Der König der Lügen
irgendwelche Gelder haben zukommen lassen, sei es direkt oder indirekt, wird der Fonds unverzüglich aufgelöst, und das Gesamtvermögen fällt an die Stiftung.«
»Das ist zu viel.« Ich sprang auf und fing an, auf und ab zu gehen.
»Es ist das Testament Ihres Vaters«, korrigierte Hambly. »Sein letzter Wille. Nur wenige würden sich beklagen, wenn sie erfahren, dass sie fünfzehn Millionen Dollar zum Spielen bekommen. Versuchen Sie es aus dieser Perspektive zu sehen.«
»Es gibt hier nur eine Perspektive, Clarence, nämlich die meines Vaters, und die ist verdammt verdreht.« Der alte Anwalt wollte etwas sagen, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. Ich sah, wie er rot anlief, als meine Stimme lauter wurde, und der Respekt vor den Regeln in seinem Hause verflog. »Ezra Pickens war ein verkorkster, manipulativer Drecksack, der sich niemals einen Scheißdreck für seine eigene Tochter interessiert hat und für mich kaum mehr als einen Arschwisch übrig hatte. Und in diesem Moment lacht er sich in seinem verschissenen Grab kaputt.« Ich beugte mich über Hamblys Schreibtisch, und ich merkte, dass der Speichel von meinen Lippen sprühte, aber das war mir egal. »Er war ein Arschloch erster Klasse, und Sie können sein Geld behalten. Haben Sie gehört? Behalten Sie es!«
»Mir ist klar, dass Sie unter schwerem Stress stehen, und deshalb werde ich versuchen, Ihre Blasphemie zu vergessen, aber kommen Sie nie wieder in dieses Haus.« In seinen Augen lag eine Andeutung der Kraft, die ihn zu einem so guten Anwalt machte. »Nie wieder«, betonte er. »Und als Anwalt Ihres Vaters und Vollstrecker seines Testaments sage ich Ihnen Folgendes: Das Testament ist gültig. Es wird morgen bestätigt werden. Vielleicht werden Sie feststellen, dass Ihre Einstellung sich ändert, wenn Ihre Erregung sich gelegt hat. In diesem Fall rufen Sie mich an — in der Kanzlei. Und als Letztes werde ich Ihnen noch etwas sagen. Ich hatte es nicht vor, aber Ihr Verhalten hat meine Meinung geändert. Detective Mills war bei mir. Sie wollte das Testament Ihres Vaters sehen.«
Wenn Hambly eine Reaktion erwartet hatte, wurde er nicht enttäuscht. Mein Zorn verflog, und an seine Stelle trat etwas anderes, weniger Ehrenhaftes — etwas Kaltes, Glattes, das sich in meinem Magen zusammenzog wie eine Schlange. Es war Angst, und mit ihr im Leib fühlte ich mich nackt.
»Zunächst habe ich sie abgewiesen, aber sie kam mit einem Gerichtsbeschluss zurück.« Hambly beugte sich weiter vor und spreizte die Hände. Er lächelte nicht, doch ich spürte, dass er es innerlich tat. »Ich war gezwungen, ihrem Ersuchen nachzukommen«, sagte er. »Sie war fasziniert. Vielleicht werden Sie ihr erklären wollen, wieso fünfzehn Millionen Dollar Sie nicht interessieren.« Er richtete sich auf, und seine Finger klappten zusammen. »Und damit ist meine Höflichkeit zu Ende, und meine Geduld ebenfalls. Sollten Sie sich irgendwann dafür entschuldigen wollen, dass Sie meine Sonntagsruhe entweiht haben, werde ich Ihr Ansinnen in Erwägung ziehen.« Er deutete zur Tür. »Jetzt wünsche ich Ihnen einen guten Tag.«
In meinem Kopf kreiste ein Strudel, aber eine Frage musste noch gestellt werden. »Weiß Mills, das Ezra meine Schwester enterbt hat?«
»Diese Frage«, sagte er und schien sich plötzlich innerlich zu entspannen, »stellen Sie am besten Detective Mills persönlich. Jetzt gehen Sie.«
»Ich muss es wissen, Clarence.« Ich wandte die Handflächen nach oben. »Bitte.«
»Ich werde mich in die Ermittlungen nicht einmischen. Sprechen Sie darüber mit ihr, oder lassen Sie es bleiben.«
»Wann hat er sie enterbt? An welchem Datum?«
»Meine Verpflichtungen gegen Sie gehen nicht über diejenigen zwischen Testamentsvollstrecker und Erben hinaus. Angesichts der Todesumstände Ihres Vaters und des polizeilichen Interesses an dieser Sache wäre es für uns beide nicht ratsam, die Angelegenheit weiter zu erörtern. Einen anderen Eindruck wollte ich nicht aufkommen lassen. Sowie das Testament rechtskräftig ist, dürfen Sie sich jederzeit während der Bürostunden an mich wenden, um diesbezügliche Fragen zu klären. Darüber hinaus haben wir nichts zu besprechen.«
»An welchem Datum wurde dieses Testament aufgesetzt?«, fragte ich hartnäckig. Es war eine vernünftige Frage, und ich hatte ein Recht auf eine Antwort.
»Am fünfzehnten November«, sagte Hambly. »Im vorletzten Jahr.«
Eine Woche, bevor mein Vater verschwunden war.
Ich ging hinaus — zu wütend, um
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