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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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warst«, sagte Res neckend, »dann glaube ich dir das n i cht. Von Fenris habe ich gehört. Der wurde vor unendlich langer Z eit gefesselt. Dazu m üsstest du uralt und unsterblich sein, und wenn dem so wäre, dann hättest du beispielsweise in Sassafranien k e ine Angst davor gehabt, dass die Leonesinnen dich u m bringen. Mir s c heint, E i naug ist nicht der Einzige, der zum Angeben neigt.«
    Die Katze schaute zu Yen Tao-tzu. Die Zeit vergeht in Phantásien auf andere Weise, wenn man aus e i ner anderen Welt stammt, gab sie m it leicht gekränkter Miene zurück, aber… ich gebe zu… dass ich es nicht war.
    Res befesti g te d ie Sc h linge zusa mm en m it dem Messer an ihrem Gürtel. »Ich weiß nicht, wie es e u ch geht«, sagte sie, »aber ich füh l e m i ch viel besser. W i r können wieder losfliegen. Und wir we r den den Alten vom Wandernden Berge finden. In das Nichts m it allen besserwisserischen Prophezeiungen.«

 
KAPITEL 19
     
    Das Land Anansi zu überfliegen erwies sich als nicht eben leicht. Das Nichts trat an m ehreren Ste l len auf, noch nicht riesig, nur so breit wie Tempelsäulen, aber dafür häufig, und es beschränkte sich nicht auf den Boden, sondern zog sich endlos in die Höhe. Res schaute nie lange genug hin, um zu überprüfen, ob sich überhaupt irgendwo ein Ende zeigte; nach ihrer letzten Erfahrung m it d e m Nichts wollte sie sich lieber nicht der Gefahr aussetzen, seine seltsa m e Anziehungskraft auf sich wirken zu lassen.
    Gelegentlich in Anansi zu landen war ein übles E r lebnis. Das ganze Land war auf den Be i nen. Flüchtlinge strö m t en entweder in Richtung der Nachbarländer oder, und das war das Schlim m ste, auf d i e Stellen zu, an denen das Nichts a u ftauchte, um sich hineinzustürzen.
    »Rette uns«, flehten die Einwohn e r, »rette uns . « Von einer Rettung durch den Alten, den nie m and je gesehen hatte, wollten sie nichts wissen. Sie verlangten, dass R es ihnen ihren Teppich überließ.
    Im Nachhinein betrachtet, wäre sie lieber noch ein paar m al durch das Schattenland gezogen, m it seinen Kreaturen, die einem jeden Mut nah m e n, und den Gerüchten und Ängsten im Nachtwind. Sie wäre lieber wieder von den Vogell e uten verflucht worden oder vor den Leonesinnen geflohen, als den verzweifelten Blicken der Bewohner von Anansi zu begegnen und »nein« sagen zu m ü ssen. Von dem Wand e rnden Berg gab es keine Spur.
    Aus dem Land der Stei n brüche wur d e eine Land s chaft m it zahllosen Flüssen und fetter, rotbrauner Leh m e, und als der Teppich tiefer flog und R e s erkannte, dass die großen rundköpfigen Figuren, die sich hin und wieder aus dem Bod e n erhoben, keine Statuen waren, da wusste sie, dass sie das L and der Gole m s erreicht hatten: Sefirot.
    Es gab wenige Gebäude in Sefirot und, was bei den zahllosen Flüssen erstaunlich war, auch nur wenige Pflanzen. Die Gole m s lebten, wenn m an es so nennen konnte, ohne Behausung. Es gab auch nur wenige Gole m s, und Res befürchtete, das könnte daran liegen, dass auch hier das Nic h ts bereits au f getauc h t war.
    Hin und wieder trieben F l öße in d e n Flüssen. Res erinnerte sich an einen Teppich, auf dem solche Flöße dargestellt waren; sie trugen die Wortsch m iede, zierliche W esen, etwa so groß wie Zwerge, aber anders als diese nicht daran gewöhn t , in Metall zu arbeiten. W or t sch m iede sprachen die Worte, w e lche die Gole m s aus dem Ton ins Leben riefen. Sie waren auch in der Lage, andere Dinge aus dem Lehm ihres Hei m atlandes zu schaffen, nur durch die Aussprache von Worten; aber zu sprechen bereitete ihnen große Sch m erzen, deswegen überließen sie es in der Regel den Gol e m s, für sie die Dinge des alltäglichen Lebens zu bewerkstelligen. Die Gole m s waren stum m , unbezwingbar stark und nur durch die Buchstaben, welche die W ortsch m iede auf ihren Stirnen eingra v iert hatten, an das Leben gebunden, doch sie konnten keine einzigen dieser Lettern selbst aussprechen.
    Sefirot war ein sehr stilles Land.
    Als sie etwa zwei St u nden lang über Sefirot geflogen waren, dämmerte es, und Res wollte n i cht die Gefahr eingehen, im Dunkeln weiterzuziehen, nicht wenn das Nichts im Nachbarland bereits auftrat und gewiss auch irgendwo in diesem Land zu finden war. Im Dunkeln war es möglich, dass sie das N i chts zu s p ät erkan n ten, um sich seiner Sogkraft zu entziehen.
    » W ir m üssen nur einen Ort finden, an d e m uns nie m and si eht«, sagte Res, immer noch n i edergedrückt in

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