Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
vernehmlich auf, dass der Dominikaner hochschaute und ins Stocken geriet.
    Lady Greene folgte dem Blick ihrer Tochter und lächelte. »Master Durham! Das ist eine angenehme Überraschung. Seit Wochen haben wir Euch an unserer Tafel vermisst.«
    Martin Greene öffnete ein Auge. »Und wenn er kommt, kommt er zu früh«, brummte er. »Ein Flegel, wie Burnell so gern und häufig anmerkt.«
    Jonah verneigte sich steif. »Ich bitte um Verzeihung, Lady Greene.«
    Sie wedelte seine Entschuldigung beiseite. »Aber ganz und gar nicht. Geh, Bernice, sag Martha Bescheid, dass wir einen zusätzlichen Gast haben.«
    »Ich kann leider nicht zum Essen bleiben, Madam«, sagte er in ehrlichem Bedauern. Er hatte sich von hier fern gehalten, weil er Master Greenes väterlicher Fürsorge ebenso entfliehen wollte wie Bernice’ zarten Gefühlen, die er nicht erwiderte und die ihn unter Druck setzten. Doch die Fröhlichkeit und vor allem der Esprit dieses Hauses hatten ihm gefehlt, stellte er fest. »Sir, es tut mir wirklich Leid, Eure Mußestunde zu stören.«
    Martin Greene erhob sich ohne das geringste Bedauern. »Wichtig, he? Kommt. Gehen wir hinüber. Es war ein erbaulicher Vortrag wie immer, Bruder Robert, habt vielen Dank.« Mit einem leutseligen Nicken in die Runde entfloh er den Metamorphosen und führte Jonah mit unverkennbarer Befriedigung in sein Arbeitszimmer. »Fastenzeit ist schlimm genug, aber Ovid … herrje«, bemerkte er, während er die Tür schloss. »Verdünntes Bier ist alles, was Bruder Robert uns in diesen Tagen zugesteht.« Er wies einladend auf einen Krug auf dem Tisch.
    Jonah schüttelte den Kopf. Auch Askese gehörte zu den Dingen, die er im Kloster gelernt hatte. Wie alle anderen Leute war auch er jedes Jahr erleichtert, wenn die Fastenzeit vorüber war, aber er hielt sie strikt ein, aß während dieser vierzig Tage weder Fleisch noch Eier oder Butter und auch ansonsten nicht mehr als notwendig, und er erkannte einen Sinn in dieser Prüfung, der nichts mit der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi zu tun hatte.
    Der drahtige, kleine Gildewächter lehnte mit verschränkten Armen am Fensterbrett und sah ihn aufmerksam an. »Ihr solltet Euch lieber hinsetzen, mein Junge. Ehe ihr umfallt. Und dann erzählt mir von Eurem Kummer, der gewaltig sein muss, wenn Ihr freiwillig meinen Rat sucht, wo Ihr doch sonst immer glaubt, Ihr kämet am besten alleine zurecht.«
    Jonah sank auf einen harten Holzstuhl nieder. »Ich glaube … ich bin am Ende.«
    »Geht es ein bisschen genauer?«
    Der junge Kaufmann rang noch einen Moment mit sich. Aber es stimmte natürlich, er war hergekommen, weil er einen Rat brauchte, also gab er sich einen Ruck und erzählte. Er sprach leise und stockend. Aber er ließ nichts aus, begann mit seinem Entschluss, Crispin zu sich zu holen und Rupert bei der Gelegenheit zu demütigen. Er gab sich keine Mühe, sich zu schonen; er wusste, sein Pate hätte ihn so oder so durchschaut.
    Und er hatte völlig Recht. Als er geendet hatte, war Martin Greenes Miene finster geworden. Es war still im Zimmer, im ganzen Haus; nur durchs Fenster hörte man das Schimpfen der Sperlinge im Hof und dann den Schrei eines Pfaus.
    »Lasst mich sehen, ob ich es richtig verstanden habe«, begann der Warden der Tuchhändler schneidend. »Ihr habt Rupert Hillock angeboten, die Hälfte Eures Kontraktes zu übernehmen, und damit den Pfad seriösen Geschäftsgebarens verlassen, denn der Lord Treasurer hatte Euch den Kontrakt gegeben, nicht Rupert.«
    »Ja«, gestand Jonah.
    »Ihr habt ihm vierzig Pfund vorgestreckt, ohne mir einen Ton davon zu sagen – entgegen unserer Abmachung, jede Transaktion von mehr als zehn Pfund zu erörtern?«
    »Ja, Sir.«
    »Und damit habt Ihr Rupert, der in finanziellen Schwierigkeiten war, seinen Lehrjungen abgepresst. Mit einem zu erwartenden Profit von zehn Pfund?«
    »Richtig.«
    »Und jetzt bezichtigt Ihr Euren Vetter, er habe einen mit Handschlag besiegelten Vertrag gebrochen und nicht geliefert?«
    »Ich … bezichtige ihn nicht. Ich habe Euch berichtet, was passiert ist, aber ich werde es nicht zur Anzeige bringen, denn Elizabeth würde für ihn aussagen.«
    Martin Greene hob abwehrend die Linke. »Das ist eine rein technische Frage, die mich im Augenblick nicht interessiert. Ihr sagt also, Hillock habe lieber die vierzig statt der zehn Pfund eingestrichen, ganz gleich, wie die Folgen für Euch sind?«
    Jonah schüttelte den Kopf. » Weil die Folgen ruinös für mich sind. Die vierzig

Weitere Kostenlose Bücher