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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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habe die Wolle zum Spinnen nach Surrey geschickt und werde sie erst verkaufen, wenn ich meine Zulassung bekomme.«
    »Bis dahin haben die Motten sie hoffentlich gefressen«, stieß Rupert wütend hervor.
    Arthur Knolls runzelte missfällig die Stirn, äußerte sich aber nicht. Stattdessen fragte Burnell: »Master Hillock, unterstützt Ihr den Antrag Eures Verwandten auf vorzeitige Aufnahme in die Gilde? Denkt Ihr, es sei an der Zeit, ihn aus der Lehre zu entlassen?«
    »Ganz und gar nicht, Master Burnell«, erwiderte Rupert, und er wirkte plötzlich erstaunlich nüchtern. Jonah hörte selbst, wie vernünftig Ruperts Stimme klang. »Ich will gerne bestätigen, dass er schon viel gelernt und eine glückliche Hand im Geschäft hat. Er versteht wahrhaftig schon allerhand von Wolle und den Gesetzen des Handels. Aber er ist ein junger Heißsporn und noch nicht bereit für die Verantwortung, die ein eigenes Geschäft und eine Mitgliedschaft in dieser ehrenwerten Bruderschaft mit sich bringt. In zwei Jahren, wenn seine Lehrzeit abgelaufen ist, wird er ein guter Kaufmann sein, da bin ich sicher. Aber jetzt noch nicht.«
    Knolls und Burnell wechselten einen Blick und tauschten einbeinah unmerkliches Nicken. Dann sah der Gildemeister zu Jonah und sagte nicht unfreundlich: »Wir glauben, dein Meister hat Recht. Du bist zu jung, ich habe es von Anfang an gesagt. Geh nach Hause, lerne Gehorsam und diene deinem Meister mit gebotener Pflichterfüllung. In zwei Jahren sprechen wir uns wieder. Und nimm den Ring vom Finger. Du hast kein Recht, ihn zu tragen.«
    Jonah senkte den Kopf und sah auf den Ring am rechten Mittelfinger hinab. Es war der Ring seines Großvaters, den er auf Geheiß der alten Cecilia an ihrem Todestag Vater Gilbert überbracht hatte und der ihm laut ihrem Testament zustand. Es war ein Siegelring, der in winzigen, kunstvoll gearbeiteten Buchstaben das Motto der Gilde trug: Gott allein gebühren Ruhm und Ehre.
    Langsam hob er die Rechte an den Mund und streifte den Ring mit den Zähnen vom Finger. Er verspürte ein flaues Gefühl im Magen, beinah eine Art Übelkeit. Alles war verloren. Er wusste nicht, was er falsch gemacht hatte, aber er hatte verloren.
    »Warum tust du das?«, fragte Martin Greene plötzlich.
    Jonah sah auf. »Sir?«
    »Warum ziehst du den Ring mit den Zähnen ab?«
    »Oh … ich hatte die linke Schulter gebrochen. Es heilt gut, aber der Arm ist noch steif.«
    Greene nickte. »Wie ist es passiert?«
    Jonah berichtete mit zwei Sätzen von dem Überfall in Epping Forest.
    Die Tuchhändler raunten ebenso empört wie verwundert. Niemand hatte bislang davon gehört.
    »Du kannst von Glück sagen, dass du mit dem Leben davongekommen bist«, meinte Greene.
    »Ja, Sir.«
    »Und du bist nicht bestohlen worden?«, fragte der Gildewächter ungläubig.
    Jonah schüttelte den Kopf. »Ich hatte Glück. Eine Jagdgesellschaft war im Wald und kam mir rechtzeitig zur Hilfe.«
    Arthur Knolls lächelte. »Ja, davon hörten wir. Aber die Männer des Königs haben die Strauchdiebe nicht gefasst, nein?«
    »Einer wurde erschossen. Der andere ist geflüchtet. Einer der Ritter hat ihn verfolgt, aber nicht gefunden. Ich nehme an, weil er ihn nördlich des Waldes gesucht hat. Vermutlich ist der Räuber direkt nach Süden geritten, zurück nach London.«
    Martin Greene sah auf. »Wie kommst du darauf, dass sie aus London kamen?«
    Jonah verfluchte sich für seine Unachtsamkeit und fuhr sich verlegen mit der Zunge über die Lippen. »Es war … mein Eindruck, Sir.« Und plötzlich erkannte er, wieso dieser Eindruck sich damals so aufgedrängt hatte. Jetzt, da ihm diese Erkenntnis gekommen war, konnte er überhaupt nicht begreifen, wieso es ihm nicht schon viel eher aufgegangen war. »Einer von beiden kam mir bekannt vor.«
    »Woher?«, wollte Greene wissen.
    »Ich habe ihn letzten Winter gelegentlich in der Stadt gesehen.« Der Keulenschwinger war der Betrunkene gewesen, der den Bäcker am Pranger angepinkelt hatte. Jonah war sich absolut sicher.
    Die drei Gildeoberen schwiegen verwundert, und an den Tischen in der Halle erhob sich unbehagliches Gemurmel und Füßescharren.
    »Das ist in der Tat höchst seltsam«, sagte der Gildemeister beunruhigt.
    Rupert trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Was macht es für einen Unterschied, woher das Gesindel kam? Jonah ist unversehrt, und nichts wurde gestohlen.«
    »Trotzdem sieht es so aus, als hätte Euer Lehrling Feinde in London, Master Hillock«, wandte Martin Greene

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