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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Fülle zu bekommen.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Bestickte, mit Lavendel gefüllte Kissen von überragender Qualität und langer Lebensdauer, so wie das von Marco. Man müsste einmal eruieren, welcher Bedarf an solchen Kissen in einer Stadt wie Venedig besteht. Und was die Leute dafür zu zahlen bereit wären.«
    Einwände gegen den neuen Gehilfen erhob er nicht.

    Bisher war ich erst einmal im Dachgeschoss der Ca’Contarini gewesen, da es dort nichts Besonderes zu sehen gab. Die Kammern waren noch kleiner als die im Mezzà, und das Dach war an vielen Stellen undicht. Bei Regen bildeten sich Pfützen auf dem Fußboden, und der Wind zog durch alle Ritzen. Früher mochten dort Dienstboten ihre Quartiere gehabt haben, doch das war lange her; mittlerweile gab es dort nur noch Spinnen und Staubmäuse.
    Von diesem Geschoss führte eine steile Stiege aufs Dach, zur Altana , der hölzernen Plattform, wie sie auf nahezu jedem besseren Haus in Venedig zu sehen war. Auf diesen Dachterrassen hängten die Hausfrauen ihre Wäsche auf, Köchinnen zogen dort Küchenkräuter, und die adligen jungen Damen boten ihr Haar zum Bleichen der prallen Sonne dar, wie mir Henry, der mehr über Venedig wusste als so mancher hier Gebürtige, erzählt hatte.
    An diesem Tag ging ich zum ersten Mal aufs Dach hinaus. Am Rand der Altana setzte ich mich nieder und ließ die Füße in luftiger Höhe über dem Kanal baumeln.
    Meine Gedanken kreisten darum, die Stadt zu verlassen, sowie um die Frage, was danach geschah. Ich könnte aufs Land gehen, weit weg vom Veneto, und mich als Knecht verdingen.
    Dadurch wäre ich der schlimmsten Sorgen zuverlässig enthoben, weshalb meine Optionen gar nicht so übel waren – sah man davon ab, dass ich dann vermutlich nie erfahren würde, was es mit meiner Vergangenheit und meinem Erbe auf sich hatte.
    Und ich würde die Incomparabili nicht mehr wiedersehen.
    An dieser Stelle endeten alle Fluchtgedanken. Eine Reihe von Gefühlen, die ich nicht einordnen konnte, hinderten mich, ein Weglaufen ernsthaft zu erwägen.
    Immerhin eine dieser Regungen erkannte ich als Trotz. Nur Feiglinge flohen vor dem, was sie fürchteten. Richtige Männer stellten sich der Gefahr und fochten ihre Kämpfe aus, sogar dann, wenn sie sich einer erdrückenden Übermacht erwehrenmussten. Leandro, der Held in meinem Stück, würde ganz gewiss nicht davonlaufen, nur weil ihm Ärger drohte.
    »Hier draußen bist du!« Bernardo schob seinen Kopf aus der Einstiegsöffnung und kniff seine Augen gegen das Sonnenlicht zusammen. »Was zum Teufel treibst du auf dem Dach? Willst du etwa runterspringen?«
    »Käme es dir gelegen?«, gab ich keck zurück. Seit ich selbst ein Schwert trug, fühlte ich mich ihm fast ebenbürtig. »Spring doch«, brummte er, während er sich aus der Luke stemmte und leicht schwankend näher kam. »Du würdest sowieso nur im Wasser landen und wüsstest dann gar nicht mehr, was du noch anziehen sollst. Eines sage ich dir – von mir kriegst du kein frisches Hemd.«
    Mit einem Stoßseufzer ließ er sich neben mir auf der Altana nieder und streckte die Beine von sich. »Ah, die Wärme tut gut.« Er schloss die Augen und hielt das Gesicht in die Sonne.
    Längst war mir klar, dass er an seiner Ehe mit Caterina ebenso sehr litt wie unter seinem Hang zum Saufen. Die meiste Zeit seines Lebens schien es ihm eher schlecht als gut zu gehen, das ließ ihn verletzlicher wirken, als er mir anfangs vorgekommen war. Immer noch gab es genug Gründe, ihn zu bewundern, etwa für seine überragenden Fähigkeiten als Schauspieler und dafür, dass er sich Eine lustige Brautwerbung ausgedacht hatte, doch kannte man ihn erst näher, stellte man fest, dass er ein Mensch wie jeder andere war, sogar mit mehr Schwächen als die meisten.
    »Dieser Mönch, der da heute gekommen ist – hat er dir irgendwelche Probleme mitgebracht?«
    »Keine, vor denen ich weglaufen würde.« Mit meiner Antwort fasste ich zusammen, wie mir zumute war. Ich fühlte mich mulmig, aber kneifen würde ich nicht.
    Rasch wechselte ich das Thema und schilderte ihm meine derzeitigen Schwierigkeiten mit dem neuen Stück, worauf Bernardo lachte und behauptete, nichts sei einfacher als das. »Wirnehmen für die fraglichen Szenen einfach Cipriano als zweiten Mann. Er hat die passende Größe, und was ihm an Schulterbreite fehlt, machen wir mit Polstern wett. Eine dunkle Perücke oder ein breiter Hut, ein bisschen Wachs im Gesicht, darüber etwas Schminke – und schon sieht er aus

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