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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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hätte die nicht? Fünfzehn Millionen Dollar sind eine Menge Kohle. Na klar, dachte ich, Sie könnten ihn abgemurkst haben. Aber ich habe Ihnen versprochen, Alex zu überprüfen, und das habe ich getan.«
    Wenn wir gegangen wären, dann wäre ich jetzt gestolpert. Beim Fahren wäre ich ins Schleudern gekommen. »Was hat Alex mit all dem zu tun?«
    »Vielleicht gar nichts. Vielleicht doch etwas. Wir werden's rausfinden.«
    »Langsam, Hank. Wovon reden Sie?«
    Hank nahm meinen Arm und drehte mich zu der breiten, flachen Treppe, die von dem betonierten Vorplatz hinunterführte. »Nicht hier, okay? Im Auto.«
    »Fahren wir irgendwohin?«
    »Nach Raleigh«, sagte er.
    »Nach Raleigh«, wiederholte ich.
    »Um ein paar Fragen zu stellen.«
    »Wem?« Wir standen jetzt oben an der Treppe. Unten lockte der Gehweg. Ich zögerte. Ich brauchte Antworten. Hanks Hand legte sich auf meine Schulter und schien mich weiterzuschieben.
    »Nicht stehen bleiben«, sagte er, worauf mich etwas an seinem Tonfall veranlasste, mich umzudrehen. Er schaute über die Schulter nach hinten, und ich folgte seinem Blick zum Eingang des Gerichts. Die Sonne vergoldete die Glastüren, und ich verstand nichts. Beinahe wäre es mir entgangen, aber dann schob sich ein dünner Wolkenschleier vor die Sonne; hinter der Scheibe stand Douglas und beobachtete uns. Ein konzentriertes Stirnrunzeln verfinsterte seine massigen Züge.
    »Vergessen Sie ihn«, riet Hank. »Er ist ein Problem von morgen.«
    Ich wandte mich ab und ließ mich von dem Privatdetektiv die Treppe hinunterführen. »Mein Wagen steht da drüben«, sagte Hank. Wir gingen die Straße hinunter, vorbei an drei geparkten Streifenwagen, dem gesicherten Richtereingang und einem Straßenbautrupp mit lauten, stinkenden Maschinen, der ein Stück Asphalt aufgerissen hatte. Hank deutete in die schmale Seitenstraße, die an dem grabsteinlosen Friedhof vorbeiführte, wo fast zweihundert Jahre zuvor freigelassene Schwarze begraben worden waren. Wir bogen nach links, und der Lärm verhallte langsam hinter uns. Allmählich fühlte ich mich wieder wie ich selbst, nicht wie ein halb k.o. geschlagener Boxer. An seinem Wagen, einem dunkelgrünen Buick, ließ Hank mich los; ich trat vom Gehweg herunter und ging zur Beifahrertür. Er entriegelte die Türen, aber bevor ich einstieg, schaute ich ihn über das Wagendach hinweg an.
    »Alex?«, fragte ich, doch er stieg ein, ohne zu antworten, und schlug seine Tür zu. Der Wagen wippte aufgeregt. Ich stieg ebenfalls ein und nahm meine Frage mit.
    »Das ist nicht ihr richtiger Name«, antwortete Hank fünf Sekunden später. »Deshalb habe ich in der Klinik in Charlotte keine Unterlagen über sie gefunden. Jean war in den Akten, ganz einwandfrei, aber keine Alex Shiften. Das stank nach irgendwas, aber ich konnte noch nicht sagen, wonach. Erst als ich noch mal hinfuhr und ihnen das Foto zeigte, das ich von Ihnen bekommen hatte.«
    »Sie haben es sich also geholt?«, fragte ich wie betäubt. Ich beschäftigte mich mit diesem kleinen Detail, weil ich mich auf den riesengroßen Brocken, der da wie ein Elefant auf meinem Schoß saß, nicht befassen konnte.
    »Schon früh«, sagte Hank. »Kurz nach fünf, und dann war ich rechtzeitig zum Schichtwechsel wieder in der Klinik in Charlotte. Ich zeigte das Foto herum, stellte meine Fragen und fand schließlich den richtigen Mann, einen Krankenpfleger mit einer großen Vorliebe für Porträts von Benjamin Franklin.«
    »Was hat er Ihnen erzählt.«
    »Er kannte Alex, aber nicht unter diesem Namen. Er sagt, sie hieß Virginia Temple. Sie war schon drei Monate in Charter Hills, bevor Jean eingewiesen wurde. Anscheinend verstanden sie sich vom ersten Augenblick an. Zwei Monate lang sprach Ihre Schwester dort mit niemandem außer ihr.«
    »Virginia«, wiederholte ich. Der Name klang erfunden. Alex Shiften war zu hart für eine Virginia. Ebenso gut hätte man eine Rasierklinge als Buttermesser bezeichnen können.
    »Es wird noch schlimmer«, sagte Hank. »Sie war vom Dorothea Dix dorthin verlegt worden.«
    »Dem Krankenhaus in Raleigh?«
    »Aus der staatlichen Klinik für geisteskranke Kriminelle.«
    »Nicht alle da sind kriminell«, sagte ich. »Nur manche.«
    »Stimmt. Nur manche. Aber ein paar von denen kommen irgendwann raus, und meistens werden sie dann in Häuser wie Charter Hills verlegt. Für die ist es ein Sprungbrett zurück ins normale Leben, ein Rehabilitationszentrum.«
    »Und Sie glauben, bei Alex ist das der Fall?«
    Hank

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