Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
konnte ich darüber nicht reden, schon gar nicht mit Elena. Sie hatte sich häufiger über mich lustig gemacht, als ich zählen konnte. Nie würde ich den Fehler begehen, ihr meine Liebe zu offenbaren, denn damit gäbe ich ihr erst recht Grund, mich zu hänseln.
    »Du sollst wissen, dass sie dich nur aus einem Grund fortgeschickt hat«, sagte Baldassarre. »Sie hatte Angst.«
    »Ja, sie erklärte mir, dass ich eine Gefahr sei.«
    »Nicht Angst um sich oder mich. Sondern um dich .«
    Ungläubig runzelte ich die Stirn.
    »Sie wusste, dass du bei uns nicht mehr sicher warst. Daher wollte sie, dass du gehst. Und da ihr klar war, dass du nicht freiwillig verschwinden würdest, tat sie so, als wärest du eine Last, die es loszuwerden galt.«
    »Wie könnt Ihr wissen, dass sie so dachte? Hat sie es Euch erzählt?«
    »Nun, nicht direkt. Aber man merkt es auch so. Daran, dass sie sich jeden Abend in den Schlaf weint.«
    »Vielleicht weint sie um die verlorenen Aufführungen.«
    Baldassarre schüttelte den Kopf. »Sie weint erst, seit du weg bist.«
    Ich versuchte, meinen rapide beschleunigten Herzschlag zu ignorieren, doch ich spürte das Pochen bis in die Ohren.
    Mir fehlten die Worte. Ich konnte nicht einmal antworten, als Adelina inmitten der uns umgebenden Dampfwolke auftauchte und uns Wein und Kuchen anbot. Baldassarre bestellte für uns beide, und nachdem sie wieder verschwunden war, meinte er: »Nettes Mädchen. Sie scheint dich zu mögen.«
    Es kam mir vor, als warte er auf Antwort, und so sagte ich, was ich empfand. »Ich mag sie auch. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und ist sehr hilfsbereit.«
    Das schien ihn zufriedenzustellen.
    Eine Zeit lang schwiegen wir beide, bis er schließlich meinte: »Das ist das schönste Bad seit vielen Jahren. Ich danke dir dafür.«
    »Nicht doch. Wenn jemand zu danken hat, dann ich.« Ich rang mit mir, und endlich wagte ich die entscheidende Frage. »Soll ich abermals um sie anhalten?«
    »Was sagt dir denn dein Herz, mein Junge?«
    »Es sagt Ja , aber ich fürchte eine weitere Abfuhr.«
    »Vielleicht, weil du bisher nicht die richtigen Worte gefunden hast.« Er lächelte sanft. Sein Bart trieb auf dem Wasser wie grauer Tang, und seine Augen leuchteten hell im Licht der Kerze, die auf dem Schemel neben uns brannte. »Es kommt immer auf die richtigen Worte an, Marco. Auf der Bühne und im Leben.«
    »Liebesworte sind meine Sache nicht.«
    »Ah, aber du beherrschst sie doch! Bist du nicht ein Dichter?«
    »Ich habe ein neues Sonett verfasst«, sagte ich unvermittelt.
    »Sag es auf.«
    Ich tat es, mit geschlossenen Augen, Zeile für Zeile, und während ich sprach, war mir, als könne meine Seele hinausgreifen und die von Elena berühren. Das Sonett schuf eine Verbindung zwischen uns, deren Natur ich jetzt erst erkannte. Nicht für die Bühne hatte ich es geschrieben, nicht für Aurelia war es gedacht, und nicht Leandro sollte es vortragen. Es waren meine Worte, meine ureigenen Gefühle für die Frau, die ich liebte.
    Als ich endete, glaubte ich, Baldassarre seufzen zu hören, aber vielleicht war es auch nur Einbildung. Nach einer Weile öffnete ich die Augen und blickte ihn an, gespannt auf sein Urteil.
    Doch er konnte mir nicht mehr sagen, ob es ihm gefallen hatte, denn er würde nie wieder sprechen. Still und reglos lag er da, kein Atemhauch bewegte seine Brust. Sein Gesicht war friedlich, fast glücklich, als wolle er mich noch einmal wissen lassen, wie sehr er sich gewünscht hatte, auf diese Weise zu sterben.

    Eilends herbeigerufene Totengräber übernahmen es, den Leichnam anzukleiden und zur Kirche zu schaffen, wo er für die Totenwache und die Seelenmesse aufgebahrt wurde. Alles ging unter der souveränen Aufsicht der Badewirtin seinen amtlichen Gang, während ich in einer Art Schockstarre nur herumstand und Mühe hatte, nicht vor allen Leuten in Tränen auszubrechen. Im Nachhinein war es schon beachtlich, dass ich es überhaupt schaffte, mich ohne fremde Hilfe anzuziehen.
    »So ein Todesfall ist immer schrecklich«, sagte Adelina mitleidig. »Er stand dir nahe, oder?«
    Ich nickte nur stumm, einerseits verstört wegen Baldassarres plötzlichem Hinscheiden, andererseits geplagt von Gewissensbissen, weil ich ihr die Nachricht von Giovannis Tod vorenthielt.
    Hätte ich dasselbe nur auch bei Elena tun können! Ihr von Baldassarres Ableben berichten zu müssen war fast schlimmer, als ihn tot in der Wanne sitzen zu haben. Lieber hätte ich diesen Moment des Schreckens noch

Weitere Kostenlose Bücher