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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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sich zäh und ereignislos dahin, bis ich begann, mich nach der Landarbeit zurückzusehnen. Ich stellte mir sogar in allen Einzelheiten vor, was Ernesto gerade tat. Der Weizen musste in voller Pracht auf den Feldern stehen, bis zur Ernte dauerte es nur noch ein paar Wochen. Die Schafschur war dagegen bereits vorbei; auf den Weiden tollten nun die im Frühjahr geborenen Lämmer. In Venedig hatte ich bislang weder Schafe noch Lämmer gesehen, es sei denn, gebraten auf dem Teller.
    Theoretisch hätte ich die ganze Zeit schreiben können, statt mich einfach nur zu langweilen. Doch so absurd es auch anmuten mochte – gerade die Langeweile hinderte mich, weiter an dem Stück zu arbeiten. Es war, als hätte sich dadurch ein gähnendes Loch in meinem Kopf aufgetan und jegliche Inspiration verschluckt. Wenn ich mich an mein provisorisches Schreibpult setzte und die Feder zur Hand nahm, kam nichts dabei heraus. Außer, man hätte die Tintenkringel, die ich in ungezählten Variationen zu Papier brachte, als Beweis kreativen Schaffens gewertet.
    Sogar das Denken fiel mir schwer, weil es immer wärmer wurde. Der Mai war in den Juni übergegangen, und mit diesem Monat kam die Hitze. Die Sonne brannte über den Kanälen und ließ üblen Geruch aufsteigen. Dabei hieß es, erst im Juli und im August werde es wirklich schlimm und dass die Leute, die es sich leisten konnten, in diesen Monaten auf die Terraferma reisten, um in ihren Sommerhäusern zu leben. Als ich das hörte, musste ich an die Villa an der Brenta denken.Gehörte sie wirklich Morosini, oder war auch dieser Besitz Bestandteil des reichen Erbes von Giovanni?
    In der zweiten Woche nach Baldassarres Herzanfall ließ sich Henry wieder blicken. Er blieb zum Vespermahl und berichtete bei Tisch, dass er hoffe, seine Geschäfte bald zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu bringen. Spätestens nach dem Redentore -Fest 38 wolle er nach England zurückreisen.
    Gern hätte ich ihn über die Ehefrau seines Freundes Will ausgefragt, doch dazu ergab sich keine Gelegenheit, auch nicht nach dem Essen, weil Bernardo und Cipriano noch mit am Tisch sitzen blieben. So beschränkten sich unsere Gespräche auf das Theater im Allgemeinen und die vielen wunderbaren Ideen seines Freundes Will im Besonderen.
    Freund Will hatte eine besondere Vorliebe für mehrteilige Historiendramen über diverse Könige, die allesamt Richard und Henry hießen. Von der Thematik her erschien mir solcher Stoff ermüdend, jedenfalls in der Form, wie Henry ihn wiedergab. Er meinte jedoch, man müsse die Geschichten auf der Bühne sehen, dann werde man sie lieben. Ferner berichtete er von einer neueren Komödie seines Freundes, die in Verona spielte und mir inhaltlich sehr viel ansprechender vorkam. Ich fragte Henry, ob er mir das Stück, sobald er nach London zurückgekehrt sei, vielleicht zur Ansicht schicken könne, worauf Henry bedauernd erklärte, dass die meisten Werke seines Freundes noch nicht in Druckfassung verfügbar seien. Cipriano meinte dazu, dass von den derzeit in Italien aufgeführten Komödien auch kaum eine gedruckt sei, jedenfalls nicht die zeitgenössischen. Jede Truppe hüte eifersüchtig ihr Repertoire. Bestenfalls für die einzelnen Schauspieler würden dieCanovacci vervielfältigt, und in der Regel auch nur, indem man sie von Hand kopierte.
    »Eines Tages wird es mit dieser archaischen Methode vorbei sein«, sagte Bernardo überzeugt. »Dann werden Autoren die von ihnen niedergeschriebenen Stücke einem Drucker geben, der davon Abzüge erstellt, damit das Stück an vielen Bühnen in allen möglichen Städten gleichzeitig aufgeführt werden kann.«
    »Du meinst – von verschiedenen Truppen?«, fragte Cipriano erstaunt. »So wie die Stücke von Plautus und den anderen Alten?«
    »Selbstverständlich«, sagte Bernardo. »Nur auf diese Weise kann der Ruhm des Autors in die Welt hinausgetragen werden, so wie er es verdient!«
    »Der Gedanke ist einleuchtend«, pflichtete Henry ihm bei. »Die schöpferische Leistung des Autors geht sonst allzu leicht unter!«
    »Es wären dann nur noch Mittel und Wege zu finden, wie der Autor für sein Stück entlohnt wird«, sagte Bernardo. »Ein Gesetz müsste her, das bestimmt, wie viel von allen Eintrittsgeldern dem Autor zufließt.«
    »Wie will man das überwachen?«, fragte ich.
    »Ich sage ja, ein Gesetz müsste her.«
    »Sicher gibt es eines Tages eines«, meinte Henry. Er erzählte von weiteren Stücken seines Freundes Will, was mich nach einer Weile

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