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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Bewegungen kam sie die Treppe herab und blieb vor mir stehen. »Wie geschah es?«
    »So, wie er es immer wollte«, sagte ich. »Beim Baden.«
    »Warst du bei ihm?«
    »Wir saßen zusammen im Zuber. Er ging in Frieden. Ganz still und leise. Und er sah glücklich aus.«
    Angestrengt nickte sie, dann wandte sie sich ruckartig ab und floh die Treppe hinauf ins Haus.
    Bernardo kam unterdessen herunter und stützte sich dabei an der Wand ab, um nicht zu fallen. Eine Wolke von Schnapsdunst umgab ihn, er musste in den letzten Stunden bereits reichlich gebechert haben. Wenn er es so handhabte wie früher zu seinen schlimmeren Zeiten, hatte er am Nachmittag gleich nach dem Aufstehen angefangen und würde gegen Mitternacht bewusstlos auf sein Lager fallen. Da weder Caterina noch Franceschina dagegen einschritten, würde er sich vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft zu Tode gesoffen haben.
    »Der Alte hat es hinter sich, was?«, fragte er undeutlich. Fahrig rieb er sich über die Augen, als ob es ihn dort juckte, doch als er die Hand wegnahm, sah ich die Feuchtigkeit an seinen Fingern. Ihm entging nicht, dass ich es bemerkt hatte. Mit einer gewollt barschen Frage lenkte er davon ab.
    »Was ist das für ein Höllenvieh?«
    Der Hund trottete im Innenhof umher. Der Reihe nach beschnüffelte er die Männer im Schritt, wie um sich zu vergewissern, dass dort alles an Ort und Stelle war. Als er zu Bernardo kam, kläffte er kurz, worauf dieser eine Braue hob. »Das nenne ich mal einen klugen Hund. Der weiß, wo die größten Eier hängen.« Er warf sich in die Brust und stapfte die Treppe hoch. Als er jedoch oben ankam, war von seinem markigen Gebaren nichts mehr zu erkennen. Mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern verschwand er im Inneren des Hauses.
    Jedes Mitglied der Truppe betrauerte den alten Intendanten auf seine Art.

    Am Abend saß ich noch lange mit Iseppo, Rodolfo und Cipriano in der Küche der Ca’ Contarini beisammen. Iseppo tischte Käse, Schinken und Brot auf, und dazu tranken wir Wein.
    Mein plötzliches Auftauchen nach wochenlanger Abwesenheit zog etliche Fragen nach sich. Ich erzählte von den Ereignissen der letzten Tage, worauf die Männer mir zum Tod Giovannis ihr Mitgefühl und zum Hinscheiden Aldos ihre Glückwünsche aussprachen. Morosinis Angebot, mich als Familienmitglied aufzunehmen, stieß teils auf Anerkennung, teils auf Skepsis. Cipriano meinte, Morosinis Unterstützung könne vielleicht meine Position im Kampf um mein Erbe verbessern, während Rodolfo fand, ein Mann müsse für sich selbst einstehen können.
    Daraufhin erklärte Cipriano, in meinem Fall könne zusätzliche Hilfe nicht schaden, denn seiner Ansicht nach sei Giovanni keineswegs zufällig ums Leben gekommen, sondern einem gezielten Anschlag zum Opfer gefallen.
    Kaum hatte er das ausgesprochen, wusste ich mit unwandelbarer Sicherheit, dass es stimmen musste. Es lag förmlich aufder Hand! Ich konnte nicht fassen, dass ich nicht selbst darauf gekommen war; dieses Versäumnis ließ sich nur mit meinem Schock über die Todesnachricht erklären. Der Notar oder der Prior – oder vielleicht sogar beide, gemeinsam mit Celsi – hatten die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und die Herberge niedergebrannt, in der Annahme, ich sei derjenige, der sich dort aufhielt. Mit seinem gut gemeinten Plan, die Verbrecher von meiner Fährte zu locken, hatte Giovanni sich selbst ins Verderben gestürzt! Ich fühlte mich grauenhaft. Am liebsten hätte ich mich verkrochen und geweint.
    »Die Bande wird schnell merken, dass sie den Falschen erwischt hat«, sagte ich niedergeschmettert. »Vielleicht sollte ich wirklich mit Morosini darüber reden. Er ist ein mächtiger Mann. Wenn jemand Celsi die Stirn bieten kann, dann er. Dass er mich beschützen kann, hat er bei Aldo drastisch bewiesen.«
    »Für deinen Schutz sorge immer noch ich, und zwar mindestens genauso drastisch«, brummte Rodolfo. »Ich war lediglich vorübergehend verhindert, aber jetzt bin ich wieder voll da.« Wie zum Beweis holte er den Morgenstern aus seiner Kammer und befestigte ihn an seinem Gurt.
    Elena ließ sich an dem Abend nicht mehr blicken. Ich unternahm keinen Versuch, mit ihr zu sprechen, denn ich erinnerte mich noch gut an mein eigenes Bedürfnis nach Zurückgezogenheit in den ersten Tagen nach Onkel Vittores Tod.
    In dieser Nacht kehrte ich nicht zu meiner Unterkunft nach Castello zurück, sondern nächtigte in meiner alten Kammer, gemeinsam mit Iseppo. Bevor wir zu Bett gingen,

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