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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Erwähne ja nicht diesen widerwärtigen Namen!«
    »Ob er nun Rizzo erwähnt oder nicht – Marco wird seiner Aufgabe bestimmt auf jeden Fall gerecht«, mischte sich Cipriano ein. Er hatte das Flittergewand abgelegt und stattdessen das Kostüm des Dottore angezogen.
    »Wer ist dieser Messèr Rizzo denn überhaupt?«, wollte ich wissen. Diese Frage war ganz eindeutig ein Fehler, denn Bernardo wurde nun erst recht wütend. Zwar schien er halbwegs nüchtern zu sein – trotz seiner blutunterlaufenen Augen roch er eher nach dem Kräutergebräu als nach Schnaps –, doch seine cholerische Veranlagung kam auch ohne Alkohol zum Tragen. »Ich bringe den Kerl um! Heute Abend noch! Er ist schon wieder gekommen! Ich habe ihn eben gesehen!«
    »Er kommt zu jeder Vorstellung«, erklärte Caterina besänftigend. »Er ist ein Kunstkenner und mag ganz einfach das Theater. Sonst würde er uns ja nicht all diese Vergünstigungen gewähren.«
    »Vergünstigungen?«, sagte Bernardo. »So nennt man das jetzt?«
    Ein Trommelwirbel schnitt ihm das Wort ab, und dann hörte man Baldassarre mit Stentorstimme vermelden:
    »So künde ich euch nun des Stückes Anfang
    Auf dass ihr leiht uns zahlreich Aug und Ohr.
    Gerecht zu werden diesem großen Andrang
    Heb ich als unser höchstes Ziel hervor!«
    »Von wegen Andrang«, murrte Franceschina, übertönt von einem letzten Trommelwirbel. »Jeden Abend werden es weniger.«
    Baldassarre zwängte sich durch die Kulissen, warf die Trommel auf den Wagen und nahm Hut und Umhang ab. Darunter trug er bereits das Gewand des Pantalone, das er rasch mit Maske und Mütze vervollständigte. »Kinder, dieses Trommeln wird immer anstrengender«, klagte er. »Wie gern würde ich jetzt ein schönes Bad nehmen!«
    »Morgen, Großvater.« Elena klatschte in die Hände. »Auf die Bühne! Es geht los! Nein, du noch nicht, Großvater!«
    Nun traten Franceschina, Caterina und Cipriano auf die Bühne. Auf der anderen Seite der Kulissen wurden sie von den Zuschauern mit Pfiffen, Ausrufen und vereinzeltem Applaus empfangen.
    Gleich darauf stimmte Cipriano alias Dottore ein Lamento an, weil er bei dem Überfall sein ganzes Hab und Gut verloren habe, worauf Caterina alias Rosalinda erwiderte, dass sie sich außerdem hoffnungslos in diesem finsteren Wald verirrt hätten und sich sorgen müssten, überhaupt jemals den Weg nach Venedig wiederzufinden.
    Hierauf entgegnete Cipriano: »Fürchtet euch nicht, ihr braven Mädchen, denn euer Vater und Herr ist nicht nur ein berühmter Notar, sondern auch ein tapferer Beschützer! Er gibtauf euch acht und wird euch vor allen Ungeheuern und Geistern dieses schrecklichen Waldes bewahren!« Dabei legte er ein so überzeugend ängstliches Zittern in seine Stimme, dass ich lachen musste. Auch die Zuschauer schienen es komisch zu finden, denn auf der anderen Seite der Bühne ertönte ebenfalls hier und da ein Kichern.
    »Gleich sind wir an der Reihe«, sagte Elena zu Bernardo und Baldassarre.
    Über das Engelsgewand hatte sie einen viel zu großen Anzug gestreift, der wie ein weißgefärbter Sack an ihr herabhing. Genau genommen war es ein weißgefärbter Sack, in den man lediglich Löcher für Kopf und Arme geschnitten hatte.
    Flink stülpte sie sich eine enge schwarze Kappe über, verteilte mit einer Quaste reichlich Mehl auf ihrem Gesicht und umrandete sich schließlich unter Hinzunahme eines Handspiegels mit einer kohleartigen Substanz die Augen. »Fertig«, sagte sie. »Bernardo?«
    »So gut wie.« Bernardo setzte einen ausladenden Hut auf, band sich einen riesigen Schnurrbart vor das Gesicht und schlang einen Gurt mit dem Holzschwert sowie dem mir schon bekannten Messer um seine Hüften. »Mir fehlt nur noch die Muskete.«
    Elena reichte sie ihm. Anschließend hängte sie das weiße Hemd auf eine Stange und schob es damit langsam durch einen der Kulissenschlitze auf die Bühne, was von einigen Zuschauern mit erwartungsvollen Ausrufen kommentiert wurde. Andere hingegen verschafften sich mit Unmutsäußerungen Luft, da sie offenbar diesen Teil der Handlung bereits allzu gut kannten.
    Mit Bernardos Hilfe klemmte Elena das Ende der Stange in einer Halterung am Wagen fest, sodass das Hemd nun draußen auf der Bühne hing.
    Zu guter Letzt wandte sie sich an mich. »Worauf wartest du?«
    »Äh … Was?«, fragte ich verdutzt, während von der Bühne Ciprianos angstvolles Gezeter über einen plötzlich erschienenen Geist zu hören war, was immerhin die Kinder unter den Zuschauern zum Lachen

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