Der König Der Komödianten: Historischer Roman
Morgen. Es hebt eindeutig das Wohlbefinden.« Er bedachte mich mit einem raubtierhaften Lächeln. »Was, wenn ich stattdessen lieber direkt von euch das Geld für meine Öfenerhalten möchte? Und zwar nicht nur die Hälfte, sondern alles auf einmal?«
»Das wäre leider nicht möglich.« Ich drückte die Schultern durch. »Ich könnte Euch noch anbieten, die Schulden persönlich abzuarbeiten, damit es schneller geht.«
»Dazu würdest du Jahre brauchen.«
»Dann dauert es eben so lange«, sagte ich mit sinkendem Mut.
»Dein Angebot zeugt von echter Opferbereitschaft. Genau wie dein Vorschlag, dich für deine junge Freundin ans Folterseil hängen zu lassen.« Nachsichtig schüttelte Celsi den Kopf. »Aber weder das eine noch das andere musst du auf dich nehmen. Was immer hier wer wem auch schulden mag – es wird beizeiten alles ausgeglichen. Ich warte gern, bis diese Zeit gekommen ist.« Nach dieser rätselhaften Verlautbarung war von seiner Seite aus offenbar alles gesagt, denn er nickte uns kurz zu, wandte sich ab und verschwand mit energischen Schritten im Nebenzimmer.
»Was zum Henker hat er genau gemeint?«, fragte Cipriano.
»Dass er vorläufig kein Geld will«, sagte Rodolfo pragmatisch. »Oder zumindest nicht unbedingt alles und sofort.«
Wir kamen überein, uns damit zufriedenzugeben und alles Weitere auf uns zukommen zu lassen.
Auf dem Rückweg zur Ca’ Contarini wurden wir mehrfach von Passanten angesprochen, die wissen wollten, welches Stück wir am Abend spielen würden.
»Wir geben heute leider keine Vorstellung«, erklärte Cipriano allen Neugierigen. »Unser Intendant ist erkrankt und muss sich eine Weile schonen.«
Darauf reagierten die Leute enttäuscht, aber auch mit großer Anteilnahme, und jeder wollte genau wissen, wie es um Baldassarre stand. Von dem einen oder anderen erhielten wir sogar Ratschläge, wie er rascher wieder gesund werden könne.
Mittlerweile waren die Incomparabili in Venedig so bekannt, dass es eine Art Stammpublikum gab. Manche Leute kamen immer wieder, einige sogar mehrmals in der Woche. Die meisten von ihnen hatten ihre besonderen Favoriten unter den Schauspielern, vor allem Caterina und Cipriano erfreuten sich regelrechter Verehrung. Aber auch für Elena schwärmte, wie festzustellen war, eine wachsende Schar von Anhängern – was mir nicht unbedingt behagte, vor allem dann nicht, wenn es sich bei den Betreffenden um solche Kerle handelte, denen der Geifer der Wollust förmlich von den Lefzen triefte.
Mein Herz schlug schneller, als wir uns der Ca’ Contarini näherten, denn Elena stand bei der Pforte und erwartete uns. »Was habt ihr erreicht?«
»Ich erzähle es ihr«, sagte ich zu Cipriano und Rodolfo. »Geht ihr ruhig schon ins Haus.«
Endlich hatte ich Gelegenheit, mit ihr allein zu sprechen! Ich zog sie in den Winkel neben der Treppe, wo niemand uns sehen konnte. Rasch berichtete ich ihr vom Ergebnis unserer Bemühungen bei Celsi, worauf sie die Stirn runzelte. »Das Gebaren dieses Mannes ist zweifelsohne merkwürdig. Er führt etwas im Schilde, und das hat mit dir zu tun! Aber lassen wir das einstweilen. Andere Dinge sind viel wichtiger! Erzähl mir von deinem Doppelgänger! Und vom zweiten Stock!« Ihre Augen waren vor Neugier geweitet, und ihre Nasenflügel zitterten erwartungsvoll. Sie sah so begehrenswert aus, dass ich kaum den Drang unterdrücken konnte, sie an mich zu ziehen und zu küssen. Mit eiserner Willensanstrengung beherrschte ich mich.
»Es gibt Dinge, die noch wichtiger sind«, teilte ich ihr ernst mit. »Nämlich das, was wir letzte Nacht getan haben.«
Sie lief rot an. »Was ist damit?«
Ich räusperte mich. »Es war Sünde.«
»Du kannst es ja beichten«, meinte sie keck.
»Das wäre nicht genug. Du warst ein unschuldiges Mädchen, und ich habe deine Tugend mit Füßen getreten.«
»Mit Füßen nun nicht gerade«, warf sie ein.
»Darüber sollten wir nicht spaßen. Es gibt nur eine Möglichkeit, unsere Verfehlung wiedergutzumachen.« Fest blickte ich sie an. »Ich werde dich zum Weibe nehmen.«
»Du meinst, du willst mich heiraten?«
Ich nickte würdevoll. »Nach Lage der Dinge bleibt mir nichts anderes übrig. Es ist nun mal geschehen, und jetzt muss ich die Konsequenzen tragen.«
»Ach, so siehst du das also.« Sie starrte mich mit verengten Augen an. »Nein.«
»Was?«, fragte ich verdattert.
»Ich sagte Nein. Zu deinem Antrag. Falls es überhaupt einer war.«
»Du kannst nicht Nein sagen!«
»Gerade eben habe ich
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