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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Prüfungen standhält?«
    »Ja!«, stieß ich ohne nachzudenken hervor. »Hängt mich nur an Euer Folterseil, dann werdet Ihr schon sehen, was ich ertragen kann!«
    Celsi strich sich über den sauber ausrasierten Backenbart. »Ich frage mich wirklich, woher du diesen Hang zur Theatralik hast. Den Contarini ist das normalerweise nicht in die Wiege gelegt. Es war weder die Art deines Vaters noch deiner Mutter.«
    Sein Blick schien mich förmlich zu durchbohren, und ichhielt die Luft an, weil ich mit einem Mal spürte, dass er etwas über mich wusste. Hielt er mich wirklich für Giovanni Contarini, oder war ihm klar, dass er einen Doppelgänger vor sich hatte?
    »Ich hörte, dass Morosini dich einlud«, sagte er. »Was tatest du dort?«
    Also wusste er, dass ich nicht Giovanni war, denn den hätte Morosini nicht eingeladen – er wohnte ja bereits dort! Celsi musste mich folglich für Giovannis Zwilling halten, denn allem Anschein nach ging er davon aus, dass wir dieselben Eltern hatten – die Contarini!
    »Was tatest du dort?«, wiederholte Celsi ungeduldig.
    »Nur essen und baden, nichts weiter«, platzte ich heraus.
    »Was hat Morosini zu dir gesagt?«, wollte Celsi wissen.
    »Eigentlich so gut wie nichts«, sagte ich vorsichtig. »Wir unterhielten uns bloß über belanglose Dinge.«
    »Er hat dich mehrfach mit Kleidung ausgestattet. Nannte er dir dafür einen Grund?«
    »Er tat es, weil ich einem seiner Verwandten ähnlich sehe und er mich deshalb wertschätzt.« Damit kam ich der Wahrheit so nahe wie möglich, ohne alles zu verraten. Solange ich nicht genau wusste, was er wusste, vor allem aber, was er von mir wollte, war es besser, sich bedeckt zu halten. Es erfüllte mich mit tiefem Misstrauen, wie gut er über mich informiert war.
    »Ich verstehe. Wertschätzung. Hm.« Celsi fing an, auf und ab zu gehen, und strich sich dabei unablässig über den Bart. Wieder hatte ich das nagende Gefühl, ihn von irgendwoher zu kennen. Wenn ich nur ungestört darüber nachdenken könnte, wann und wo es gewesen war …
    Unvermittelt blieb er stehen. »Du kannst gehen.«
    »Was?«, entfuhr es mir.
    Er deutete zur Tür. »Hinunter und dann hinaus.«
    »Heißt das, ich bin frei?«, vergewisserte ich mich.
    Er nickte ungeduldig.
    »Was ist mit den anderen?«, wagte ich zu fragen.
    »Wahrscheinlich warten sie bereits draußen auf dich.«
    Ich hätte gern noch mehr wissen wollen, etwa, was es denn nun mit der Wasserleiche auf sich hatte oder warum Aldo einsaß oder warum ich auf einmal gehen durfte, doch ich wollte Celsi auf keinen Fall Gelegenheit geben, seine Entscheidung umzustoßen, also bedankte ich mich artig und verließ den Raum so schnell, wie es die Gebote der Höflichkeit gerade noch zuließen.

    Auf Befehl Celsis sorgte der Wachmann dafür, dass mir meine Waffen zurückgegeben wurden, und wenig später stand ich in der hellen Vormittagssonne auf der Mole vor dem Dogenpalast und hielt nach Rodolfo und den anderen Ausschau.
    Sie warteten bei der Löwensäule, und Iseppo kam mir entgegengerannt, als er mich erblickte. Gerade noch rechtzeitig bremste er vor mir ab und blieb stehen, obwohl ihm anzusehen war, wie gern er mich umarmt hätte. »Ich hatte solche Angst um dich!«
    Ich erfuhr, dass man sie ohne nähere Begründung freigelassen hatte, weshalb Iseppo davon ausgegangen war, dass ich im Verhör alle Schuld heroisch auf mich genommen hatte, um die Übrigen zu entlasten.
    »Und jetzt bist du trotzdem frei! Es ist ein Wunder!«
    Rodolfo hingegen glaubte weniger an göttliche Fügung als an profane Tatsachen: Er war davon überzeugt, dass wir allesamt wegen erwiesener Unschuld freigekommen waren. »Sie haben inzwischen den richtigen Mörder geschnappt. Da hätte es merkwürdig ausgesehen, uns noch länger einzusperren.«
    Tatsächlich stellte sich gleich darauf heraus, dass er recht hatte. Kaum hatten wir den Rückweg angetreten, als uns auch schon das erste Gerede zu Ohren kam. Auf der Piazza hattensich hier und da Leute versammelt, die sich sensationslüstern über den jüngsten Skandal unterhielten: Es ging um einen Patrizier, der einem spektakulären Verbrechen zum Opfer gefallen war. Dem Vernehmen nach hatte er eine verbotene Affäre mit der Gattin eines Prokurators unterhalten und damit seine eigene Gemahlin so erzürnt, dass diese ihm, von Eifersucht getrieben, mithilfe eines ihr ergebenen Dieners und eines abgerichteten Hundes den Garaus gemacht hatte. Der Diener hatte ihn aufgehängt, und der Hund hatte den Rest

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