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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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und quer lief ich durch die Stadt, ohne innezuhalten. Wie an den übrigen Wochentagen trug ich meine abgerissene Arbeiterkluft, nur dass ich zu Ehren des Sonntags mein Hemd angelegt hatte und darunter schwitzte wie ein Tier.
    Ich überlegte kurz, mich umzukleiden, bevor ich mit Morosini zur Kirche ging, doch dann hörte ich bereits die Glocken zur Terz läuten. Morosini erwartete mich vor dem Haus. Er war im Festtagsstaat, trug Schwert und Barett und auf Hochglanz polierte Stiefel, und prompt schämte ich mich für mein durchgeschwitztes Hemd und die verdreckten Beinkleider. Doch von Morosini kam kein Vorwurf, er schien einfach nur froh zu sein, dass ich mit zur Kirche ging.
    Auf der Brücke kamen uns Leute entgegen, und er blieb einen Schritt hinter mir, um ihnen Platz zu machen. In Gedanken versunken, trottete ich voran, den Blick auf meine Schuhe gesenkt.
    Ich wusste nicht, was mich bewog, genau in dem Moment aufzublicken, als Aldo mit gebleckten Zähnen und stoßbereitem Dolch auf mich zugestürzt kam.
    »Hab ich dich endlich!«, schleuderte er mir hasserfüllt entgegen.
    Ich griff nach meinem Rapier, und erst, als meine Hand ins Leere fasste, fiel mir ein, dass ich mir in den letzten Wochen abgewöhnt hatte, es zu tragen. Hafenarbeiter besaßen keine Degen, sondern höchstens Messer, um damit ihr Essen zu zerteilen, den Bart zu schaben oder bei der Arbeit verhedderte Stricke zu durchtrennen. Folglich war auch ich auf diese Weise ausgestattet, und absurderweise war es eines von AldosMessern, das ich am Gürtel trug. Ich war jedoch nicht gewohnt, es zum Kampf zu zücken. Daher hätte Aldo, bis ich so weit gewesen wäre, reichlich Zeit gehabt, mich zu erdolchen, weshalb ich im Bruchteil eines Augenblicks entschied, es auf die bewährte Weise zu regeln: mit der Faust.
    Doch dazu kam es nicht. Bevor ich auch nur den Arm heben konnte, sprang Morosini von der Seite hinzu und rammte Aldo sein Schwert in den Leib.
    Ein verdutzter Ausdruck trat auf Aldos Gesicht. Das Messer fiel in hohem Bogen ins Wasser, und er selbst torkelte zurück. Morosini stieß ein zweites Mal zu, Aldo hauchte sein Leben aus, kaum dass er auf dem Boden aufgeschlagen war.
    Vor Schreck und Entsetzen blieb mir die Luft weg. Ich stützte mich am steinernen Brückengeländer ab und rang nach Atem.
    »Wer war dieser Kerl?«, fragte Morosini, Aldo mit dem Fuß anstoßend. »Es schien, als hätte er eine alte Rechnung mit dir offen.«
    Ich nickte, außerstande, zu reden. Erst nach weiteren tiefen Atemzügen brachte ich ein paar Worte heraus. »Habt vielen Dank, Messèr Morosini. Ihr habt mir zum wiederholten Male das Leben gerettet!«
    »Ich war gerade zur Stelle«, wehrte er ab.
    Er schickte einen der schnell zusammenströmenden Gaffer, die Wachleute zu holen, und während wir warteten, erklärte er, dass nun wohl kaum die rechte Zeit sei, zur Kirche zu gehen. Stattdessen bestand er darauf, dass ich mit ihm nach Hause käme, um zu baden und zu essen. Die Versuchung, seiner Einladung Folge zu leisten, war enorm. Nicht nur, weil ich seit Wochen ungewaschen war und den immer gleichen Fraß von den billigen Garküchen in Castello gründlich satt hatte, sondern weil ich mich schmerzlich nach menschlicher Wärme und Anteilnahme sehnte. Ich war so einsam wie nie zuvor in meinem Leben. Michele und Silvestro waren aufrechte Burschen,aber außer Saufen kannten sie neben der Arbeit nichts. Sofern sie sich überhaupt für ihre Mitmenschen interessierten, dann höchstens für solche, deren Geselligkeitswert sie an der Busengröße maßen.
    Es verlangte mich auch danach, Giovannis Zimmer zu betreten. Ich könnte seine Fresken ansehen, seine Bücher berühren, vielleicht sogar in seiner Wäsche noch seinen Geruch wahrnehmen und ihm auf diese Weise nahe sein. Doch dann begriff ich, dass ich mich an etwas klammern wollte, das nicht mehr da war. Giovanni war genauso tot wie Aldo.
    Der lag bäuchlings auf der Brücke, sodass man gnädigerweise weder sein Gesicht noch die tödliche Wunde sehen konnte. Dennoch schlotterten mir immer noch die Knie vom Schock.
    »Ich danke Euch für die angebotene Gastfreundschaft«, sagte ich. »Ich könnte wahrhaftig ein Bad brauchen, und nur ein Narr würde Euer Essen verschmähen. Aber im Moment ist mir nicht danach. Ich muss eine Weile für mich sein. Vielleicht ein anderes Mal.«
    »Bleibst du in der Stadt?«
    »Vorerst ja.«
    »Wo hast du dein Quartier?«
    »In Castello.«
    »Hauptsache, du gehst nicht ganz fort, das könnte ich nach

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