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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Morosini vorfinden würde.
    Aber was, wenn genau das geschah? Ob Morosini dann dem Notar erklären würde, dass der Gesuchte der Doppelgänger seines Neffen war und sich als Mitglied einer Theatertruppe in dessen ehemaligem Elternhaus aufhielt?
    Einstweilen konnte ich nur hoffen, dass Adelina den Notar abblitzen ließ, wenn er sie ausfragte. Sie schien wie jeder vernünftige Mensch ein gesundes Missempfinden gegenüber seinem Berufsstand zu hegen.
    Ich gab es auf, länger darüber nachzudenken, und beeilte mich, ins Haus zu kommen.

    Aus dem Mezzà drang der Gestank des Athanors, gegen den auch das von Caterina verspritzte Duftwasser nicht viel ausrichtete. Sie brachte den Flakon mehrmals täglich zum Einsatz, aber dem Ofen war damit nicht beizukommen.
    Mit Iseppos Hilfe schaufelte Baldassarre Kohlen nach und verstellte den Regler, damit das sogenannte philosophische Ei, das Gehäuse, in dem die Ingredienzien schmorten, noch besser erhitzt werden konnte. Seine Augen leuchteten aus dem rußverschmierten Gesicht.
    »Ah, Marco! Willst du dich vom Fortschritt der Transmutation überzeugen? Leider können wir nicht zwischendurch nachsehen. Erst, wenn der Prozess abgeschlossen ist, können wir das Ei öffnen und das Wunder bestaunen!«
    Iseppo ging ihm zur Hand, doch sonderlich begeistert schien er nicht von seiner Aufgabe. Er hatte eine von Franceschinas Schürzen vorgebunden, anscheinend fürchtete er um die Sauberkeit der von Cipriano geborgten Kleidung, von dem schwefligen Gestank ganz zu schweigen.
    Die anderen hatten bereits angefangen, im Portego alles für die Vorstellung vorzubereiten. Rodolfo und Cipriano spannten das Seil für Elenas Akrobatik, Bernardo prüfte die Winde, und Caterina, als Nymphe kostümiert, zündete reihum die Kerzen in den Kandelabern an. Franceschina stand vor der vorderen Fensterfront des Portego und jonglierte mit den Fackeln, die jedoch erst zu Beginn der Vorstellung angesteckt werden würden. Mittlerweile war sie von drei auf fünf Fackeln übergegangen,jedenfalls beim Üben, und weil es immer besser klappte, wollte sie es an diesem Abend zum ersten Mal vor Publikum versuchen.
    Elena sah ich nirgends, und betont beiläufig schlenderte ich durch den Saal, um einen Blick in ihr Schlafgemach zu werfen, das vor und während der Vorstellungen auch als Requisiten- und Umkleideraum der ganzen Truppe genutzt wurde. Sie war nicht dort.
    Rodolfo drehte sich zu mir um. »Da bist du ja«, sagte er mit deutlichen Anzeichen von Ärger. »Wo warst du die ganze Zeit? Hast du dich auf dem Weg zum Abtritt verlaufen, oder was? Man kann dich wirklich keinen Moment aus den Augen lassen!«
    »Ich habe mir nur ein bisschen die Beine vertreten. Wo ist Elena?«
    »Oben auf dem Dach. Du kannst sie holen, es wird Zeit, dass sie sich umzieht.«
    Und so stieg ich an diesem Tag bereits das zweite Mal hinauf aufs Dach, diesmal mit heftig klopfendem Herzen. Ein feiger und schamerfüllter Teil meines Wesens hätte sich gern versteckt, weit weg von ihr, während ein anderer, kühner und draufgängerischer, es nicht abwarten konnte, sie wiederzusehen. Die Kühnheit erwies sich ohne Frage als stärker, beflügelt durch die unverhoffte Gelegenheit, sie allein anzutreffen.
    Sie kniete auf den Holzplanken der Dachterrasse, über eine Leinwand gebeugt, die sie auf der Altana abgelegt hatte. Zu ihren Füßen standen Tiegel mit verschiedenen Farben, die sie auf einer großen Palette mischte, bevor sie sie mit Pinsel und Spachtel auf der Leinwand auftrug.
    Als sie mich bemerkte, verfinsterte sich ihre Miene. »Du bist schon wieder in der Stadt herumgelaufen! Anscheinend brauchst du die Gefahr, wie?«
    »Blödsinn«, sagte ich.
    Etwas an meinem Gesichtsausdruck oder meiner Stimmeweckte ihr Misstrauen. Sie warf Pinsel und Spachtel beiseite und sprang auf. »Da war doch was! Erzähl es mir!«
    Anscheinend war ich unfähig, etwas vor ihr geheim zu halten. »Der Notar lief mir über den Weg. Ich bin weggerannt. Das ist alles.«
    Sie kam näher und blieb vor mir stehen, während ihre Nasenflügel sich blähten. »Du warst bei der Bademamsell!«
    »Nein!«, protestierte ich, doch ich merkte selbst, dass es halbherzig klang. »Ich war nur spazieren. Unterwegs begegnete ich Adelina.«
    »Die dir ebenfalls ganz zufällig über den Weg lief !«
    »Ja doch!«
    »Und dir dabei so nahe kam, dass du riechst, als hättest du in Rosenöl gebadet.« Sie hob sich auf die Zehenspitzen, um an mir zu schnüffeln. »Mit dem ganzen Gesicht. Du musst sie

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