Der König der Narren
und ein über m ü t iges Lächeln verbreitete sich über ihr Gesicht. Yen Tao-tzu, der sie ernst beobachtete, schien überrascht und sogar bestürzt, als sie ihr Nähzeug weglegte, sich zu ihm beugte und ihm Küs s e auf beide Wangen gab.
»Danke«, sagte sie ein wenig ate m l o s. »Das ist es! Es war d u mm von m i r, nicht von selbst daran gedacht zu haben. Oh, ich bin so froh, dass dir das eingefallen ist!«
»Res«, fragte Yen Tao-tzu sichtlich verstört, »weißt du denn nichts über den Alten vom W andernden Berge? Ihn aufzusuchen ist ein größeres W agnis, als wenn m an e i ne Schriftrolle vom N a chbarn borgt.«
» W as auch im m er er zu sagen h a t, kann nicht schlim m er als das Spiegelbild in Kading sein, nicht wahr? Und selbst wenn, wäre es doch die Sache wert. Er weiß die L ösung, und dies m al können wir wirklich vollkom m en s i cher sein, dass es so ist!«
Ich will d ei n e Begeister u ng nicht d ä mpfen, sagte die Katze, die zu ihnen gewandert war, aber das halte ich für keine gute Idee. Woher will s t du wissen, ob es diesen Alt e n überhaupt gibt? Ich kenne niemanden in Phantásien, der ihn oder seinen Berg je gesehen hat, und ich bin weit herumgekommen. In hoffnungsvollem Ton fügte sie hinzu: Wenn du mit dem Stopfen aufgehört hast, kannst du mich dann bürsten?
»Es gibt ihn«, sagte Res überzeugt.
Yen Tao-tzu nickte. »O ja, es g i bt ihn. Aber ob er je m and e n, der ihn sucht, je wieder gehen l ä sst, ist eine andere F r age.«
»Das ist m i r gleich«, sagte Res, »solange er m i r nur sagt, wie m an das Nichts besiegt.« Sie stand auf, zog Yen Tao-tzu hoch und tanzte m it ihm durch den Raum. »Hoffnung, Hoffnung«, sang sie, »wir haben wieder Hoffnung!«
Guin, So und Lo schauten vom Durchstöbern d er Säc k e au f , bli n zelten, blickten sich an und fuh r en achselzuckend fort, alles zu durchsuchen, was Res m itgebracht hatte. Yen Tao-tzu m achte nicht den Eindruck, als sei er m it Tänzen vertraut, aber etwas von Res’ Über m ut übertrug sich auf ihn, und er ließ sich von ihr führen.
Die Katze m aunzte ärgerlich. Die s er Ort muss ansteckend sein. Manche Leute wissen einfach n ic h t, was wichtig ist, sagte sie und berührte den im m er noch auf dem Boden liegenden Kamm vorwurfsvoll mit der Pfote.
In dieser Nacht schlief Res, den beschädigten Teppich unter ihrem Kopf zus a m m engerollt, und wachte sofort auf, als je m and zu ihr kroch und ihn berührte. Aber es h a ndelte sich weder um die Katze noch um Y e n Tao-tzu. D i e Hand, nach der sie gri f f, war fedrig.
»Der Verlorene Kaiser k ann Phantásien nicht retten, nicht wahr ? «, fragte Guin ohne eine Spur von R eu e in der Stimme. » Das bedeutet, Ihr habt im m er noch kein Leben aus dem Tod gebracht. Nur einen weiteren Plan. Ich m uss m i ch um m e ine eigenen Leute kümmern. Ihr schuldet uns m ehr als d i esen Teppich, Prophetin.«
»Ich schulde Euch nichts, und im Übrigen ist der Teppich w ertlos für Euch. Er fliegt nur, wenn ich es ihm befehle«, gab Res scharf zurück und ließ Guin los. Nach ein e r W eile hörte sie, wie Guin sich wieder in ihre Ecke des Rau m es zurückzog.
KAPITEL 16
Sie blieben in der Alten Kaiser S tadt, bis Res den Teppich ausgebesse r t hatte. Es war e i gena r tig, i n m itten der s t um m en, verrückten Menschenkinder zu leben. Hin und wieder versuchte Yen Tao-tzu m it einigen von ihnen zu sprechen, aber es war vergeblich. Die wenigsten konnten auch nur lange genug stehen bleiben, um das Ende des ersten S atzes abzu w arten, und die, denen es gelang, standen noch stumm und verwirrt da, wenn Yen T a o-tzu längst aufgegeben hatte und versch w unden war.
»Vielleicht sind sie am Ende die Glücklicheren«, sagte er düster zu Res, und sie stach m it einer Nadel nach ih m .
Guin und ihre Landsleute unternah m en eigene A usflüge durch das Tal. Res bat die Katze, ihnen h e i m l ich nachzugehen und ein Auge auf sie zu haben, sich aber auf keinen Fall von ihnen fangen zu lassen.
Wie meinst du das, fangen? Ich dach t e, du bist jetzt die Prophetin für diesen Haufen?
»Ich habe keine Angst, dass sie m i ch u m bringen werden«, entgegnete Res, »zu m indest nicht, sol a nge ich die Einzi g e bin, die einen Teppich fliegen kann. Aber sie könn t en versuchen, hier Waffen zu finden oder Dinge, die sich als W affen gebrauchen lassen, und dann dich oder Y en Tao-tzu als Geiseln neh m en, um m i r ihren Willen aufzuzwingen.«
Herrliche A ussichten,
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