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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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es getan. Und ich wiederhole es sogar. Nein, nein, nein. Und nochmals nein. Heirate, wen du willst, aber nicht mich. Eine zweite Anne Hathaway machst du nicht aus mir.«
    »Eine zweite was ?«, fragte ich verständnislos.
    »Anne Hathaway.«
    »Ich habe keine Ahnung, wer das ist!«
    »So heißt die Ehefrau von Henrys Freund Will. Henry erzählt nicht nur dir andauernd von diesem englischen Burschen. Ich kenne seine ganze Geschichte, stell dir vor. Auch die von seinem schweren Ehejoch.«
    Perplex schaute ich sie an. »Ich verstehe nicht …«
    »Das ist es ja! Du verstehst nichts .« Mit wirbelnden Röcken wandte sie sich ab und rannte die Treppe hinauf ins Haus.

Teil 8: Venedig, Juni 1594
    In den folgenden Tagen ging Elena mir beharrlich aus dem Weg. Wann immer ich einen Raum betrat, in dem sie sich aufhielt, fand sie auf der Stelle einen Vorwand, ihn zu verlassen. Wenn wir bei den Mahlzeiten zusammen am Tisch saßen, blickte sie demonstrativ an mir vorbei und verhinderte auf diese Weise, dass unsere Blicke sich trafen.
    Dennoch spürte ich, dass Elena sich über das Auftauchen Giovannis den Kopf zermarterte. Mir erging es allerdings nicht anders; ich fragte mich, wo er stecken mochte. Die merkwürdige nächtliche Begegnung lag eine Woche zurück, und seither hatte er sich nicht mehr blicken lassen. Seiner Bitte folgend, hatte ich ihn mit keinem Wort erwähnt, ebenso wenig die Reichtümer, die im zweiten Stock gehortet waren.
    Vermutlich kam es Elena hart an, all das auf sich beruhen zu lassen, zumal sie wusste, dass ich im zweiten Stock gewesen war. Doch ihr Zorn auf mich war offenbar stärker als ihre Neugier und half ihr, sich alle Fragen zu verkneifen.
    Mehrmals am Tag versuchte ich, sie zu einem Gespräch zu bewegen, doch kaum hatte ich ein paar Worte hervorgebracht, ließ sie mich stehen. Alle Appelle an ihre Vernunft waren vergeblich. Ich überlegte hin und her, wie ich sie versöhnlich stimmen könnte, doch mir fiel nichts mehr ein.
    Manchmal hätte ich sie gern gepackt und geküsst, bis uns beiden der Verstand wegblieb, doch natürlich wagte ich dasnicht. Zu solch rohen Attacken konnte sich nur jemand wie Bernardo versteigen. Mich auf ähnliches Niveau zu begeben war eine schlimme Vorstellung. Aus demselben Grund rührte ich auch, von dem verdünnten Tischwein abgesehen, keinen Tropfen Alkohol an, obwohl ich mir nicht selten wünschte, meine unerfüllten Wünsche mit Schnaps betäuben zu können. Einfach alle Sorgen und Sehnsüchte im Vollrausch zu ertränken, so wie Bernardo es tat – einige meiner Probleme hätten sicher deutlich weniger geschmerzt. Vor allem in den Nächten, in denen ich wach lag, weil ich mich nach Elena verzehrte.
    Zum Teil hing meine Schlaflosigkeit aber auch damit zusammen, dass Iseppo so markerschütternd laut schnarchte oder, was auch nicht viel besser war, im Traum redete. Er führte ausdauernde Debatten mit dem Prior, der ihn entführen und gewaltsam ins Kloster zurückschleppen wollte.
    Zum Glück waren weder Bruder Hieronimo noch Messèr Barbarigo seit jenem einen Tag wieder aufgetaucht, doch sie hielten sich nach wie vor in der Stadt auf. An einem Nachmittag schlich ich mich zum Campo dei Mori und versteckte mich in einem Durchgang, bis ich zuerst den Prior und dann den Notar aus dem Haus kommen sah. Rodolfo war anschließend wütend auf mich, weil ich ohne Begleitung losgezogen war, aber ich hatte es einfach wissen wollen. Danach war ich vorsichtiger und blieb meist im Haus.
    Als Cipriano eines Tages von Morosini zurückkehrte, dem er den fälligen Mietzins überbracht hatte, wusste er Interessantes zu berichten: Ein zwischenzeitlich bei den venezianischen Behörden eingereichtes Vormundschaftsgesuch des Priors sei abgelehnt worden. Bruder Hieronimo habe mehrfach im Palazzo Ducale vorgesprochen, jedoch erfolglos. Morosini habe seinen Einfluss als Zehnerrat geltend gemacht und dafür gesorgt, dass alle Anträge abschlägig beschieden wurden.
    Cipriano erzählte, wie Morosini ihm amüsiert berichtet habe, dass der Prior vor Zorn außer sich sei. Für mich war eseine Wohltat, das zu hören. Ich war Morosini dankbarer denn je. Dennoch blieb mein Unbehagen bestehen, weil sowohl der Prior als auch der Notar bislang keine Anstalten gemacht hatten, die Stadt zu verlassen. So schnell gaben sie anscheinend nicht auf.
    Weil Baldassarre sich noch erholen musste, fanden weiterhin keine Aufführungen statt, und somit gab es für die Truppenmitglieder kaum etwas zu tun. Die Tage schleppten

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