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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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feinstem italienischem Samt, wie Jonah unbewusst registrierte, über einem dunkelgrünen Leinenwams, ein beängstigendes Schwert an der Seite, einen Köcher auf dem Rücken und einen Bogen in der Hand. Er hatte braune, goldgefleckte Augen, die Jonah besorgt und durchdringend zugleich anschauten. »Ich habe gesehen, wie sie Euch angriffen«, fuhr der junge Ritter fort. »Die Schulter ist gewiss gebrochen.«
    Jonah stützte sich an einen nahen Baumstamm und kam ein wenig unsicher auf die Füße. Mit der rechten Hand hielt er den linken Unterarm, um die Schulter zu entlasten. »Habt vielen Dank, Sir.« Er streifte den toten Banditen mit einem unbehaglichen Blick. »Er … er wollte sich mit meiner Börse wohl nicht zufrieden geben.«
    Der Ritter schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein. Er und sein Kumpan haben Euch Euren Beutel gelassen und Eure Satteltaschen nicht angerührt. Seht Ihr, da vorn steht Euer Pferd.Der zweite Strolch ist auf seinem eigenen geflohen. Das waren keine gewöhnlichen Diebe. Sie wollten Euch töten.«
    Jonah nickte stumm.
    »Warum?«, fragte der junge Mann interessiert.
    »Ich … weiß es nicht.« Er hatte wirklich nicht die leiseste Ahnung. Aber jetzt war es vorbei, und er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Stattdessen sammelte er seinen Verstand und verneigte sich höflich vor dem Fremden. »Ich bin Euch wirklich sehr zu Dank verpflichtet, Sir.«
    Der Ritter winkte bescheiden ab. »Es war nicht der Rede wert. Eine glückliche Fügung, dass ich gerade vorbeikam. Ich war auf der Jagd, wisst Ihr, aber ich hatte nicht damit gerechnet, Jagd auf Banditen zu machen. Es ist wahrlich eine Schande, wenn ein ehrlicher Mann am helllichten Tage nicht mehr gefahrlos durch Epping Forest reiten kann. Der König sollte sich dringend einmal darum kümmern und seine Straßen sicherer machen.«
    »Ich bin überzeugt, der König tut, was er kann«, entgegnete Jonah.
    »Glaubt Ihr wirklich?«
    »Ja.«
    »Nun, ich wünschte, ich könnte mir dessen so sicher sein wie Ihr.«
    Jonah wollte zu einer flammenden Rede zur Verteidigung seines Königs ansetzen, als das ironische kleine Lächeln seines Gegenübers ihn plötzlich mit Argwohn erfüllte.
    »Es wäre wohl kaum höflich, dem Mann zu widersprechen, der mir soeben das Leben gerettet hat. Würdet Ihr mir Euren Namen verraten, Sir?«
    Der Ritter grinste plötzlich wie ein Lausebengel. »Edward Plantagenet.«
    Jonah sank benommen auf ein Knie nieder. »Mein König«, war alles, was er herausbrachte, und er dachte: Großmutter hatte Recht, du bist ein ausgekochtes Schlitzohr.
    Der junge König Edward biss sich reumütig auf die Unterlippe. »Nehmt es mir nicht übel, mein Freund, es war nichtmeine Absicht, Euch aufs Glatteis zu führen. Erhebt Euch und sagt mir Euren Namen.«
    Jonah kam auf die Füße. Die Rechte stützte immer noch den linken Unterarm. Ein bohrender Schmerz strahlte von der Schulter bis ins Handgelenk. »Jonah Durham, Sire.«
    Er verstand kaum, warum er das sagte; bis zu diesem Tag hatte er sich immer Hillock genannt. Doch auf einmal wollte er einen eigenen Namen, wollte alle alten Bande kappen.
    »Ich sehe, Ihr leidet Schmerzen, Master Durham. Erweist mir die Ehre und begleitet mich in mein Lager, dort wird sich jemand finden, der Eure Schulter versorgt.«
    Jonah schüttelte entsetzt den Kopf. »Das ist wirklich nicht nötig. Außerdem muss ich dringend meine Reise nach Norwich fortsetzen und …«
    »Ich bestehe darauf«, unterbrach der König entschieden. »Ihr seid Kaufmann?«
    Jonah nickte scheu. »Ja, Sire.«
    »Nun, wenn Ihr wollt, sorge ich dafür, dass der Wollmarkt in Norwich um einen Tag verlängert wird, damit Ihr in Ruhe Eure Geschäfte tätigen könnt.« Er hob grinsend die Schultern. »Ich brauche es einfach nur zu befehlen, wisst Ihr.«
    Jonah staunte, wie leicht es ihm fiel, das Grinsen zu erwidern. »Das wird nichts nützen, Sire, denn die besten Geschäfte werden am ersten Tag gemacht, mit oder ohne königlichen Befehl.«
    Edward sah ihn aufmerksam an und nickte. »Ja. Mir ist bewusst, dass ich auf Eure Welt viel weniger Einfluss habe als auf die meiner Lords. Und das fasziniert mich, denn …« Er brach ab und hob den Kopf. »Hufschlag.«
    Jonah hörte es auch, sah in die Richtung, aus welcher die Pferde sich näherten, und nach wenigen Augenblicken kamen zwei weitere junge Ritter zwischen den Bäumen hervorgeprescht, einer blond, einer dunkel, beide auf feurigen, ungeheuer großen Pferden und bis an die Zähne bewaffnet.

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