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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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wollte.
    Und natürlich interessierte mich brennend, was aus Baldassarres Geschäften geworden war. Den Schulden bei Celsi, dem heimlichen Handel mit dem Juden Isacco. Und den Lavendelkissen, mit denen Baldassarre die Venezianer beglücken wollte.
    Da ich jedoch fürchtete, lauter Unangenehmes zu erfahren, fragte ich lieber gar nicht erst. Aus demselben Grund erkundigte ich mich auch nicht danach, wie er es geschafft hatte, Iseppos Aufsicht zu entfliehen und allein durch die Stadt zu spazieren. Ich wollte uns beiden die Wiedersehensfreude nicht verderben.
    Dass nicht nur ich mich unbändig freute, sondern Baldassarre ebenso, war nicht zu übersehen: Er strahlte auf eine Weise, wie ich es bisher nicht an ihm kannte.
    »Weißt du, die ganze Zeit dachte ich, du hättest die Stadt verlassen«, meinte er. »Das fand ich jammerschade.«
    »Ich wollte wirklich zuerst fortgehen, habe mich dann aber besonnen und bin lieber geblieben.«
    »Daran hast du gut getan, so viel steht fest.« Er grinste mich übermütig an. »Allein schon deshalb, weil wir nun wieder zusammen baden können.«
    Ich erwiderte sein Lächeln aus tiefstem Herzen.
    Nur einmal überkam mich ein kurzes Unbehagen, als ich merkte, dass wir zu jenem Badehaus gingen, das Elena nicht nur wegen der fragwürdigen Nähe zum Ponte delle Tette hasste, sondern auch, weil Adelina dort arbeitete. Doch Elena hatte mich fortgeschickt, folglich konnte es ihr egal sein, wo ich badete.
    Auf unser Klopfen hin wurde uns von Adelina aufgetan, und wieder trug sie eine Bluse, die unweigerlich den männlichen Blick auf gewisse Körperpartien lenkte.
    Sie starrte mich an und schüttelte langsam den Kopf. »Diesmal falle ich nicht drauf rein!«, sagte sie kichernd. »Marco, richtig?« Sie deutete auf den Baldassarre. »Schon deswegen, weil du wieder den Alten dabeihast. Immer herein mit euch beiden! Einzeln oder gemeinsam?«
    »Gemeinsam«, sagte Baldassarre. »Marco und ich haben lange nicht zusammen gebadet, ich habe es furchtbar vermisst.«
    »Ganz wie Ihr wünscht, werter Herr!«
    Verdattert folgte ich ihr, als sie uns in die Badestube führte.
    Ihre gute Laune ließ nur einen Schluss zu: Sie wusste nicht, was geschehen war! Sie glaubte immer noch, Giovanni sei auf der Terraferma und werde bald zurückkehren.
    Was sollte ich nur tun?
    Gar nichts, befahl mir eine innere Stimme. Gewiss würde sie vor Trauer zusammenbrechen, wenn sie die Wahrheit erfuhr, denn mittlerweile war ich davon überzeugt, dass sie Giovanni aufrichtig liebte. Geliebt hatte.
    Was für eine vertrackte Situation!
    Es fiel mir schwer, mich zu entspannen, sogar noch, als ich mit Baldassarre im heißen Badewasser saß und wochenalter Schmutz von meiner Haut gespült wurde.
    Baldassarre blickte mich an. »Etwas quält dich, mein Junge. Willst du mit mir darüber reden?«
    Wie gern hätte ich es getan! Doch zweifellos hätte ihn das schreckliche Schicksal meines Bruders aufgeregt, und das wollte ich keinesfalls riskieren.
    Eines konnte ich ihm jedoch sagen.
    »Ihr alle fehlt mir sehr«, sagte ich. »Besonders Elena.«
    »Ach Junge!« Er seufzte. »Wie sehr hatte ich gehofft, das zu hören!«
    »Wirklich?«, fragte ich zögernd. »Warum?«
    »Weil du ihr nämlich auch fehlst.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich reserviert. »Ihr müsst wissen, dass sie mich weggeschickt hat.« Ich holte tief Luft. »Ich hatte um ihre Hand angehalten, aber sie wollte mich nicht.«
    »Tatsächlich? Nun, dann war es umso dümmer von ihr, dich gehen zu lassen«, stellte Baldassarre fest. »Denn du bist ein guter Mann. Einen besseren findet sie gewiss nicht so schnell. Meinen Segen hast du auf jeden Fall.«
    Zum ersten Mal hatte jemand zu mir gesagt, ich sei ein guter Mann. Kein guter Junge, sondern ein Mann . Genießerisch ließ ich es in mir nachhallen und wiederholte es im Geiste. Ein guter Mann. Ein guter Mann …
    »Warum hast du um sie gefreit?«, fragte Baldassarre neugierig mitten in meine Gedanken hinein.
    »Weil …« Ich verstummte, denn Weil ich sie entehrt habe war nicht gerade die beste Begründung, jedenfalls nicht für den Großvater des ledigen Opfers.
    »Weil ich sie liebe«, gab ich stattdessen widerstrebend zu.
    »Ist das wahr?«
    Ich nickte stumm.
    »Sprachst du mit ihr darüber?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Wieso nicht?«
    Darauf blieb ich die Antwort schuldig, weil es mir zu peinlich war. Für Liebesschwüre war nur Platz in Sonetten und im Theater. Auf dem Papier und auf der Bühne. Im wirklichen Leben

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