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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Marco«, mahnte er, schon auf halber Treppe.
    Widerwillig schickte ich mich an, ihm zu folgen, als ein heftiges Hämmern an der Pforte mich innehalten ließ.
    »Marco Ziani! Mach mir auf ! Ich weiß genau, dass du da drin bist, denn soeben hörte ich deine Stimme!«
    Ich warf Rodolfo einen entsetzten Blick zu, worauf er sofort die Treppe herabeilte und lauschend neben der Pforte stehen blieb. Wer ist das?, fragte er mich stumm.
    »Der Prior«, flüsterte ich.
    »Mach mir auf !«, brüllte es von draußen. »Wenn du nicht öffnest, lasse ich die Schergen ihres Amtes walten und die Tür aufbrechen!«
    Dann verschlug es mir vor Schreck den Atem, denn Morosini trat vor und öffnete die Pforte, bevor ich es verhindern konnte. »Wer wagt es, hier solchen Lärm zu veranstalten?«, rief er verärgert.
    Draußen stand der Prior, aufgeplustert wie eine fette schwarzweiße Henne in seiner ausladenden Kutte. Sein Gesicht hatte sich gefährlich gerötet, und als er meiner ansichtig wurde, sprangen ihm fast die Augen aus dem Kopf. »Da bist du ja! Habe ich dich endlich!«
    Hinter ihm standen zwei Männer in voller Bewaffnung und mit entschlossenen Mienen.
    Der Prior deutete auf mich. »Der Junge kommt mit mir«, sagte er. »Er ist meiner Vormundschaft unterstellt und hat bei diesen Taugenichtsen von Schauspielern nichts verloren.«
    Auf sein Geheiß traten die Schergen vor, um mich zu packen, doch bevor sie Hand an mich legen konnten, sprang Rodolfo mit der Geschwindigkeit eines Kastenteufels vor und zückte seinen Krummsäbel. »Einen Schritt noch, und ihr könnt eure Eier vom Pflaster aufsammeln«, informierte er die Bewaffneten.
    Das beeindruckte sie sichtlich, denn sie blieben wie angenagelt stehen und warfen dem Prior fragende Blicke zu.
    »Lasst euch doch von diesem Zwerg nicht aufhalten!«, rief Bruder Hieronimo erbost. »Seht ihr nicht, dass er kaum halb so groß ist wie ihr?«
    Zaudernd setzten sich die Männer wieder in Bewegung, doch Rodolfo bleckte nur die Zähne, riss mir das Bündel aus der Hand, warf es in die Luft und schlug es mit einem gewaltigen Säbelhieb mitten im Flug entzwei. Kleidungsfragmente unterschiedlicher Größe flatterten durch die Luft, bevor sie überall verstreut im Innenhof landeten. Unmöglich zu sagen, ob überhaupt ein Teil nicht in Fetzen gegangen war – bis auf das Buch, das hatte den Schlag, abgesehen von einer tiefen Kerbe, in einem Stück überstanden und lag aufgeklappt auf dem Boden.
    »Stellt euch vor, das wären eure Eier«, erklärte Rodolfo.
    Abermals waren die Bewaffneten stehen geblieben. Sie blickten nun nicht mehr den Prior an, sondern einander, als wollten sie sich darauf verständigen, dass diese Sache es nicht wert sei, dafür ihre edlen Teile zu riskieren.
    »Ihr seid wirklich gut beraten, es sein zu lassen«, mischte sich Morosini freundlich ein. »Wie ihr seht, ist dieser Zwerg ungemein schnell und stark. Selten sah ich einen Kämpfer so souverän mit dem Schwert umgehen, und ihr könnt mir glauben, dass ich davon einiges verstehe. Außerdem verbitte ich mir jedweden Zwist auf dem Grund und Boden meiner Familie.«
    Er nahm die Maske ab, worauf die Schergen sich ehrfürchtig verneigten.
    »Wer seid Ihr?«, wollte Bruder Hieronimo misstrauisch wissen.
    »Alessandro Morosini, zu Euren Diensten«, antwortete Morosini zuvorkommend, die Maske wieder überstreifend.
    »Der Zehnerrat«, ergänzte einer der Bewaffneten respektvoll. »Seiner Familie gehört dieses Haus.«
    »Und wenn schon!«, versetzte der Prior. Sein Doppelkinn zitterte vor Entrüstung. »Der Junge gehört ihm nicht ! Ich habeeine amtliche Bescheinigung in der Tasche, die besagt, dass Marco Ziani meiner alleinigen Zuständigkeit untersteht. Genauer, jener des Klosters, dessen Leitung mir seit Jahrzehnten obliegt. Er hat mir zu gehorchen und zu folgen, und keinesfalls kann ihm gestattet werden, dass er mit fragwürdigem Theatervolk umherzieht! Marco, du kommst augenblicklich mit! Ich befehle es dir!«
    »Marco, komm herauf ! Hierher zu mir!«, hallte es von oben. Iseppo stand am Ende der Treppe und streckte mir die Arme entgegen. »Ich beschütze dich mit meinem Leben!«
    »Auch das noch!« Der Prior schnappte nach Luft. »Bruder Iseppo! Ich hätte es ahnen sollen! Was trägst du da für schreckliches Zeug? Wo ist deine Kutte, um Himmels willen? Sofort kommst du herunter und verlässt mit mir dieses Sodom und Gomorrha!«
    »Niemals!«, rief Iseppo, die Hände weit ausgebreitet. »Ich ersuche den Bischof um einen

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