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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ein. Er beugte den Kopf ein wenig vor, um Rupert scharf anzusehen, und wirkte mit seiner gewaltigen Nase mehr denn je wie ein jagdgieriger Habicht. »Ihr solltet ihn gut hüten.«
    »Ja, ja«, brummte Rupert ungehalten. »Seid unbesorgt, Master Greene.« Er packte Jonah roh am Arm und zerrte ihn herum. Es war der linke Arm, und das kaum verheilte Schlüsselbeinprotestierte. Instinktiv riss Jonah sich los und wich vor seinem Vetter zurück.
    Die Gildebrüder und vereinzelten -schwestern verfolgten die Szene mit ernsten Gesichtern. Vater Gilbert erhob sich unsicher von seinem Platz am Rande der hohen Tafel.
    »Ein Augenblick noch, Master Hillock«, bat Martin Greene ausgesucht höflich.
    Sein Amtsbruder und der Gildemeister sahen ihn abwartend an. Sie kannten ihn gut genug, um zu wissen, dass Greene eine Schurkerei witterte, wenn er so verbindlich wurde, und da er der beste Warden war, den sie je gehabt hatten, mischten sie sich nicht ein, ehe sie wussten, worauf er hinauswollte.
    Rupert wandte sich stirnrunzelnd um. »Was gibt es denn noch?«
    »Vergebt mir, Sir, aber ich habe das Gefühl, Ihr verkennt den Ernst der Lage. Euer Lehrling und Schutzbefohlener hat ein Vermögen geerbt, das durchaus groß genug ist, um ihn in Gefahr zu bringen. Mir wäre wohler, wenn Ihr uns versichern wolltet, dass Ihr ein wachsames Auge auf seine Sicherheit haben werdet.«
    »Das werde ich«, knurrte Rupert; es klang unheilvoll. »Verlasst Euch darauf.«
    »Dann seid Ihr doch gewiss bereit, uns diesbezüglich einen Eid zu leisten, nicht wahr?«, fragte Greene.
    Jonah sah nervös von einem zum anderen. Als Greenes Blick auf ihn fiel, schüttelte er fast unmerklich den Kopf, aber der Gildewächter lächelte nur und fuhr fort: »Nur als Geste, um nach Eurem Zerwürfnis die gegenseitige Verpflichtung neu anzuerkennen. Ich bin überzeugt, auch Jonah ist bereit, einen diesbezüglichen Eid zu leisten.«
    »Was zum Teufel soll das werden?«, fragte Rupert argwöhnisch.
    »Ich fordere Euch nochmals auf, Euch zu mäßigen, Master Hillock«, fuhr der Gildemeister scharf dazwischen. »In dieser Halle wird nicht geflucht.«
    Rupert hörte ihn kaum. Er sah unverwandt zu Greene, der seinen Blick mit größter Gelassenheit erwiderte.
    »Könnte jemand eine Bibel besorgen?«, bat Greene die Versammlung. »Rupert Hillock wird vor uns allen mit seinem unwilligen Lehrling einen Eid tauschen. Der junge Jonah wird schwören, dass er seinem Meister fortan den geschuldeten Gehorsam leisten und ihm bis zum Ende seiner Lehrzeit in Demut dienen wird. Master Hillock wird schwören, dass er alles in seiner Macht Stehende tun wird, um das Wohlergehen seines Lehrlings fortan zu schützen. Und er wird schwören, dass er das auch in der Vergangenheit immer getan hat.«
    Ruperts Mund öffnete sich. Jonah überlegte, ob irgendwer außer ihm die feinen Schweißperlen auf der Oberlippe seines Vetters sehen konnte.
    »Das ist lächerlich!«, donnerte Rupert. »Dieser aufsässige Flegel hat mir vom ersten Tage an nichts als Scherereien gemacht. Trotzdem habe ich meine Pflichten als sein Lehrmeister immer getreulich erfüllt. Er hat an meinem Tisch gegessen, und ich habe jahrein, jahraus wie ein Bruder für ihn gesorgt, obwohl er der Schandfleck meiner Familie ist, der Sohn einer Hure und eines Taugenichts!«
    Jonah stand mit fest zusammengebissenen Zähnen einen Schritt neben Rupert und starrte ihn mit verengten Augen an. Seine Arme baumelten trügerisch harmlos herab, die Hände zu lockeren Fäusten geballt. Aber er spürte den Dolch an seinem Gürtel wie ein schwaches Brennen auf der Hüfte. Nenn meine Mutter noch einmal so, und es wird Blut in dieser Halle fließen, dachte er, entweder deins oder meins …
    Er zwang sich, ruhig durchzuatmen, und wandte sich langsam zur hohen Tafel um. »Ich verwahre mich gegen jede Beleidigung meiner Mutter.«
    Arthur Knolls nickte. »Der Junge hat Recht, Master Hillock, und meine Geduld mit Euch hat sich erschöpft. Ich habe Euch bereits zweimal ermahnt, Eure Worte mit mehr Bedacht zu wählen. Ich belege Euch mit einem Bußgeld von zehn Shilling wegen Eures ungebührlichen Benehmens in dieser Halle und fordere Euch mit allem Nachdruck auf, den von Master Greene genannten Eid zu leisten.«
    Elia Stephens, der junge Gildebruder, der sich zu Weihnachten so große Mühe gegeben hatte, Jonah zum Trunk zu verführen, kam mit Vater Gilberts Bibel aus der nahen St.-Lawrence-Kirche zurück.
    »Hier, Sir.« Mit einer respektvollen Verbeugung legte

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