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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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über das Eis. »Mögen Sie Ginger Ale mit Bourbon?«, fragte er.
    »Ja. Klar.« Ich blieb stehen. Er war so sachlich, dass mir das alles irreal erschien. Er musterte mich, während er die Drinks zurechtmachte.
    »Sie werden sich die Eingeweide verbrennen, wenn Sie ihn pur aus der Flasche trinken.« Er reichte mir ein Glas. »Wollen wir nicht ins Arbeitszimmer gehen?«
    Wir gingen durch die lange Diele ins Arbeitszimmer. Es war ein kleiner Raum mit dunkler Holztäfelung, grünen Wänden und zwei Ledersesseln vor dem kalten Kamin. Ich schaltete ein paar Lampen ein, damit es nicht so düster wirkte. Dr. Stokes setzte sich mir gegenüber und nahm einen Schluck von seinem Drink.
    »Ich wäre nicht hergekommen, wenn Barbara hier wäre.« Er drehte eine Handfläche nach oben. »Aber ...«
    »Sie ist weg.«
    »So sieht es aus.«
    Eine Weile tranken wir schweigend.
    »Wie geht's Ihrer Frau?«, fragte ich und wusste, wie absurd es unter diesen Umständen klang.
    »Gut«, sagte er. »Spielt Bridge, bei Nachbarn.«
    Ich schaute in die Tiefen der kalten braunen Flüssigkeit in meinem Glas. »War sie zu Hause, als die Polizei hier war?«
    »0 ja. Sie hat alles mitbekommen. Es war ja kaum zu übersehen. Es waren so viele, und sie waren so lange hier.« Er trank einen Schluck. »Ich habe Sie in Ihrem Truck sitzen sehen, unten am Teich. Es hat mir das Herz zerrissen, mein Junge. Tut mir leid, dass ich nicht gekommen bin, aber in dem Augenblick schien es nicht das Richtige zu sein.«
    Ich lächelte über den alten Gentleman und seine Untertreibung. »Ich wäre sehr schlechte Gesellschaft gewesen, ja.«
    »Es tut mir leid, dass das alles passiert, Work. Falls es etwas bedeutet — ich glaube nicht, dass Sie es getan haben, nicht eine Sekunde lang. Sie sollen nur eins wissen: Wenn wir etwas tun können, um Ihnen zu helfen, brauchen Sie es bloß zu sagen.«
    »Danke, Sir.«
    »Wir sind Ihre Freunde. Wir werden immer Ihre Freunde sein.«
    Ich nickte dankbar, und wir schwiegen kurz.
    »Kennen Sie eigentlich meinen Sohn William?« , fragte Dr. Stokes unverhofft.
    »Er ist Kardiologe in Charlotte. Ich habe ihn mal kennengelernt. Aber es ist vier oder fünf Jahre her, dass ich ihn gesehen habe.«
    Dr. Stokes sah mich an und schaute dann in sein Glas. »Ich liebe den Jungen, Work. Mehr als mein eigenes Leben. Er ist buchstäblich mein Stolz und meine Freude.«
    »Okay.«
    »Haben Sie Geduld mit mir. Ich bin noch nicht senil. Hier kommt eine Geschichte, und sie enthält eine Botschaft.«
    »Okay«, wiederholte ich nicht weniger ratlos.
    »Als Marion und ich nach Salisbury zogen, hatte ich eben meine Assistentenzeit an der Johns Hopkins hinter mir und war jünger, als Sie jetzt sind. In vieler Hinsicht war ich ein verdammter Idiot — nicht, dass ich es damals gewusst hätte. Aber ich liebte die Medizin. Ich liebte alles daran. Und ich konnte es nicht erwarten, wissen Sie, ich brannte darauf, eine Praxis zu eröffnen. Marion wollte immer nur eine Familie gründen. Während meiner Zeit als Assistenzarzt war sie geduldig gewesen, doch jetzt war sie darauf genauso versessen wie ich auf meine Karriere, und irgendwann kam unser Sohn.«
    »William.« Ich starrte in die plötzliche Stille.
    »Nein«, sagte Dr. Stokes schließlich. »Nicht William.« Er nahm noch einen Schluck und leerte sein Glas bis auf einen Rest blasser Flüssigkeit, mehr Eiswasser als alles andere. »Michael kam an einem Freitag zur Welt, um vier Uhr morgens.« Er sah mich an. »Sie haben Michael nie gekannt. Das war lange vor Ihrer Geburt. Wir haben den Jungen geliebt. Er war ein schönes Kind.« Er lachte bitter. »Natürlich habe ich Michael immer nur sporadisch gesehen. Ein paarmal in der Woche beim Abendessen. Hin und wieder eine Gutenachtgeschichte. Samstags nachmittags dort unten im Park.« Er deutet mit dem Kopf durch die Wand und den Berg hinunter zu dem Park, den wir beide so gut kannten. »Ich habe hart gearbeitet und viele Überstunden gemacht.
    Ich habe ihn geliebt, wissen Sie, aber ich war beschäftigt. Ich hatte eine blühende Arztpraxis. Verantwortung.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, doch vielleicht hörte er mich nicht. Er sprach weiter, als hätte er nichts gehört.
    »Marion wollte natürlich noch mehr Kinder, aber ich sagte Nein. Ich musste immer noch meine Studiendarlehen abbezahlen, und wie die Dinge lagen, hatte ich schon für ein Kind kaum Zeit. Ich war einfach zu beschäftigt. Es fällt mir schwer, das zu sagen. Wohlgemerkt, ihr gefiel es nicht. Doch sie

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