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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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versorgte er den Athanor – er nannte es tatsächlich versorgen –, und als ich fragte, ob es angesichts der veränderten Umstände nicht an der Zeit sei, das stinkende Ding endlich außer Betrieb zu setzen, weigerte er sich rundheraus, das auch nur entfernt in Betracht zu ziehen. Er werde keinesfalls Baldassarres letzten Willen missachten, und jener beinhalte ohne jede Frage, dass das Ende der Transmutation abgewartet werden müsse.
    Ich erhob keine Einwände, denn zum einen war ich mittlerweile selbst neugierig, was das philosophische Ei ausbrütete, und zum anderen hatte der schweflige Rauchgestank etwas anheimelnd Vertrautes an sich – es roch gewissermaßen nach Zuhause.
    Wehmütig vertraut war mir auch Iseppo, als er mir ein frisch duftendes, neues Lavendelkissen überreichte, eines von den drei Dutzend, die er auf Baldassarres Geheiß bei seiner Mutter bestellt hatte. Da nun damit keine Geschäfte mehr gemacht wurden, sei es an uns, das Beste daraus zu machen.
    »Sie werden ja nicht schlecht«, tröstete ich ihn. »Du kannst mir gern auch mehrere geben, wenn du keine anderen Abnehmer hast. Ich weiß sie allemal zu würdigen!«
    Sofort brachte er mir zwei weitere Kissen. Ich stopfte sie mir hinter Kopf und Rücken, um meine Wertschätzung zu beweisen, mit der Folge, dass ich in der Nacht aus dem Bett fiel und am Morgen die Kissen auf dem Boden lagen.
    Nach dem Aufstehen brachen wir zeitig auf, um die Formalitäten für die Beisetzung zu erledigen. Die Messe und die Bestattung waren zu bezahlen, die Grabrede mit dem Priester abzustimmen, vor allem aber waren die beiden noch fehlenden Incomparabili heimzuholen.
    Den Ausdruck Heimholen hatte Iseppo verwendet. Er bestand darauf, dass alle Incomparabili zur Trauerfeier kamen, und er legte dabei eine Unnachgiebigkeit an den Tag, die kaum zu seiner gewohnten Sanftmut passen wollte.
    Nachdem wir mit dem Priester über die Beisetzung gesprochen hatten, gingen wir zu Matilda, genauer, zu ihrer Behausung am Ponte delle Tette. Sie schlief noch und zeigte sich äußerst missgestimmt, als wir sie durch energisches Pochen an ihrem Fensterladen weckten, doch nach einigen blumigen Komplimenten Ciprianos besserte sich ihre Laune. Sie knöpfte ihr Nachtgewand bis zum Nabel auf und lud ihn ein, mit ihr zu frühstücken. Er versprach ihr, ein anderes Malwiederzukommen, bis dahin werde er sich wehen Herzens damit begnügen, von ihr zu erfahren, wo die Tänzerin Caterina wohne, der er eine Todesnachricht zu überbringen habe.
    Sie erteilte ihm die gewünschte Auskunft und ließ dazu kurz die Brüste wippen, bevor sie mit wohlwollendem Lächeln ihren Fensterladen wieder schloss.
    »In London werden sie dir aus der Hand fressen«, sagte Iseppo. Es klang niedergeschlagen.
    »Vor allem, wenn sie ihn singen hören«, meinte Rodolfo. »Das italienische Liedgut hat einen sehr viel poetischeren Klang als das englische. Das sagt sogar Henry.«
    »Ich weiß nicht, ob sie da einen Italiener singen hören wollen«, sagte Cipriano.
    »Wenn er so aussieht wie du – auf jeden Fall.« Iseppo seufzte, als hätte er Schmerzen.
    Caterina wohnte in einem Mietshaus in der Nähe von San Zaccaria. Auch sie schlief noch, als wir an ihre Tür klopften. Übernächtigt und zerzaust lugte sie auf die Gasse, und als sie uns sah, trat Besorgnis auf ihr Gesicht. »Wartet, ich bin gleich bei euch.«
    Tatsächlich brauchte sie nicht lange, um herauszukommen – schön wie der junge Morgen. Wie sie es schaffte, nach derart kurzer Zeit ein so blendendes Erscheinungsbild zu bieten, war eines jener weiblichen Geheimnisse, die ich niemals würde ergründen können.
    Tränen traten ihr in die Augen, als sie von Baldassarres Tod hörte. Ohne zu zögern fand sie sich bereit, an der Beisetzung teilzunehmen, und sie war auch einverstanden, uns zu dem Haus zu führen, wo Franceschina arbeitete.
    Rodolfo wurde zusehends nervöser, als wir uns dem Haus näherten. »Ich warte dort vorn an der Ecke«, erklärte er. »Am Ende weigert sie sich, zu kommen, wenn ich dabei bin.«
    »Du bist zu pessimistisch«, meinte Caterina.
    »Sie hasst mich wie die Pest, daran hat sie keinen Zweifelgelassen«, widersprach Rodolfo gelassen. »Aber ich bin nicht der Mann, der deswegen graue Haare kriegt.« Trotzig lehnte er sich gegen einen Torbogen und verschränkte die Arme. »Geht ihr nur und holt sie. Falls die Rede auf mich kommt, so versichert ihr in meinem Namen, dass ich sie keinesfalls belästigen werde.«
    Auf unser Klopfen wurde uns

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