. »Du ahnst nicht, wie lange ich nach dir geforscht habe! Theater gibt es in dieser Stadt im Dutzend, und dummerweise hatte ich den Namen eurer Truppe vergessen. Einzig der genauen Beschreibung eures famosen Lelio habe ich es zu verdanken, dass ich letztlich doch noch zu dir fand!«
    Der famose Lelio hatte sich, aufgestört von dem Begrüßungslärm, ebenfalls im Innenhof eingefunden. »Wer ist das, Marco?«, wollte Cipriano wissen.
    Rodolfo, der Cipriano auf dem Fuße gefolgt war, baute sich wie ein lebendiger Schild zwischen Iseppo und mir auf. »Was will dieser Mönch von dir?«
    »Das ist Bruder Iseppo, ein guter Freund aus dem Kloster«, sagte ich.
    »Von ihm hat Marco sein Kissen«, warf Elena ein. Sie kam die Außentreppe herab und musterte den Neuankömmling stirnrunzelnd.
    »Ich muss Iseppo rasch unter vier Augen sprechen, er hat vertrauliche Neuigkeiten für mich. Ähm, aus dem Kloster.« Ich zog ihn in den hintersten Winkel des Innenhofs.
    »Wieso hast du um mein Leben gebangt?«, zischte ich ihm ins Ohr, die neugierigen Blicke der anderen so gut es ging ignorierend.
    »Weil du immer noch in Gefahr bist! Deshalb bin ich hier – um dich zu warnen!« Er drückte meinen Arm. »Ach, Marco! Es ist so ein gutes Gefühl, dich wiederzusehen!«
    »Ja. Vor wem?«
    »Vor wem was?«
    »Vor wem wolltest du mich warnen?«
    »Vor dem Prior! Und dem Notar! Und dem Fremden!«
    Ich war schockiert. »Soll das heißen, sie sind in der Stadt?«
    Iseppo nickte. »Alle drei. Schon seit Tagen!« Erschöpft ließ er sich auf seinen Reisesack sinken. »Was habe ich für eine beschwerliche, grenzübergreifende Odyssee hinter mir!« Hoffnungsvoll blickte er zu mir auf. »Mich hungert und dürstet sehr, meinst du, es gäbe in der Küche dieses Theaters vielleicht einen winzigen Bissen Brot und einen kleinen Becher Wasser für einen armen Mönch?«
    »Natürlich!« Alles andere wäre unhöflich gewesen, vor allem, wenn man bedachte, was Iseppo schon für mich getan hatte. »Bestimmt kann Franceschina …«
    Rodolfo, der unversehens dicht hinter mir stand, unterbrach mich. »Franceschina hat sich zu einem Nickerchen hingelegt.« Er wandte sich an Iseppo. »Was meint Ihr mit grenzübergreifend ?«
    Iseppo fuhr zusammen. So, wie er da auf seinem Reisesack saß, war er fast genauso groß wie Rodolfo, doch sein Blickbekundete ängstliche Hochachtung, als er ihm antwortete. »Wir … ähm, ich war zuerst in Rom, weil irgendwer behauptet hatte, dass Marco dorthin reisen wollte.« Geflissentlich wich er meinen Blicken aus, doch das hätte er sich sparen können, denn ich grollte ihm keineswegs, da er lediglich das ausgeplaudert hatte, was ich ihm in den Mund gelegt hatte.
    »Die Reise war schrecklich«, sagte er. »Rom ist ein einziger Sündenpfuhl und voll von Gesindel. Diebe stahlen mir mein bestes Kissen. Ich habe mich so … beraubt gefühlt!«
    »Marco könnte Euch seines leihen«, meinte Elena, die sich ebenfalls genähert hatte, das Gesicht ein einziges Fragezeichen. »Auch wenn es ihm bestimmt

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