Der König der Narren
gedehnt,
»und m it dem Ende von Geschichten. I c h spüre sie in m i r. Ich habe m einen Preis dafür gezahlt, über s o lche Dinge Bescheid zu wissen neun Tage und neun Nächte hing ich von der E sche, und m ein Auge verlor ich auch nicht aus Zufall, Mädchen. Und ich sage dir, nichts von de m , was derzeit vor sich geht, ist auch nur im Geringsten ange m essen und natürlich.«
»Ich«, begann Res und spürte brenn e nde Verlegenheit in sich aufsteigen, weil es auf ein m al wie eine An m aßung sondergleichen klang, »ich suche ein Mittel gegen das Nichts. Oder je m anden, der es bekä m p fen kann.«
Die Mundwinkel des einäugigen Mannes zuckten. »Da bist du nicht die Einzige, m ein Kind. Als es begann, stattete ich zuerst Fenris einen Besuch ab, weil ich dachte, es sei seine Schuld, aber nein, der elende W olf war im m er noch gefess e lt. Inzwi s chen hat das Nichts ihn ebenfalls erledigt. Danach ging ich, von den Nornen bis zur Uyúlala, zu allen Orakeln P h antá s i ens, aber«, sei n e Stim m e wurde härter,
»entweder verrieten sie m ir nichts Neues oder das Nichts hatte sie schon erwischt, wie die ar m e Uyúlala.«
» W ir versuchen den Alten vom Wandernden Berg zu finden«, sagte Res. »Er weiß alles, was in Phantásien je geschehen ist und warum es g e schah.«
Zum ersten Mal huschte so etw a s wie Achtung über die Miene des Mannes. »Ist dir klar, dass die Suc h e nach dem Alten sehr wohl den Rest deines Lebens au f zehren k a nn, wie lange oder kurz das auch im m er unter den gegebenen U m ständen währen m ag ? «
»Irgendetwas m uss m an tun«, entge g nete sie. Sie war sich im m er wenigerer Dinge sicher, aber dieses stand für sie f est.
Der Faun kehrte m it Ka m illentee für sie und Yen Tao-tzu zurüc k , stellte der Katze eine S c hale m it W a sser hin und schenkte dem einäugigen Mann betont keinerlei Beachtung, als er wieder ging. Res griff nach ihrer Teetasse, und m it einer blitzartig schnellen Bewegung, die sie nicht erwartet hatte, beugte sich der Mann vom Nachbartisch zu ihr herüber und fing ihre Hand m it der seinen ab. Es war ihre rechte, deren klein e r Finger v e r s tüm m elt war.
» W ie ich sehe, weißt du, was es heißt, etwas für ein Z i el zu geben«, sagte er in sehr ernstem Ton. Seine Finger brannten, als bestünde er aus Feuer. Mit einem von ihnen zog er Linien in ihre Handfläche, und ein grünes Z eichen erschien.
» W as tut Ihr da ? «, rief Yen Tao-tzu und erhob sich, um den Mann von Res wegzureißen, doch einer der Raben flatterte zu seiner Schulter hinüber und verhielt m it seinem sehr spitzen Schnabel nur eine Haaresbreite vor Yen Tao-tzus Auge.
»Ich hole mir eine Auskunft«, e r widerte der einäugige Mann gelassen. »Bleib ruhig, m e in Freund, und Muninn tut es auch. Es wird dem Mädchen nicht schaden.«
» W ie zuvorkom m end«, sagte Res trocken. Unter anderen U m ständen hätte sie wohl Ärger, Angst oder zu m i ndest Anspannung e m pfunden, doch da ihr Körper sich erst vor kurzem von d e m Furchtwurm gerei n igt h atte, kam sie sich zu a u sgelau g t für derartige Gefühle vor. Außerdem hatte sie den unbesti mm t en Verdacht, dass es ihnen recht geschah, nach der Angelegenheit m it d e m W asser m ann.
Das grüne Z eichen auf ihrer Handfläche flac k erte kurz auf, in einem h e ftigen, stechenden Sch m erz. Dann verschwand es.
Der einäugige Mann seufzte. »Das tut m i r Leid«, sagte er.
»Meinen Begleiter zu bedrohen od e r Zeichen a u f m eine Hand zu m alen ? «, gab Res schnippisch zurück. Zu ihrer Überraschung grinste er und m achte keine Anstalten, ihre Hand wieder loszulassen.
»Dein Begleiter könnte nicht von Muninn bedroht werden, wenn er n i cht das fürchten w ü rde, was M uninn in si c h t r ägt G e dächtnis. Nein, es tut m ir für dich Leid. Das war eine Rune, die prüfen sollte, ob du den Weg der Helden gehst. Vor einer Woche bin ich d e m Gesandten der Kindlichen Kaiserin begegnet. Er ist ein Held, der sich nie schuldig ge m acht hat, und wenn das Nichts nicht ohnehin allen Regeln widerspräche und sie auß e r Kra f t s e t z te, würde ich sagen, dass sei n e Geschic h te m it Er f olg end e n wird, weil ich es in mir spüre und sie die Geschichte eines Helden ist. Aber du ? «
Mit seiner anderen Hand strich er ihr eine Haarsträhne aus d e m Gesicht, d i e ihr zwisc h en die Au g en gefallen war. Dann presste er seine L ippen gegen die ihren. Es dauerte nur kurz, nur einen Herzschlag lang, doch Res war
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