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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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ohrenbetäubender Lautstärke die Trompete, und vermutlich wäre es schwierig gewesen, nebenher noch andere Kunststücke zu vollbringen, aber im Vergleich zu den anderen, sogar zu Baldassarre, der so majestätisch die Trommel rührte und dabei in dem feinen Mantel wie ein Fürst aussah, tat sich Bernardo mit seinem schmucklosen dunklen Umhang nicht besonders hervor.
    Aus unerklärlichen Gründen freute mich das, doch dann verflüchtigten sich alle Gedanken an Bernardo, denn nun erst gewahrte ich die letzte Darstellerin der Truppe. Dass ich sie nicht vorher bemerkt hatte, lag daran, dass sie sich ein paar Schritte außerhalb der Bühnenfläche bewegte, und zwar auf eine schier unglaubliche Weise: Sie schwebte durch die Luft!
    Atemlos starrte ich sie an, während sie etwa auf Brusthöhe vorwärtsglitt. Ich war bereit, an ein Wunder zu glauben, wahlweise auch an Hexerei, doch dann sah ich das Seil, auf dem sie balancierte. Es war von einer Wagendeichsel bis zur anderen gespannt, und sie bewegte sich darauf, als hätte sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan. Ihr Haar war straff zurückgebunden, und ihre schmale Gestalt steckte in einem hellen, fließenden Kleidungsstück, das vom Hals bis zu den Fußknöcheln reichte und sie in Verbindung mit ihrem luftigen Auftrittsort auf so frappierende Weise wie einen schwebenden Engel aussehen ließ, dass mir der Mund offen stand.
    Die ganze Truppe bildete ein solch quirlig-artistisches Durcheinander, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Unwillkürlich wandte ich mich der Menge zu, um zu sehen, ob die Leute ähnlich beeindruckt waren wie ich. Ein Teil von ihnen war es, wie ich sofort bemerkte, doch handelte es sich dabei hauptsächlich um Kinder, die mit großen Augen Elena auf dem Seil oder Franceschina beim Jonglieren bestaunten.
    Die meisten Erwachsenen waren weniger hingerissen.Manche standen mit verschränkten Armen da und betrachteten ohne jedes Anzeichen von Begeisterung das Geschehen, andere unterhielten sich sogar, ohne den Künstlern einen Blick zu gönnen.
    Als gleich darauf Trompete und Trommel verstummten, hörte ich einen der Zuschauer sagen: »Jede Woche dasselbe, und dafür wollen sie auch noch Geld.«
    »Wenn die Dicke wenigstens mal ein paar Bälle verlieren würde. Oder wenn sie wieder mitten auf der Bühne kotzen würde, so wie neulich.«
    »Oder wenn die Kleine vom Seil fiele.«
    Gelächter begleitete die rüden Bemerkungen, die Elena sicherlich gehört hatte, denn ihre Lippen pressten sich auf die mir bereits bekannte Weise zusammen, bevor sie mit einem Satz zu Boden hüpfte und sich mehrmals vor den Zuschauern verneigte.
    Auch die übrigen Schauspieler stellten ihre Bemühungen um die Gunst der Zuschauer fürs Erste ein und verbeugten sich unter dem spärlichen, von einigen Pfiffen durchsetzten Applaus der Leute. Zwei oder drei kleine Kinder verlangten jammernd nach mehr Bällen, wurden aber von ihren Eltern ermahnt, ruhig zu sein.
    Bis auf Baldassarre verschwanden die Schauspieler hinter den Kulissen, und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich dem Alten zuschauen oder lieber nachsehen sollte, was nun hinter der Bühne geschah. Baldassarre trat unter einem kurzen Trommelwirbel vor und verkündete in wohlklingenden Reimen den unmittelbar bevorstehenden Beginn des Stücks, worauf einer der Zuschauer dazwischenbrüllte: »Ja ja, deinen Sermon kennen wir schon! Los, fangt endlich an!«
    Baldassarres Reaktion darauf entging mir, denn ich war nicht mehr allein im Wagen. Elena hockte beim Ausstieg und reichte Kostüme und Masken nach draußen, wo sich die Darsteller in fliegender Eile umkleideten. Von den Arkaden herwaren Pfiffe und anerkennende Rufe zu hören, worauf Franceschina wütend erklärte, dass sie es satt sei, ständig von ungezogenen Rüpeln beim Umziehen angeglotzt zu werden, zumal von solchen, die kein Eintrittsgeld bezahlt hätten.
    Ertappt fuhr ich zusammen, als sich Elena zu mir umdrehte. »Ich würde sagen, das Glotzen fällt in deinen … Tätigkeitsbereich .«
    »Ich habe nicht geglotzt«, verteidigte ich mich. »Zumindest nicht absichtlich!«
    In ihren Mundwinkeln zuckte es. »Du sollst dir die Gaffer schnappen und das Eintrittsgeld eintreiben. Wer nicht zahlt, hat zu verschwinden.«
    »Sag ihnen, sonst gibt es Ärger mit Messèr Rizzo«, warf Caterina ein, während ich vom Wagen kletterte.
    »Gut«, stimmte ich zu.
    »Nein!«, brüllte Bernardo. Er packte mich bei der Schulter, um mich aufzuhalten. »Das sagst du nicht !

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