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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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brachte.
    »Die Gaffer.« Ungeduldig deutete Elena auf die Arkaden, wo einige grinsende Halbwüchsige herumlungerten. »Sie warten nur darauf, dass wir auf die Bühne gehen, dann kommen sie her und schauen uns durch die Ritzen zu. Oder sie machen lange Finger, dann ist nachher wieder das Brot weg.«
    »Pedrolino«, platzte ich heraus.
    »Was?«
    »Du bist der Diener Pedrolino!«
    Sie verdrehte die Augen. »Was dachtest du denn? Dass ich den Capitano gebe?«
    »Ähm … nein«, sagte ich, mit einem Ohr zur Bühne hin lauschend, wo Cipriano den beiden Frauen mit furchtsamer Stimme befahl, rasch ins Gebüsch zu kriechen.
    »Das ist unser Stichwort«, sagte Elena. Gefolgt von Bernardo und Baldassarre trat sie auf die Bühne, wo die drei nun als Pedrolino, Capitano und Pantalone die Handlung bereicherten. Damit war auch das Dilemma gelöst, wer welchen Part verkörperte und wer eine Doppelrolle spielte: Lelio, der in der nächsten Szene allein auf der Bühne stand, würde zweifellos von Cipriano dargestellt werden, der dafür nur alles bis auf die Beinkleider ausziehen und die Laute an sich nehmen musste.
    Zu gern hätte ich einen Zipfel der Plane zurückgeschlagen und das Schauspiel verfolgt, vor allem besagte Lazzi, die dem Kampf gegen das Hemd vorausgehen sollten.
    Doch schon näherten sich die Gaffer, und gleich darauf suchten die ersten nach Lücken in den Kulissen, um auf die Bühne zu spähen. Unter den Jungen erkannte ich mehrere, die schon während des Bühnenaufbaus Elena gehänselt hatten, doch es hatten sich auch noch andere eingefunden. Ich zählte auf Anhieb ein halbes Dutzend, darunter bestimmt zwei oderdrei, die kaum jünger waren als ich. Allesamt trugen sie zerlumpte Kleidung und wirkten auch sonst wenig vertrauenerweckend.
    In drohender Haltung ging ich auf sie zu. »Habt ihr Eintrittsgeld gezahlt?«
    »Wieso, wir sind doch gar nicht eingetreten«, sagte einer frech.
    Unterdessen machte sich einer seiner Kumpane daran, durch die Kulissen auf die Bühne zu linsen. Mit zwei Schritten war ich bei ihm und packte ihn am Kragen. »Hast du mich nicht verstanden? Hier schaut nur der zu, der dafür gezahlt hat!«
    Er war genauso groß wie ich und ungefähr zwei, drei Jahre älter, aber nach meinem Dafürhalten deutlich weniger friedfertig, denn ein ausgeschlagener Vorderzahn, diverse Narben im Gesicht und vor allem das blitzende Messer in seiner Faust zeugten davon, dass er über ein gerüttelt Maß an Kampferfahrung verfügte.
    »Der Kerl hat Aldo am Schlafittchen!«, meinte einer der Knaben.
    »Wirklich?«, fragte ein anderer. »Das wird er gleich bereuen!«
    Die Burschen rückten näher und rotteten sich zusammen.
    »He, Aldo, gib’s ihm!«
    »Lass es richtig spritzen!«
    Zweifelnd blickte ich ihn an. »Du wirst mich doch nicht wirklich mit diesem Messer angreifen, oder?«
    Anstelle einer Antwort fletschte er das lückenhafte Gebiss und stach zu.
    Die Spitze des Dolchs glitt an meinem Lederharnisch ab, und bevor Aldo zu einem zweiten, besser gezielten Stoß gegen ungeschützte Körperteile ausholen konnte, tat ich das, was ich auch immer bei unseren störrischen Mauleseln machte – ich hieb ihm die Faust auf die Nase. Es knackte bedenklich, fast solaut wie das Scheppern, mit dem das Messer auf dem Pflaster landete.
    Stöhnend taumelte der Bursche zurück und hielt sich die Hände vors Gesicht.
    »Hat der Kerl gerade Aldo die Nase gebrochen?«, fragte jemand ungläubig.
    Aldo äußerte etwas Gurgelndes.
    »Ich habe es krachen hören«, bestätigte ein anderer. »Und er blutet wie ein abgestochenes Schwein.«
    »Nichts wie weg!«
    Gleich darauf waren sie verschwunden, mit ihnen Aldo, der nicht einmal seinen Dolch mitnehmen wollte. Während ich die Waffe aufhob und in die Messerscheide an meinem Gurt schob, sah ich aus den Augenwinkeln die schmutzigen Hände, die im Inneren des Wagens verschwanden und mit einem großen Stück Brot wieder hervorkamen.
    »O nein, das nimmst du nicht mit!« Ich tat einen Riesensatz auf den Dieb zu, doch er war schon davongeflitzt, bevor ich den Wagen erreicht hatte. Allein der Gedanke, dass der Kerl sich womöglich gerade mit dem ersten frischen Brot aus dem Staub machte, das ich seit Tagen gesehen hatte, brachte meinen Magen zum Rumpeln. Unverzüglich nahm ich die Verfolgung auf, doch der Bursche war so schlau, sich auf der Piazza zwischen den Zuschauern zu verbergen.
    Da ich ihn zudem nur schattenhaft gesehen hatte, wusste ich nicht, nach wem ich suchen sollte – bis ich den

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