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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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übertreffen sucht, beide nicht ahnend, dass sie dieselbe Dame meinen.
    Die Dienerin Colombina, die das Gespräch belauscht, schöpft Verdacht und unterrichtet Rosalinda, welche wiederum ihren Vater zur Rede stellt, der sich darob windet und in Stottern verfällt (Lazzi) – sodann aber in einer Aufwallung väterlicher Autorität verlautbart, dass eine Heirat unumgänglich sei. Großmütig fügt er hinzu, dass, da der Capitano und Pantalone eine gleich hohe Mitgift geboten hätten, Rosalinda von beiden Bewerbern denjenigen wählen dürfe, der ihr am besten gefalle.
    Ohne weiterzulesen, wusste ich, dass Rosalinda weder den einen noch den anderen wollte, sondern Lelio, den Geist, der keiner war. Am Ende würden sich diese beiden Innamorati kriegen, und alles, was bis dahin geschah, würde dieses unvermeidliche Ergebnis zwar verzögern, aber nicht verhindern.
    Ich legte den Folianten beiseite, um mir die Augen zu reiben und erneut zu gähnen, diesmal ausgiebiger. Den Kopf gegen einen weichen Berg aus Kostümen gelehnt, streckte ich mich aus. Nach allem, was ich heute bereits geleistet hatte, durfte ich mich wohl mit Fug und Recht ein wenig entspannen. Nur für einen Moment die schweren Lider schließen … ein bisschen dösen … Es merkte ja niemand.
    Geweckt wurde ich vom Dröhnen einer Trommel, in das gleich darauf das Schmettern einer Trompete einfiel. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und starrte orientierungslos auf die bemalte Decke über mir. Erst nach mehreren keuchenden Atemzügen begriff ich, wo ich mich befand und dass ich stundenlang geschlafen haben musste. Draußen dämmerte es bereits, und das Trommeln und Trompeten konnte nur eines bedeuteten: Die Vorstellung hatte begonnen!

    Rasch kroch ich zum Ausstieg und schlug vorsichtig die Plane zurück, doch alles, was ich dort sah, war der Gang unter den Arkaden des großen Prachtbaus, vor dem wir am Nachmittag die Wagen abgestellt hatten, sowie die Kistenstapel und die Rückseite der hinteren Kulisse.
    Eilig suchte ich mir einen besseren Beobachtungsposten im vorderen Teil des Wagens, wo ich, noch behutsamer als vorhin, einen Zipfel der Plane oberhalb der dort angebrachten Kulisse lüpfte. Von hier hatte ich eine gute Sicht auf die Bühne und auf die Zuschauer, die sich davor versammelt hatten.
    Letzteren gönnte ich keinen Blick, denn das Geschehen auf der Bühne zog sofort meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Alle Darsteller der Truppe hatten sich dortzusammengefunden, und sogleich fiel mein Blick auf Caterina. Mir stockte der Atem, so schön war sie in ihrem strahlend weißen, mit Silberborten abgesetzten Kleid und dem glänzend schwarzen Seidenhaar. Anmutig hatte sie beide Arme über dem Kopf erhoben und bewegte sich zum Klang der Trommel und der Trompete mit schnellen, graziösen Tanzschritten zwischen den Übrigen hin und her. Ich war kaum in der Lage, meine Augen von ihr zu wenden, doch dann fesselten fliegende Gegenstände meinen Blick – es waren faustgroße bunte Bälle, mit denen eine Frau jonglierte, die ich erst beim zweiten Hinsehen als Franceschina erkannte. Ihr Haar hing offen bis zur Hüfte, und sie trug ein tief ausgeschnittenes Kleid. Die voluminösen Konturen ihres Oberkörpers erinnerten mich auf so eindringliche Weise an Paulina, dass ich mich für einen beschämenden Moment auf dem verrußten Deckenbalken unserer Küche wähnte und die fliegenden Bälle für mich wie Zwiebeln aussahen. Sieben davon schleuderte Franceschina mühelos durch die Luft und fing sie wieder auf, um sie sogleich in fließendem Wechsel abermals hochzuwerfen, eine Kunst, die mich zum Staunen brachte, schon deshalb, weil ich bei Onkel Vittore immer nur das Jonglieren mit drei Bällen gesehen hatte.
    Baldassarre schlug die Trommel, auch er eine höchst beeindruckende Erscheinung mit seinem langen, goldbetressten Mantel und einem feuerroten Barett, auf dem zahlreiche Fasanenfedern wippten.
    Auch Ciprianos Gewand leuchtete förmlich. Er trug ein flitterübersätes enges Wams, das sich gut zu seinen hellen Locken machte, die frei von jeder Kopfbedeckung über seine Schultern fielen. Er tanzte in ähnlicher Manier wie Caterina, mit hohen, weiten Sprüngen und perfekten Drehungen, und nun erst sah ich, dass sich beide synchron bewegten, was die elegante Schrittfolge und das vollkommene Gleichmaß ihrer Bewegungen erst recht zur Geltung brachte.
    Inmitten dieser beweglichen, flimmernden Vielfalt standBernardo da wie ein Klotz und tat nichts. Nun gut, er blies in

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