Der König Der Komödianten: Historischer Roman
können, dich als Mitglied gewonnen zu haben?«
»Gerade sagtest du es, und es freut mich. Noch mehr würde es mich aber freuen, wenn ein bestimmtes anderes Mitglied der Incomparabili deine Ansicht teilte.«
»Es könnte helfen, wenn du dich ihr erklärtest.«
»Sie könnte Nein sagen«, meinte Rodolfo ungewohnt verzagt.
»Brauchst du einen Fürsprecher?«
»Untersteh dich!«, sagte Rodolfo in finsterer Abwehr.
Ein Wachmann trat uns in den Weg und fragte nach unserem Begehr. Cipriano nannte unsere Namen und bat darum, bei Messèr Celsi vorsprechen zu dürfen, worauf der Wachmann uns befahl, zu warten. Er verschwand im nebelerfüllten Innenhof, und wir hörten seine Schritte auf der Scala dei Giganti hallen. Wenig später kam er zurück und geleitete uns zum Amtszimmer Celsis, wo er vor der Tür Posten bezog, während wir eintraten.
Celsi erwartete uns bereits. In straffer Haltung stand er vor dem langen Tisch, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und blickte uns aufmerksam entgegen.
»Welch unerwarteter Besuch zu so früher Stunde«, sagte er. »Was führt die Herren zu mir?«
Cipriano und ich wechselten Blicke. Wir hatten uns keine Strategie zurechtgelegt, weil es im Grunde keine gab außer der einen, die Cipriano schon vorgeschlagen hatte. Ich holte tief Luft, um sodann mit der ungeschminkten Wahrheit herauszurücken. »Es geht um die Öfen. Einer ist verkauft, einer in Betrieb und ziemlich verdreckt – wir können sie nicht zurückbringen. Nur die zwei anderen.«
»Oh, nun ja. Das wird den Juden ärgern, dem ich alle vier versprochen hatte, weil ich davon ausging, ich würde sie zurückbekommen. Aber so schlimm ist es nicht. Ich werde ihm sagen, dass nur zwei verfügbar sind.«
So einfach ist das, wenn man ein mächtiger Mann ist, dachte ich.
Cipriano übernahm den anderen Teil der Hiobsbotschaft. »Die Sache ist die«, sagte er zögernd. »Es sind darüber hinaus gewisse … Umstände eingetreten, die eine fristgerechte Bezahlung der beiden Öfen, die wir nicht zurückbringen können, leider unmöglich machen.«
»Welche Umstände?«
Stumm rangen Cipriano und ich nach einer Erklärung, die plausibel klang, ohne dass wir uns damit verdächtig machten, geisteskrank zu sein. Die Investition in die Schiffsfracht sollten wir folglich besser nicht ins Feld führen. Ebenso wenig die Umwandlung der bereits eingesackten Anzahlung des Juden, zuerst in alchimistische Ingredienzien aus der Apotheke und dann in – noch auszubrütendes – Gold.
»Worin besteht das Problem?«, wollte Celsi wissen.
»Uns wäre geholfen, wenn wir Euch die beiden noch verfügbaren Öfen nicht zurückgeben müssten, sondern sie dem Juden überlassen könnten«, platzte ich heraus. »Und ihn irgendwie dazu bewegen könnten, die zweite Rate dafür zu bezahlen. Es wäre nur recht und billig, wenn er es täte, denn sowar es ursprünglich ausgemacht. Er änderte nur plötzlich seine Meinung, weil er dieselben Öfen bei Euch zum halben Preis erwerben wollte.«
Celsi hob die Brauen. »Der alte Baldassarre erwirtschaftete eine Gewinnspanne von hundert Prozent? Hut ab vor so viel Geschäftssinn!« Er grinste. »Wenn ich richtig rechne, bekämt ihr mit der zweiten Rate von dem Juden, die er für zwei Öfen schuldet, gerade genug Geld zusammen, um mir die Hälfte des Kaufpreises zu zahlen, den ich mit dem Alten für alle vier Öfen ausgemacht hatte. Was ist mit der zweiten Hälfte, die ihr mir danach noch schuldet?«
Cipriano lächelte werbend. »Wir würden uns bemühen, die fehlende Summe schnellstmöglich aufzubringen. In zwei Wochen gehen die Aufführungen weiter, wir werden alles zusammenkratzen, was wir entbehren können. Bis zum Ende des Jahres könnten wir es schaffen, auch den Rest zu tilgen.«
»Also soll ich dem Juden sagen, er habe gefälligst die ursprünglich bestellten zwei Öfen in der Ca’ Contarini abzuholen und hübsch brav den vereinbarten Rest der Kaufsumme zu zahlen? Damit ihr dadurch wenigstens an einen Teil des Geldes kommt, das ihr mir schuldet, und zugleich mit ihm geschäftlich auseinander seid?«
Cipriano und ich nickten stumm.
Celsi warf den Kopf zurück und brach in brüllendes Gelächter aus.
Nach dem ersten Schreck warf ich Cipriano einen beklommenen Blick zu. Er hob irritiert die Schultern. Rodolfo dagegen schaute stoisch wie immer drein, als ginge ihn das Ganze nichts an.
Celsi wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Ach, das tat gut. Man sollte öfter lachen, vor allem so früh am
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