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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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meisten von uns arbeitete noch Franceschina, die sich um die Wäsche und das Essen kümmerte, auch wenn sie inzwischen viel Unterstützung durch Rodolfo erfuhr, der ihr einen Großteil des Einkaufens abnahm und alle Lasten schleppte, bevor sie auch nur die Hände danach ausstrecken konnte. Franceschina sagte häufig, dass sie Langeweile hätte, wenn sie nicht körperlich arbeiten könne, sodass ihr die Hausarbeit gerade recht käme, doch die anderen Truppenmitglieder teilten dieses Problem nicht. Ein jeder von ihnen, mich eingeschlossen, lebte mehr oder weniger entspannt in den Tag hinein, bis der Abend kam und die Vorstellung begann.
    An anderer Stelle des Kais wurden Matrosen angeworben, und der Sopracomito lockte damit, dass ein erklecklicher Teil der Heuer als Vorschuss ausbezahlt werde, was tatsächlich mehrere Männer veranlasste, sich umgehend bei ihm zu melden. Ich fragte einen von ihnen, was ihn daran hindere, sich einfach mit dem Geld aus dem Staub zu machen, worauf er michamüsiert ansah. »Versuch es, und du wirst es schnell bereuen. Sie finden jeden, weißt du. Wer beim Auslaufen nicht zur Stelle ist, sitzt bald darauf als Kettensträfling auf der Ruderbank. Wenn sie ihn nicht schon vorher an der höchsten Rah aufknüpfen.«
    Ich verließ den Kai und bog wieder ein in die engen, verwinkelten Gassen Castellos, wo es an jeder Ecke nach frisch gekochtem Essen roch. Allmählich bekam ich Hunger, das Vesperläuten lag schon eine Weile zurück. An einem Stand kaufte ich mir einen in Schmalz gebackenen Krapfen mit Honig und Mandeln, den ich auf dem Rückweg zur Ca’ Contarini verzehrte.
    Vielleicht lenkte der Genuss mich ab, vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass ich nicht mehr richtig achtgab, wer mir entgegenkam, sonst hätte ich mich gewiss noch schnell verdrücken können. Als jedoch unversehens hinter der nächsten Abzweigung Adelina auftauchte und wie aus dem Boden gewachsen vor mir stehen blieb, war es zu spät, Fersengeld zu geben.
    »Giovanni, Liebster!«, rief sie entzückt. »Du bist zurück!« Und schon hatte sie mich in eine inbrünstige Umarmung gezerrt.
    Ich war so verdattert, dass ich nicht sofort reagieren konnte, und dann geschah etwas, das mich zwang, genau das zu tun, was sie vermutlich von mir erwartete: Ich drängte sie in eine schmale Seitengasse, schob sie in einen Hauseingang und verbarg mein Gesicht an ihrem Hals. Unmittelbar hinter ihr hatte ich jemanden herannahen sehen, dessen Anblick mir einen weit schlimmeren Schock versetzte.
    »Ah, diese Leidenschaft!«, sagte Adelina, meinen Kopf an ihren prallen Busen ziehend. »Das hat mir so gefehlt!«
    Erschrocken bemerkte ich, wie ich auf ihre Reize reagierte, und rief mich gewaltsam zur Ordnung. Ich hob die Nase von dem rosenölgetränkten Ausschnitt und spähte über ihreSchulter zurück in die Gasse, aus der ich soeben mit ihrer unbeabsichtigten Unterstützung und leider vergeblich geflüchtet war.
    Der Notar stand mitten in der Einmündung und starrte mich an. »Bist du das? Ja, du bist es!« Er kam einen Schritt näher, um sich davon zu überzeugen, dass ihn kein Trugbild narrte.
    »Wer ist das?«, wollte Adelina wissen.
    »Ein schlimmer Notar. Ich muss weg.« Ich schubste sie zur Seite und nahm die Beine in die Hand. Bevor ich um die nächste Ecke verschwand, sah ich, wie Adelina sich dem Notar in den Weg stellte. »Lasst ihn in Ruhe! Er hat nichts getan!«
    Barbarigo versuchte, sie beiseitezudrängen. »Ich will nur …«
    »Geld?«, fuhr sie ihn an. Dann gerieten die beiden außer Sicht, aber ich hörte Adelina noch zetern: »Ihr wollt doch immer Geld, ihr gierigen Advokaten!«
    Keuchend und schwitzend rannte ich weiter und wurde erst langsamer, als ich die vertraute Brücke vor mir hatte, von der aus es nur noch ein paar Schritte bis zur Ca’ Contarini waren.
    Wie hatte ich nur so leichtsinnig sein können, mein Schicksal auf diese Weise herauszufordern! Warum war ich nicht einfach im Haus geblieben? Mich innerlich heftig verfluchend, fragte ich mich, ob es meine Lage verschlimmerte, dass der Notar mich entdeckt hatte. Zumindest wusste er nun definitiv, dass ich in der Stadt war, während er und seine hinterhältigen Mitstreiter sich dessen zuvor nicht hatten sicher sein können.
    Immerhin würde Adelina ihm nicht weiterhelfen können, denn sie hatte keine Ahnung, wo ich wohnte, sonst hätte sie schon längst vor der Tür gestanden. Bestenfalls konnte sie Barbarigo den Weg zu Giovannis Zuhause weisen, wo er nur

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