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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Gewässer, hin und wieder sprang eine Forelle.
    Kein weißes, sondern ein mitternachtsblaues Laken bedeckte die Tafel, silberne Kerzenleuchter und Becher wurden aufgestellt, Diener trugen Schemel herbei, und die Ritter und Damen im Gefolge des Königs nahmen ihre Plätze ein. Der Duft von gebratenem Wildbret erfüllte die klare Abendluft, und eine leichte Brise vertrieb die brütende Hitze des Tages.
    Jonah saß hoffnungslos verlegen zwischen Waringham und dessen Freund Dermond und kam sich in seinem schlichten grauen Kittel, der zwar aus guter Wolle, aber ganz und gar unmodern war, gänzlich fehl am Platze vor. Verstohlen beobachtete er den König, der an der gegenüberliegenden Seite in der Mitte der Tafel saß. Der Platz neben ihm war noch frei, und Edward wirkte ein wenig ungeduldig.
    Doch als aus einem nahen Zelt drei Damen traten, glättete sich seine Stirn, und er erhob sich. Alle am Tisch Versammelten folgten seinem Beispiel, und so beeilte sich auch Jonah, auf die Füße zu kommen.
    Die vordere der drei Damen blieb vor dem König stehen und neigte den Kopf ein wenig. »Bin ich etwa schon wieder zu spät, Sire?« Sie sprach Englisch, doch ihr französischer Akzent war ebenso ausgeprägt wie charmant.
    Edward nahm ihre Hand, führte sie kurz an die Lippen und verneigte sich. »So ist es, Madame. Und dabei bin ich halbtot vor Hunger. Doch das Warten hat sich wieder einmal gelohnt. Du siehst überwältigend aus. Wie eine Königin.«
    Unter allgemeiner Heiterkeit nahmen alle ihre Plätze wieder ein, und die Dame erwiderte lächelnd: »Nun, ich gebe zu, die Rolle ist mir noch ein wenig fremd, aber ich bemühe mich.« Ein Diener rückte ihr den Sessel an des Königs Seite zurecht.
    Das also ist Philippa von Hainault, schloss Jonah. Edward hatte nicht übertrieben. Die Königin sah in der Tat überwältigend aus. Dabei war sie keine außergewöhnlich schöne Frau. Sie hatte ein hübsches, frisches Gesicht, klare braune Augen; nur die Nase war vielleicht ein wenig prägnant für ein Frauengesicht. Ihr Mund war voll und rot und schien von Natur aus zu einem kleinen Lächeln geformt. Die Haare, die unter der engen, von Edelsteinen besetzten Haube hervorwallten, glänzten dunkelbraun, und die Königin hatte eine wohl proportionierte, tadellose Figur. Aber auch das war nicht außergewöhnlich. Was ihren Anblick indes überwältigend machte, war ihre Garderobe. Philippa trug eine Kotte mit langen, ungewöhnlich weiten Ärmeln. Dieses Unterkleid war aus glatter Seide und hatte eine Farbe, die Jonah nie zuvor gesehen hatte, etwa wie Karamell. Die Ärmel waren am Saum reich mit Goldfäden und einem tiefgrünen Wollgarn bestickt, aus welchem auch das ärmellose Überkleid gearbeitet war. Es war ein herrliches Tuch, dünn und glatt, und es fiel so weich und fließend wie Wasser. Der runde Halsausschnitt und ihr Gürtel waren mit den gleichen kleinen Edelsteinen besetzt wie die passende, grüne Haube. Es war perfekt.
    »Sire, wer ist dieser schwarzäugige Fremde dort drüben am Tisch, der mich immerzu anstarrt, wenn auch diskret aus dem Augenwinkel?«
    Jonah fuhr entsetzt zusammen, senkte den Kopf und murmelte: »Ich bitte um Vergebung, Madame.«
    Edward lachte leise. »Das ist Master Durham aus London.« Mit wenigen Worten berichtete er der Königin, unter welchen Umständen er Jonah getroffen hatte.
    Philippas übermütige Miene wurde sehr ernst, und sie sagte zu Jonah: »Ich bedaure, was Euch geschehen ist, Sir. Und Ihr dürft ruhig wieder aufsehen. Euch ist längst verziehen. In Wahrheit habe ich überhaupt keine Einwände gegen bewundernde Blicke. Ihr ahnt ja nicht, wie eitel ich bin.«
    »Auch das gehört zu den vielen Dingen, die wir gemeinsam haben«, bemerkte der König seufzend, und wieder gab es Gelächter.
    »Nun, Ihr und die Königin seid schließlich nahe genug verwandt, Sire«, stichelte Bruder Albert. »Glaubt man dem Erzbischof von Canterbury, hättet Ihr eigentlich gar nicht heiraten dürfen, da Ihr beinah so etwas wie Bruder und Schwester seid. Es ist also nicht weiter verwunderlich, wenn Ihr von ähnlichem Gemüt seid.«
    »Ach, der Erzbischof.« Die Königin machte eine Geste, als wolle sie eine lästige Mücke verscheuchen. »Welch einen Unsinn er manchmal redet. Wie war das doch gleich wieder, Sire? Ich vergesse es ständig. Der Vater Eures Vaters war mein Urgroßvater?«
    Der König nickte. »Und damit nicht genug: Unsere Großväter mütterlicherseits waren Brüder.«
    » Halb brüder«, verbesserte

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