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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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wollte. »Wissen Sie, wann sie zurückkommt?«, fragte ich.
    »Nein.«
    Ich nahm eine Visitenkarte aus der Brieftasche und reichte sie Alex. Sie sah sie an, aber sie nahm sie nicht. Ich legte sie auf das Verandageländer. »Würden Sie Jean bitten, mich anzurufen, wenn Sie sie sehen? Meine Handynummer steht unten.«
    »Sie wird Sie nicht anrufen, aber ich sage es ihr.«
    »Es ist wichtig, Alex.«
    »Das haben Sie schon mal gesagt.«
    »Bitte. Sagen Sie es ihr.« Alex verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Wenn sie mich anruft, muss ich nicht noch mal herkommen und Sie belästigen«, sagte ich. »Überlegen Sie sich's.«
    »Worum geht's denn?«
    »Das geht nur mich und Jean etwas an«, sagte ich.
    »Ich erfahre es ja doch.«
    »Ist mir recht. Aber nicht von mir.« Ich stieg die Verandastufen hinunter, drehte mich um und deutete auf die Karte auf dem Geländer. »Es ist die Nummer ganz unten.«
    »Ja, ja.«
    Ich trat hinaus in den Vorgarten; ich konnte es nicht erwarten, Alex und ihrer stillen Selbstzufriedenheit zu entkommen. Dann hörte ich, wie das Messer sich klickend wieder öffnete, und sie lachte leise. »Ich weiß sowieso schon Bescheid.« Ich ging weiter, hatte genug von ihrem Quatsch. Als ich fast beim Wagen war, sagte sie: »Sie haben das Recht zu schweigen ...<« Ich erstarrte.
    »Was haben Sie gesagt?« Ich wandte mich von meinem Truck ab. Der Schlüssel baumelte an meiner Hand. Ihr Lächeln breitete sich aus wie ein Krebsgeschwür.
    »>Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.<« Sie war aufgestanden. Ihre Hände lagen auf dem Verandageländer, ihre Hüften drängten sich an das Holz, und sie beugte sich höhnisch heraus. Ich ging auf sie zu, und sie beugte sich noch weiter über das Geländer, mit offenem Mund und glänzenden Augen. Sie amüsierte sich sehr.
    »>Sollten Sie sich keinen Anwalt leisten können, wird Ihnen einer zu Ihrer Verteidigung gestellt werden<« Jetzt lachte sie entweder über mein Gesicht oder über ihre eigene Cleverness. Vielleicht über beides.
    »Wovon zum Teufel reden Sie?«, fragte ich.
    Sie sah auf mich herab und ich zu ihr hinauf. Der Augenblick zog sich in die Länge. »Wir haben eine sehr hübsche Lady kennengelernt«, sagte sie schließlich. »Ich und Jean.«
    »Was?«
    »Eine sehr hübsche Lady. Eine sehr neugierige Lady.« Sie wartete darauf, dass ich etwas sagte, aber ich konnte nicht. »Eine sehr gut bewaffnete Lady.«
    »Mills.« Der Name schlängelte sich über meine Lippen.
    »Sie hatte eine Menge lustige Fragen«, sagte Alex.
    Ich wusste, dass Alex mit mir spielte und mir das alles zu ihrer eigenen Erheiterung unter die Nase rieb. Ich schrumpfte zusammen unter einem schrecklichen Gefühl des Versagens, unter der Ahnung drohenden Unheils. Ich hätte sofort mit Jean sprechen sollen, als ich erfahren hatte, dass Ezras Leiche gefunden worden war. Ich hätte sie warnen, hätte mein Jura-Diplom zur Abwechslung einmal für etwas Gutes benutzen sollen. Aber zunächst hatte ich Angst gehabt an jenem Tag im Pizza Hut — Angst, sie würde weggehen und mich für immer verlassen. Angst, ich würde die Wahrheit in ihren Augen sehen, würde sehen, dass sie ihn wirklich umgebracht hatte. Angst, mein Verdacht könnte sich in eine unwiderrufliche Tatsache verwandeln. Angst, ich würde damit nicht umgehen können. Und dann war ich tagelang betrunken und voller Selbstmitleid gewesen. Ich hatte nichts gesagt und damit dem Unheil Tür und Tor geöffnet. Was hatte Jean ihr erzählt? Wie weit hatte sie sich schon entfernt, während ich mich im Trog meiner übel riechenden Ehe und meines verschwendeten Lebens wälzte? Die Verzweiflung schmeckte wie Galle. Mills war nicht dumm. Natürlich würde sie sich Jean vornehmen.
    »Fragen über Sie«, fuhr Alex fort.
    Ich spürte, dass eine gewisse Ruhe zurückkehrte. »Warum hassen Sie mich so sehr?«, fragte ich.
    »Ich hasse Sie überhaupt nicht«, sagte sie. »Sie sind mir bloß im Weg.«
    »Sie werden mir nicht sagen, was ich wissen will, nicht wahr? Über Mills?«
    »Wie Sie schon sagten ... das geht nur Sie und Jean etwas an.«
    Ich sah ihr an, dass sie fertig war. Sie hatte das letzte Wort gehabt, und damit war sie zufrieden. Sie ließ sich wieder in ihrem Schaukelstuhl nieder, hob das Stück Holz auf, an dem sie geschnitzt hatte, und deutete damit auf meinen Pick-up. »Gehen Sie schon«, sagte sie. »Ich richte Jean aus, dass Sie hier waren.«
    Ich ging davon und sah mich nicht um, bis ich im Truck saß und

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