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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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erledigt. Die Leiche hatten sie dann in den Kanal geworfen – wo die Strömung sie wenig später vor unser Boot getrieben hatte – und die fehlenden Teile, soweit der Hund sie nicht gefressen hatte, zusammen mit einem Miniaturporträt des Getöteten an die Haustür des Prokurators genagelt, gleichsam als Botschaft an dessen ehebrecherische Gattin. Inzwischen waren die Mörderin und ihr geständiger Komplize verhaftet, nur der Hund war unauffindbar.
    In allen Gassen entlang unseres Weges schien es kein anderes Thema zu geben, offenbar hatten die Leute seit Langem keine so aufregende Geschichte gehört.
    Vage überlegte ich, ob sich ein Theaterstück daraus machen ließe – ein Eifersuchtsdrama, ähnlich jenem, das ich bereits über Don Juan de Austria hatte verfassen wollen –, doch dann verwarf ich den Gedanken, denn Planungen für neue Stücke würden mich nur davon abhalten, den dringend benötigten dritten Akt für das in Arbeit befindliche zu schreiben.
    Während Rodolfo und Iseppo ein Stück vorausgingen, unterhielt ich mich mit Cipriano über mein Zusammentreffen mit Celsi. Cipriano fand das Ganze ebenso befremdlich wie ich und glaubte keinen Moment lang, dass diese Begegnung ein Zufall war, zumal Celsi überhaupt nicht für Gewaltverbrechen oder Wasserleichen zuständig sei.
    »Welches Amt hat er denn inne?«, fragte ich.
    »Soweit ich weiß, steht er einer Behörde vor, die sich mit Zollvergehen im Schiffshandel befasst.«
    Ich dachte kurz nach. »Dass wir mit einem geliehenen Boot unterwegs waren, kann seine Zuständigkeit nicht begründet haben, oder?«
    »Ganz bestimmt nicht. Und du sagst ja selbst, dass es ihm nicht um den Mord ging. Auch nicht um die Öfen. Sondern nur um dich und dein Verhältnis zu Morosini.«
    »Könnte Celsi irgendwas mit Morosini zu tun haben?«
    »Wundern würde mich hier gar nichts mehr.«
    »Ich habe übrigens schon die ganze Zeit das Gefühl, Celsi von irgendwoher zu kennen«, sagte ich zögernd. »Das hatte ich schon, als ich ihn zum ersten Mal sah, in jener Nacht, als ich mich verlaufen hatte und er mir den Weg erklärte, und ebenso beim zweiten Mal, als er mit Baldassarre im Badezuber saß. Ich bin mir beinahe sicher, ihm schon vorher begegnet zu sein.«
    »Fühlst du dich dabei eher gut oder eher schlecht?«
    Ich unterdrückte ein Grinsen, denn dieselbe Frage hätte auch Iseppo stellen können. »Ich fühle mich, als wäre mit ihm nicht gut Kirschen essen.«
    »Das klingt unerfreulich.« Cipriano wirkte sorgenvoll. »Wir sollten unbedingt einen Weg finden, das Geld für die Athanore zu beschaffen, damit Baldassarre nicht länger Schulden bei ihm hat.«
    Wir erreichten die Fondamenta, wo die Wachen in der Nacht den von Rodolfo geborgten Sàndolo festgemacht hatten. Schweigend stiegen wir hinein, und Rodolfo übernahm das Ruder. Wir hatten ausgemacht, das Boot so schnell wie möglich zurückzugeben, denn nicht nur Iseppo war davon überzeugt, dass ein böser Fluch darauf lag. Tatsächlich fiel es mir während der Fahrt schwer, nicht an die unselige Fracht der vergangenen Nacht zu denken, oder daran, wie Iseppo mit der zweiten Leiche unfreiwillig jenen schaurigen Totentanz im Wasser aufgeführt hatte.
    Ausgelaugt, schmutzig und halb verhungert kehrten wir schließlich am frühen Nachmittag zur Ca’ Contarini zurück.

    Die Daheimgebliebenen empfingen uns mit stürmischer Erleichterung, nachdem sie lange Stunden des Bangens hinter sich hatten. Nur durch Zufall hatten sie am Morgen überhaupt erfahren, dass wir im Gefängnis saßen – Elena war einfach dorthin gegangen und hatte sich nach uns erkundigt, indem sie unser Aussehen beschrieb. Vom Wächter hatte sie sodann auch den schockierenden Grund für unsere Verhaftung erfahren. Danach hatte die Truppe allen Grund gehabt, um unser Schicksal zu bangen, denn Mord zog zwangsläufig andere Konsequenzen nach sich als eine Kneipenschlägerei.
    Sogar Bernardo zeigte nach dem glücklichen Ausgang der Geschichte ungewohnte Gefühle. Offene Freude erlebte ich jedenfalls bei ihm zum ersten Mal, und wie es aussah, war davon nichts gespielt. Anscheinend hatte er ernsthaft befürchtet, mit den Incomparabili sei es zu Ende und er müsse sich ein anderes Betätigungsfeld suchen.
    Franceschina schalt uns nach der ersten Wiedersehensfreude aus und wollte wissen, was um Himmels willen uns getrieben hätte, mitten in der Nacht eine Bootspartie zu machen, worauf wir mit dem vorbereiteten Geflunker aufwarteten: Wir hätten nicht schlafen

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