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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wurde zu Boden geschleudert. Er stieß mit der Nase an, und sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch sein eigenes Blut erstickte seine Stimme. Rupert packte seinen Arm, zerrte ihn hoch, stieß ihn gegen die Wand und prügelte auf ihn ein. Er war völlig von Sinnen; seine überhebliche Belustigung war in rasenden Zorn umgeschlagen. Er wird mich umbringen, erkannte Jonah, und das war sein letzter klarer Gedanke, ehe sein Verstand sich vernebelte. Nur vage war ihm bewusst, dass Gott sich von ihm abgewandt hatte wegen seines Stolzes, dass er bestraft wurde für seinen Hochmut. Kommt vor dem Fall …
     
    Es war kalt und dunkel, als er zu sich kam. Er richtete sich halb auf, drückte stöhnend die Hand ins Kreuz, und schlagartig wurde ihm übel. Er würgte und spuckte irgendetwas Widerwärtiges aus. Vermutlich sein eigenes Blut. Und das gleich eimerweise, so kam es ihm vor. Als es endlich vorbei war, hob er den Kopf und versuchte, sich zu orientieren. Es war nicht so finster, wie er zuerst geglaubt hatte. Sein Pferd stand ein paar Schritte von ihm entfernt und betrachtete ihn argwöhnisch. Jonah sah die großen, klaren Augen leuchten wie Silberpennys im Mondlicht. Er wusste, wo er sich befand. Es war der Hof hinter der Schenke »Zum schönen Absalom«. Die leeren Bierfässer, die sich hier immer bis in den Himmel zu stapeln schienen, hatten ihm als Junge in Ermangelung von Bäumen schon zum Klettern gedient. Der geeignete Ort für Ruperts Zwecke, denn hier lagen häufiger irgendwelche armen Teufel bewusstlos im Dreck, denen der Trunk die Sinne geraubt hatte oder die im Streit mit anderen Zechern den Kürzeren gezogen hatten. Jonah konnte froh sein, dass sein Pferd nicht gestohlen war.
    Er wusste ganz genau, was geschehen war. Er erinnerte sich an jede Einzelheit, alles, was passiert war, nachdem er HillocksLaden betreten hatte, nur das Ende fehlte ihm. Aber er hatte keine Mühe, es sich vorzustellen.
    Seine Nase schmerzte und fühlte sich an, als sei sie auf Kürbisgröße geschwollen. Er verschränkte die Arme auf den angewinkelten Knien und bettete vorsichtig den bleischweren Kopf darauf. Was soll ich tun? Heilige Jungfrau, hilf mir, was soll ich tun?
    Fang mit dem Naheliegenden an, antwortete er sich selbst. Komm auf die Füße. Er hob den Kopf wieder und streckte seinem Wallach die Hand entgegen – eine fast flehentliche Geste. »Komm her.«
    Und er kam. Jonah hatte es kaum zu hoffen gewagt, auch wenn Waringham ihm wieder und wieder erklärt hatte, dass Pferde freundliche, empfindsame Naturen seien. Jonah packte den Steigbügel, zog sich daran hoch, und als er einigermaßen sicher auf den Füßen stand, richtete er sich auf. Das große Tier strahlte Ruhe und Wärme aus. Seine Gegenwart war so tröstlich, dass Jonah für einen Moment den Kopf an die stämmige Schulter lehnte und die Augen schloss. Doch als er merkte, dass er gefährlich nahe daran war, sein trauriges Los zu beweinen, riss er sich schleunigst zusammen, packte die Zügel, stellte den linken Fuß in den Steigbügel und saß ohne viel Eleganz auf. Jeder verdammte Knochen tat ihm weh. Und ihm war immer noch schlecht. Rupert hatte sich wirklich ins Zeug gelegt.
    Auf Schleichwegen und durch verwinkelte Gassen ritt er zurück zur Ropery. Wohl war ihm nicht dabei, denn die Nacht war hereingebrochen, und nachts gehörten die Straßen den dunklen Bruderschaften. Doch die Vorstellung, in seinem Zustand einem Gildebruder zu begegnen, fand er schlimmer, als unter die Räuber zu fallen.
    Aber er gelangte an sein Tor, ohne neuen Schaden zu nehmen, und fand es wieder einmal von Meurig bewacht.
    Der junge Waliser hielt seine Öllampe hoch, als der Reiter an der Pforte erschien. »Master … O mein Gott. Was ist mit Eurem Gesicht passiert?«
    Jonah blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit, wandte denKopf ab und ritt zu seinem Haus hinüber. Meurig eilte ihm nach, aber Jonah saß ohne seine Hilfe ab.
    »Was ist denn nur geschehen? Gott, wenn ich geahnt hätte … Wär ich doch nur an Eurer Stelle gegangen.« Meurig war ehrlich erschüttert, und das war das Letzte, was Jonah fehlte. »Sir, ich …«
    »Lass mich zufrieden. Halt mir Rachel vom Hals. Und Crispin. Ich will heißes Wasser in meiner Kammer und meine Ruhe.«
    Meurig nickte unglücklich. »Natürlich.« Eilig ging er ins Haus.
    Jonah ließ ihm ein paar Atemzüge Vorsprung und folgte ihm dann. Aus der Küche hörte er Rachels und Crispins angstvoll fragende Stimmen und stieg so schnell er konnte die Treppe

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