Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
billigt meine Gründe. Ich hatte gehofft …«
»Uns allen ist bekannt, auf welcher Seite Vater Gilbert in dieser Sache steht«, fiel Burnell ihm ins Wort. »Aber vor uns kannst du dich nicht hinter seinem Rücken verstecken.«
»Jonah«, sagte Arthur Knolls betont leise. »Du hast einen Antrag eingebracht, vorzeitig aus deinem Lehrvertrag entlassen und als Mitglied in diese Gilde aufgenommen zu werden. Du wärest damit der jüngste Gildebruder, den wir je in unseren Reihen hatten. Dein Ansinnen ist höchst ungewöhnlich. Auf der anderen Seite ist uns allen bewusst, dass dein Vater ein freier Londoner war und dass darüber hinaus deine Erbschaft eine ebenfalls ungewöhnliche Situation geschaffen hat. Aber du verweigerst deinem Meister den Dienst und den schuldigen Gehorsam. Das ist ein schwerer Verstoß gegen unsere Regeln, den du erklären musst. Zu unserer Zufriedenheit, nicht zu der Vater Gilberts.«
Die Gildewächter nickten, und zustimmendes Gemurmel erhob sich in der Halle.
Jonah schwieg. Er saß in der Falle. Er konnte keine Klage gegen Rupert vorbringen, weil er nicht den geringsten Beweis hatte, der seinen Vetter mit dem Anschlag in Epping Forest in Zusammenhang brachte. Und darum, erkannte er entsetzt, würden sie ihn zu Rupert zurückschicken. Wie lange würde es wohl dauern, bis er im Haus der Hillocks einem tragischen, rätselhaften Unfall zum Opfer fiele? Ruperts Bärenkräfte und Elizabeths Tücke ergaben eine tödliche Verbindung. Er wusste, er hatte ihnen nichts entgegenzusetzen.
»Das ist doch alles Zeitverschwendung«, grollte Adam Burnell. »Sollen wir uns eine Laus in den Pelz setzen und einen unverschämten Grünschnabel ohne jeden Respekt aufnehmen? Eine Tracht Prügel ist das Einzige, was dir zusteht, du Flegel. Sei nur froh, dass du nicht mein Lehrling bist!«
Jonah hob den Kopf. »Ja, Sir, darüber bin ich in der Tat ausgesprochen erleichtert.«
Vor allem die jüngeren Gildebrüder schienen es zu sein, die lachten, aber auch Martin Greene hob hastig die Hand an den Mund und kratzte sich an der großen Nase. Ehe sein Amtsbruder auffahren konnte, fragte er Jonah: »War es das? Bist du der Ansicht, dass Master Hillock dich in unangemessener Weise geschlagen hat?«
Jonah zog die Brauen in die Höhe. »Ich bin nicht völlig sicher, was ›in unangemessener Weise‹ bedeutet, aber nein, ich denke nicht.«
»Dann lasst uns zum Ende kommen«, drängte Burnell. »Wir alle haben wohl Besseres zu tun, als uns mit diesem Unsinn zu befassen.«
»Hab noch einen Augenblick Geduld, Adam«, bat der Gildemeister. »Wir wollen nicht vergessen, dass der junge Jonah hier eine Fürsprecherin hat und wir ihm außerdem zu Dank verpflichtet sind für die Ehre, die er der Gilde mit seinem Beitrag zu den Schauspielen einbringt. Da er aber nicht gewillt oder in der Lage ist, diese Angelegenheit zu unserer Zufriedenheit aufzuklären, wollen wir hören, was Master Hillock dazu zu sagen hat. Master Hillock? Wollt Ihr bitte vortreten?«
Jonah sah sich nicht um. Aber er hörte den schweren Schritt seines Vetters und sah ihn aus dem Augenwinkel neben ihm stehen bleiben. Für einen Moment wandte er den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Er ist betrunken, erkannte Jonah. Respektvoll neigte er das Haupt vor seinem Meister. Nur Rupert sah sein verächtliches Grinsen.
»Komm du mir nach Hause, du unverschämter Bastard …«
Der Gildemeister räusperte sich vielsagend. »Master Hillock, ich darf Euch bitten, Euch zu mäßigen. Seid so gut und sagt uns, Sir, warum Jonah Eurer Meinung nach Euer Haus verlassen hat und glaubt, er könne nicht mehr unter einem Dach mit Euch leben.«
Rupert hob die massigen Schultern. »Liegt das nicht auf der Hand? Er hält sich für zu fein, um mir länger zu dienen. Sichunterzuordnen war noch nie seine Stärke, und seit der Erbschaft denkt er, er hat es nicht mehr nötig.«
»Nun, der Zeitpunkt der Erbschaft liegt schon viele Wochen zurück. Euer Haus verlassen hat er aber erst, nachdem er aus Norwich zurückkam.«
Rupert nickte. »Ganz recht, Sir. Er hat in Norwich ein paar Geschäfte auf eigene Rechnung gemacht, und jetzt hält er sich für einen großen Kaufmann.«
Arthur Knolls sah zu Jonah. »Ist das wahr? Du hast eigene Geschäfte gemacht?«
»Ja, Sir«, gestand er. »Nachdem ich die Aufträge meines Meisters erledigt hatte.«
»Aber du musst doch wissen, dass du keinen Handel auf eigene Rechnung treiben darfst.«
»Nicht in London, Sir. Das habe ich auch nicht getan. Ich
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